Fast über das gesamte Jahr ist der Rainfarn (Tanacetum vulgare; Chrysanthemum vulgare) zu finden. Dem ausdauernden Wurzelstock entspringen mehrere aufrechte, meist unverzweigte Stängel. Sie können bis zu 150 cm hoch werden und sind nur im oberen Bereich doldenrispig verzweigt. Die Blütenköpfchen sitzen in doldigen Blütenständen und blühen von Juni bis zum Herbst intensiv gelb. Rainfarnblüten weisen keinen Strahlenkranz auf, sie bestehen nur aus Röhrenblüten, eine Besonderheit bei den Korbblütlern. Die Laubblätter sind wechselständig angeordnet und einfach bis doppeltfierderschnittig.
Rainfarn ist in unseren Regionen an sonnigen Stellen, an Waldrändern, auf Schuttplätzen, eigentlich überall zu entdecken.
Den Pflanzen, Blättern wie Blüten, entströmt ein intensiver Geruch. Jeder wird diesen anders empfinden – angenehm oder unangenehm. Er rührt von dem ätherischen Öl her, das u.a. Kampfer und Thujon enthält. Daneben wurden noch Bitterstoffe, Gerbstoffe und Flavonoide nachgewiesen.
Rainfarn ist auch unter den Namen Wurmkraut, Wurmsamen, Dannebloom oder Knöpfchen bekannt. In der Antike war die Pflanze unbekannt, wurde aber schon seit dem 8. Jahrhundert zu Heilzwecken verwendet und galt im 16. Jahrhundert als Wurmmittel.
Viele verschiedene Herkünfte sind bekannt, die z.T. giftig sind. So ist bei der Eigenmedikation der Pflanze Vorsicht geboten. Vergiftungen äußern sich durch Erbrechen, Entzündungen von Magen und Darm, Leibschmerzen, Erweiterung der Pupillen bis zu Krämpfen, Kreislauf- und Atemstillstand. Ebenfalls muss vor Hautallergien gewarnt werden, die vorwiegend Gärtner, Floristen und Mitarbeiter der Kosmetikindustrie betreffen können. Rainfarn lässt sich gut trocknen, behält seine Farbe und wird daher gern zur Dekoration verwendet. Auch bei Tieren treten durch diese Pflanze Vergiftungen auf.
Durch fettes Öl lassen sich die Inhaltsstoffe von Rainfarn ausziehen. Gegen Rheuma hilft eine solche Einreibung. Heute ist Rainfarn Bestandteil in Kosmetika und Badezusätzen. Mundwasser aus Rainfarn soll starke Zahnschmerzen lindern. Auch soll der intensive Geruch der Blüten Motten und Mücken vertreiben.
Naturfasern können mit Rainfarn gut gefärbt werden. Mit entsprechenden Beizen lassen sich goldgelbe Farbtöne erzielen.
Der Gattungsname Tanacethum ist seit dem 9. Jahrhundert bekannt. Der Ursprung ist allerdings unklar. Vom Namen Chrysanthemun steht crysos für Gold, anthemon für Blüte und bezieht sich auf die goldgelbe Blüte. Der Artname vulgare weist auf gewöhnlich hin und steht für häufiges Vorkommen. Sicher werden Sie im Frühjahr diese interessante Pflanze erkennen.
Dr. Hannelore Pohl