Eine Pflanze, die im Mittelalter vor allem in Thüringen Bedeutung hatte, ist der Waid (Isatis tincturia). Die Waidblätter wurden getrocknet oder frisch verarbeitet zum Färben von Naturstoffen genutzt und die lie?en die Produkte in einem wunderschönen Indigoblau erstrahlen. Mit der Nutzung synthetischer Farben ging die Bedeutung von Waid zurück.
Um 1980 erfolgte ein Renaissance der Pflanze vor allem im Erfurter Raum. Auf kleinen Flächen wurde die zweijährige Pflanze wieder angebaut. Sie gehört zur Familie der Kreuzblütler, leuchtet mit deinen gelben Blüten von Mai bis Juni und ähnelt im aussehen dem Raps.
Wissenschaftliche Analysen zu Inhaltsstoffen und Verwendung erfolgten und werden noch immer durchgeführt. So wurde gefunden, dass die Pflanze sowohl pilz- als auch insektenhemmende Stoffe enthält. Als Inhaltsstoffen sind Farbstoffe, Gerbstoffe und Indican zu nennen. Für Einsatzgebiete in der Pharmazie laufen Untersuchungen. Noch ist nicht abzuschätzen, welche Bedeutung Waid zukünftig haben wird. Kenner der Pflanze nutzen sie jetzt schon zur Prophylaxe, denn Tee aus Blättern oder Wurzeln hilft zum Gurgeln bei Husten, äu?erlich gegen Hautkrankheiten, innerlich gegen Krebs- und Viruserkrankungen, wobei dies wegen der schwierigen Dosierung und Giftwirkung als gefährlich einzustufen ist.
Hildegard von Bingen stellte aus Waidblättern, Hirschtalg und Geierfett eine Salbe gegen Lähmungen her.
In einem mittelalterlichen Lexikon ist zu finden: „Bereitet man aus den gestampften Blättern ein Pflaster, schlie?t und heilt es selbst die grö?ten Wunden und bringt ihre Blutung zum Stehen, ferner verdrängt es sämtliche Geschwülste; und stampfst Du es mit Honig, so reinigt es eiternde Wunden, mit Eiwei? verquickt und aufgetragen, verschönt es die Male auf der Haut und hilft dem heiligen Feuer.“
Bedeutung haben Zubereitungen der Pflanze schon jetzt im technischen Bereich als Holzschutzanstrich, vor allem für denkmalgeschützte Bauten und feuerhemmende Sprühmittel. Auch im kosmetischen Bereich sind Produkte aus Waid zu erhalten, wie Pflegecremes, Shampoos oder Waschlotionen. Im Botanischen Garten ist diese interessante Pflanze zu sehen.
Dr. Hannelore Pohl