Muskatellersalbei (Salvia sclarea) ist im Mittelmeergebiet sowie in Südwest-Asien beheimatet. Der Anbau in Mitteleuropa, hier vor allem in Weinbauregionen, ist jedoch schon seit dem frühen Mittelalter belegt.
Zum Beispiel ist der Muskatellersalbei u.a. Teil des „Capitulare de Villis“, einer Liste, die im Jahr 812 im Auftrag von Kaiser Karl dem Großen erstellt wurde und in der alle Nutzpflanzen aufgelistet wurden, die auf einem Landgut kultiviert werden sollten. Auch der Mönch Walahfrid Strabo (Abt des Klosters Reichenau, 838–849) widmet dem Muskatellersalbei in seinem „Hortulus“, einem Gartengedicht, eine Strophe.
Muskatellersalbei gehört zur Familie der Lippenblütengewächse. Es ist eine immergrüne, zweijährige bis ausdauernde krautige Pflanze mit regenerierender Pfahlwurzel. Diese liebt sonnige, tiefgründige, nährstoffreiche Standorte und eine gut dosierte Wasserversorgung. Die Pflanze erreicht Wuchshöhen von 50 bis 110 cm. Im ersten Jahr wird die Blattrosette ausgebildet, die eher unscheinbar ist. Im zweiten Jahr entwickelt sich der Blütenstand. Die großen Laubblätter sind einfach und herzeiförmig gestaltet sowie grau behaart. Die Blütenstandsachsen sind mit einfachen Haaren und Drüsenhaaren (Muskatellergeruch) besetzt. Die zwittrigen Blüten sind spiegelgleich angeordnet. Der Kelch ist breit herzförmig, am Rand kurz bewimpert, lila, weinrot oder weiß. Die Kelchzähne sind begrannt und stechend. Die Krone ist 20 bis 28 Millimeter lang, hellblau, rosa oder lila. Die Kronröhre hat innen auf der Bauchseite eine kleine Schuppe.
Nach der Aussaat wird der Muskatellersalbei angegossen und in der ersten Zeit nur leicht gegossen. Er verträgt keine Staunässe und leidet unter sehr feuchtem Boden, insbesondere im Winter. Schwerer Boden sollte durch etwas Sand aufgelockert werden. Ansonsten gedeiht er auf fast jedem Substrat, auch in lockerer Kübelerde.
Die blühende Muskatellersalbei-Pflanze enthält unter guten Bedingungen so viel ätherisches Öl, dass sie regelrecht harzig-klebrig wird. Der starke balsamische Duft hat eine geheimnisvoll anregende Note und lädt geradezu ein, sie für die Zubereitung sinnlicher Köstlichkeiten und zur Körperpflege zu verwenden. Die Verwendung des ätherischen Öls für Parfum hat speziell im Mittelmeerraum lange Tradition.
Auch zur Aromatisierung von Wein wird Muskatellersalbei verwendet. Dies kann auch heute noch in der heimischen Küche ausprobiert werden. Dazu werden einige Blüten etwa eine Woche in einen guten trockenen Weißwein gelegt, dann abgeseiht und der Wein kühl getrunken.
Die frischen Blüten eignen sich auch zur Dekoration von Salaten, wobei sie hier sparsam verwendet werden sollte, da ihr Geschmack schnell zu dominant wird. Die getrockneten Blätter und Blüten eignen sich auch für Duftsträuße oder ein Potpourri.
Mit Muskatellersalbei hergestelltes Massage- und Körperpflegeöl hat eine entspannende, traumfördernde und sogar leicht erotisierende Wirkung. Es eignet sich gut für einen entspannten Tagesausklang oder einen sinnlichen Abend zu zweit. In der Volksheilkunde wird Muskatellersalbei als verdauungsförderndes und krampflösendes Mittel sowie gegen Menstruationsbeschwerden verwendet.
Rainer Proksch – Gartenfachberater der Fachkommission des Stadtverbandes