In den Sommermonaten erfreut uns mit ihren wunderschönen gelben und immer der Sonne zugewandten Blüten die Sonnenblume (Helianthus annus). Sie gehört zur Familie der Korbblütler. Die Sonnenblume ist eine einjährige Pflanze, die einen guten Boden und genügend Feuchtigkeit bevorzugt.
Die dem griechischen Sonnengott Helios geweihte Pflanze wurde von den Indianern schon vor 3000 Jahren angebaut. Im 16. Jahrhundert wurde sie von Spaniern als Zierpflanze nach Europa gebracht und seit dem 19. Jahrhundert vorwiegend als Ölpflanze genutzt. Nach wie vor ist sie als Zier- und Nutzpflanze bekannt, hat aber auch in der Pharmazie große Bedeutung.
Interessant ist, dass von der Pflanze die Sonnenblumenblütchen bzw. die Sonnenblumenblütenblätter geerntet werden. In diesen zungenförmigen Randblüten sind Inhaltsstoffe enthalten, die fiebersenkend wirken. Durch Alkohol können die Inhaltsstoffe ausgezogen werden. Die Blätter der Sonnenblume, zur Blütezeit geerntet, haben ähnliche Wirkungen wie die Blütenblätter.
Doch wesentlich interessanter und bedeutender sind die Sonnenblumenfrüchte – die Kerne. Sie enthalten etwa 27 bis 37 % fettes Öl, das reich an ungesättigten Fettsäuren ist, wertvolle Eiweiße sowie Carotinoide und Lecithine.
Sonnenblumenöl besitzt eine Giftbindefähigkeit. Dies wird beim Giftziehen genutzt. Dazu wird 1 EL Sonnenblumenöl (kaltgepresst) in den Mund genommen und 5 bis 10 Minuten gekaut. Die Gifte der Mundschleimhaut und Quecksilber aus den Zahnfüllungen werden aufgenommen. Das nach dem Kauen milchig-weiß gefärbte Öl wird ausgespiehen. Danach sind die Zähne gründlich zu reinigen. Das „Ölziehen“ bewirkt u.a. eine bessere Durchblutung der Mundschleimhaut. Bei Immunschwäche, Kopfschmerzen, Bronchitis, Arthrose, rheumatischen Erkrankungen, Herz- und Nierenbeschwerden, Nerven- und Lebererkrankungen liegen positive Berichte über Erfolge vor. Durch das „Ölziehen“ wird das Gleichgewicht in der Mundflora wieder hergestellt. Zellen, Gewebe und Organe können sich regenerieren.
In der Pharmazie findet das Öl ebenfalls Verwendung als Füllmaterial für Weichgelatinekapseln sowie zur Herstellung von Salben und Cremes.
Die geschälten Samen werden in Brot und Brötchen verbacken und können roh oder geröstet Salate verfeinern. Werden Samen den Hühnern verfüttert, sollen diese mehr Eier legen.
Die Blätter können nach Angaben der Literatur geraucht werden. Auch eine Verwendung der Stängel ist möglich. Das faserige Mark soll sich zur Herstellung von Textilien und Papier eignen. Die Asche der verbrannten Stängel ist ein guter Kalidünger.
Um kontaminierte Böden zu sanieren werden Sonnenblumen angebaut. Erfreuen Sie sich jährlich an den wunderschönen Blüten der Pflanze!
Dr. Hannelore Pohl