Heilende Pflanzen vor unserer Haustür
Ende des Monats beginnen wieder die Weihnachtsmärkte. Als besondere Delikatesse werden den Besuchern dort „Heiße Maronen“ angeboten. Dies sind Weiterzüchtungen von Edel- oder Esskastanien. Diese Bäume wachsen auch bei uns, doch werden nach Literaturangaben jährlich etwa 2.000 t Esskastanien (Castanea sativa) importiert. Importländer sind vorwiegend Spanien und Italien. Doch auch im Bot. Garten ist eine Esskastanie zu finden, die ebenfalls jedes Jahr Früchte trägt. Die Bäume, die zu den Buchengewächsen gehören, lieben sonnige und trockene Standorte. Die Bäume sind winterhart und gelten als Klimabäume, die mit den Folgen der steigenden Temperaturen gut zurecht kommen.
Erst mit etwa 20- 30 Jahren beginnen die Bäume zu blühen. Die Blüte erstreckt sich von Mai bis Juli, wobei männliche und weibliche Organe in getrennten Blüten, aber auf einer Pflanze zu finden sind. Umstritten ist die Art der Bestäubung. Es wurde sowohl Wind- als auch Insektenbestäubung beobachtet. Neben Bienen konnten weitere Insektenarten, vor allem Käfer beobachtet werden, die vorwiegend männliche Blüten besuchten. Windbestäubung kann bis zu über 100 km erfolgen, doch ist die Pollendichte nur innerhalb von 20- 30 Meter zur Bestäubung ausreichend. Edelkastanien sind selbstinkompatibel, das heißt, die Pflanze kann sich nicht selbst bestäuben. Die Reifezeit der Früchte ist von der Sorte und dem Standort abhängig und kann sich bis November erstrecken. Die Früchte befinden sich in einer stacheligen Hülle und sind erst reif, wenn die Hülle aufspringt und die glänzenden rotbraunen Nüsse entlassen werden. Jede Hülle enthält bis zu drei Nüsse. Das gelb-weißliche Fleisch befindet sich unter der braunroten, holzig- ledrigen Schale und ist von einer Samenhaut umgeben. Beides muss vor dem Verzehr entfernt werden.
Esskastanien sind reich an wertvollen Inhaltsstoffen. Sie enthalten vorwiegend Kohlenhydrate (Stärke und Zucker), Vitamine der B- Gruppe und viele Mineralstoffe, davon reichlich Kalium. Im Gegensatz zu vielen anderen Nüssen enthalten sie kein Fett.
Der Nährwert der Früchte ist hoch und so sind sie in vielen südlichen Lander Bestandteil der täglichen Nahrung.
Maronen können roh gegessen werden, doch ist das Fruchtfleisch sehr hart und unangenehm zu kauen. Werden sie geröstet, wird die Stärke verzuckert und die Früchte schmecken leicht süß.
Geröstete Kastanien sind eine Nascherei, die ein unvergleichlich nussiges Aroma hat und ihre zarte und mürbige Textur auf der Zunge zergeht. Sie werden zu einem Schoppen Wein oder einem Federweißer verzehrt. Auch als Beilage oder Füllung zu Geflügel und Schweinebraten oder als Maronenpürree werden sie gern genutzt.
Interessant ist auch, dass die Laubblätter Verwendung finden. Sie enthalten Gerbstoffe, Flavonoide und Ascorbinsäure. In der Volksmedizin werden sie als Absud bei Erkrankungen der Atemwege, Fieber, Husten, Durchblutungsstörungen und als Gurgelmittel bei Halsentzündungen empfohlen.
Ebenfalls gerbstoffreich ist das fäulnisresitente Holz, das bei Küferarbeiten und in der Möbelindustrie eingesetzt wird.
Im kommenden Jahr wird uns die Echte Kastanie als sommergrüner Baum im Bot. Garten wieder erfreuen.
Kontaktdaten: Freundeskreis Botanischer Garten Oberholz, Störmthaler Weg 2, 04463 Großpösna, Tel. 034297- 41249, Mail: botanischer-garten-oberholz@gmx.de
Hannelore Pohl.