Heimische Heilpflanzen: Mäusedorn

Franz Xaver - CC BY-SA 3.0
Franz Xaver - CC BY-SA 3.0

Oft bin ich im Botanischen Garten an einer scheinbar unauffälligen Pflanze, dem Mäusedorn, vorbei gelaufen, ohne ihn weiter zu beachten. Bei einem Besuch in Kroatien fiel mir diese Pflanze wildwachsend mit wunderschönen roten Beeren auf. Da sie sehr interessant ist, möchte ich sie in diesem Monat vorstellen.

Mäusedorn (Ruscus aculeatus), auch als Stechender Mäusedorn, Stachelmyrte oder Dornmyrte bekannt, gehört zu den Spargelgewächsen. Seine Heimat ist überwiegend das Mittelmeergebiet. Er ist ein kleiner bis 80 cm hoher immergrüner Halbstrauch. Die Blätter sind Phyllokladien, die durch Metamorphose (Umbildung) der Sprossachse entstanden sind. Sie sind zweizeilig angeordnet, länglich und starr und verjüngen sich zu einer schmalen, stechenden Stachelspitze. Mäusedorn blüht von März bis Mai und bildet rote Beeren, die bis zum folgenden Jahr an der Pflanze zu finden sind.

Schon Plinius (23-79 n.Chr.), ein römischer Gelehrter, kannte und verwendete Mäusedorn als Nahrungsmittel. Bis zum 16. Jahrhundert fand die Pflanze oft Verwendung. Oberirdische Teile oder die Wurzel wurden zu Sud verarbeitet, der getrunken wurde, um Wasser aus dem Körper auszuschwemmen, Blasensteine auszuspülen, Monatsblutungen einzuleiten, Kopfschmerzen zu bekämpfen oder Gelbsucht zu lindern. Die unterirdischen Teile wurden wie Spargelgemüse verzehrt, mit Blütenknospen die Speisen gewürzt. Äußerlich aufgelegt konnten Wunden und Geschwüre geheilt werden.

Die Pflanze geriet dann in Vergessenheit. Erst im vergangenen Jahrhundert wurde die gefäßtonisierende Wirkung erkannt. Die  Inhaltsstoffe, wie z.B. ätherisches Öl, Benzofurane, Saponine, wie Ruscin, Ruscosid mit Ruscogenin, Gerbstoffe und Harze bestätigen die Wirkung. Als Droge wird von September bis Oktober die Wurzel geerntet.

Eine Teezubereitung ist wenig sinnvoll, da die entscheidenden Wirkstoffe fettlöslich sind. Es gibt entsprechende Zubereitungen, die entzündungshemmend wirken, die Venenwände stärken und dafür sorgen, dass keine Flüssigkeit aus der Blutbahn durch die Gefäßwände in das umliegende Gewebe tritt. Cremes und Tinkturen wirken so gegen Krampfadern, Besenreiser und Hämorrhoiden und sind oftmals verträglicher als Präparate aus der Rosskastanie.

Interessant ist auch, dass früher die Zweige des Mäusedorns als Topfreiniger verwendet wurden. Eine weitere Anwendung fand die Pflanze zur Bekämpfung von Mäusen und Ratten. Die Zweige sollten den Mund und den Magen der Nager schädigen. Dazu wurden die Zweige in die Seile eingeflochten, an denen die Schinken aufgehängt waren. Die Zweige bzw. Seile wirkten wie Stacheldraht. In England heißt die Pflanze butche’s broom, dies bedeutet Metzgerbesen. Die Fleischer fegten mit den gebündelten Zweigen ihre Hackblöcke sauber.

Heute werden die Triebe oft wegen ihrer Schönheit und Haltbarkeit in Trockensträußen verarbeitet. Bewundern auch Sie im Botanischen Garten diese Pflanze!

Dr. Hannelore Pohl

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