Das Bamberger Hörnchen, auch Bamberger Hörnla oder Bamberger Hörnle genannt, ist eine der ältesten deutschen Kartoffelsorten, offiziell beurkundet in Franken seit 1854.
Seit Dezember 2005 ist das Bamberger Hörnla Passagier auf der Arche des Geschmacks der deutschen Organisation Slow Food® Deutschland e.V. und gilt als herausragend gutes, im Bestand gefährdetes, traditionelles regionales Lebensmittel.
Im Jahr 2008 wurde sie „Kartoffel des Jahres“, aufgrund ihres feinen, sehr intensiven Kartoffelgeschmacks mit einer nussigen Note. Die als festkochend geltenden Kartoffeln sind klein und haben eine ca. 50 bis 150 mm längliche, fingerförmige, krumme Form. Die Bamberger Hörnchen haben festes hellgelbes Fleisch, leicht ockerfarbene Haut, eine saftige Konsistenz und zartweiche Festigkeit im Biss.
Die Sorte drohte auszusterben. Dem Einsatz von Kleingärtnern und Freunden einer breiten Sortenvielfalt in der Landwirtschaft aus ganz Deutschland ist zu verdanken, dass sich die Bestände wieder gefestigt haben.
Im Kleingarten lässt sich das Bamberger Hörnchen leicht anbauen und ist recht robust gegenüber Krankheiten. Auch eine besondere Anfälligkeit für bestimmte Schädlinge ist nicht bekannt. Allerdings sollte bei feuchtwarmem Wetter alle paar Wochen eine Kontrolle auf Krautfäule erfolgen. Die Kartoffelpflanze ist eher klein und blüht weiß.
Die Reifezeit dieser mittelfrühen Kartoffel liegt bei 120 bis 140 Tagen. Die Knollen mögen es allgemein warm und sonnig. Der Boden sollte aufgelockert und frei von Unkraut sein. Am besten legt man die Kartoffeln zwischen April und Mai. Eine Bewässerung in Trockenperioden ist erforderlich.
Ideal für die Lagerung nach der Ernte ist eine Temperatur um die 5°C bei wenig Luftfeuchtigkeit. Dabei sollten die Kartoffeln in einem luftdurchlässigen Behältnis liegen und keine Druckstellen aufweisen. So können die Knollen über den ganzen Winter gelagert und verarbeitet werden.
In meinem Kleingarten kultiviere ich das Bamberger Hörnchen seit zwei Jahren mit Erfolg (siehe Bilder). Im jungen Zustand geerntet, kann sie mit der Schale verzehrt werden.
Der industrielle Anbau der Sorte ist aufwendig, wobei der Ertrag eher gering ist. Außerhalb der Anbaugebiete ist die Sorte daher häufig nur in Feinkostläden bei spezialisierten Händlern und in Bioläden zu erhalten.
Im Oktober 2013 wurde die Sorte von der EU als regionale Marke bestätigt (als geschützte geographische Angabe), d.h., es dürfen seither europaweit als “Bamberger Hörnla” nur Kartoffeln (Speise- und Pflanzkartoffeln) angeboten werden, die in Franken angebaut wurden.
Die Bamberger Hörnchen werden aufgrund einer großen Ähnlichkeit mit der französischen Sorte “La Ratte” verwechselt. Diese ist ertragreicher und damit eine günstigere Sorte für den industriellen Anbau.
Rainer Proksch – Gartenfachberater der Fachkommission des Stadtverbandes