Die Lupine (Lupinus) ist eine der ältesten Kulturpflanze. Schon seit über 4.000 Jahren ist sie bekannt und wird als Futter-, Gemüse-, Zier – oder Wildpflanze genutzt. In Deutschland werden die Pflanzen seit dem 16. Jahrhundert angebaut. Doch die Lupinen, die zur Familie der Hülsenfrüchtler gehören, enthalten für den Menschen und die meisten Tiere unverträgliche Alkaloide. Diese „Bitterlupinen“ dienten hauptsächlich der Bodenverbesserung, da die Wurzeln der Hülsenblütler Luftstickstoff binden können.
Lupinen sind ein- oder mehrjährig, lieben offene, sonnige nicht zu nährstoffreiche und kalkarme Böden. Sie bilden eine Pfahlwurzel, durch die verdichteter Boden gelockert werden kann. Ihre Laubblätter sind handförmig gefiedert und bestehen aus 9- 19 lanzettlich geformten Blättchen. Dekorativ sind ihre Blütenkerzen, die von unten nach oben aufblühen. Die Blüten sind zwittrig und weisen die typische Form von Schmetterlingsblüten auf. In eine Hülse eingebettet reifen die rundlich und abgeflachten Samen.
Am Bekanntesten sind sicher die ausdauernden Zierlupinen (Lupinus polyphyllus), die mit ihrer Farbenpracht dominieren, durch den hohen Alkaloidgehalt (0,8- 8 %) jedoch nicht verzehrt werden können.
Lupinensamen enthalten viel Protein (40 %), viele essentielle Aminosäuren, hohe Mengen an Lysin, Eisen und Mineralstoffen, wie Natrium, Kalium Calcium und Magnesium und sind dadurch ein wertvolles Nahrungsmittel. So versuchte sich u.a. der Züchter Reinhold von Sengbusch um 1930 bitterstoffarme Lupinen zu züchten. Ziel war es, einen Alkaloidgehalt unter 0,05 % in den Samen zu erhalten. Ernährungsphysiologisch wird ein Alkaloidgehalt unter 0,02 % gefordert. Nur durch längere Züchtungsarbeit sind diese Ziele zu erreichen, da der Alkaloidgehalt dominant vererbt wird. Alkaloidarme Lupinen werden als Süsslupinen bezeichnet. Mit der Verringerung des Alkaloidgehaltes wurden die Pflanzen jedoch anfälliger gegen pilzliche Erreger, z. B. der Anthraknose.
Als Süsslupine sind die Weiße (Lupinus albus), die Gelbe (Lupinus luteus) siehe Bild und die Blaue Lupine (Lupinus angustifolius) im Handel. Diese großkörnigen Leguminosen werden vorwiegend in Brandenburg, Mecklenburg Vorpommern und Sachsen Anhalt angebaut.
Schon Hildegard von Bingen empfahl die Nutzung von Lupinen, da diese krebshemmend, antioxidativ und antimikrobiell wirken. Auch bei Eiweißmangelkrankheit, Diabetes, Rheuma sowie bei Haut- und Magenkrankheiten sollen sie positive Effekte zeigen. Werden die bitterstoffhaltigen Samen für 14 Tage in Salzwasser eingelegt und das Wasser ständig erneuert, gehen die Bitterstoffe verloren. Eine Wässerung der Süsslupine ist nicht nötig. So können die Samen, die einen maximalen Wassergehalt von 14 % aufweisen sollen, sofort genutzt werden.
Lupinenprodukte sind glutenfrei. Doch sollten Personen, die unter einer Erdnussallergie leiden, lupinhaltige Lebensmittel meiden. Aus Lupinen werden für die menschliche Ernährung Fitnessprodukte, proteinreiche Brotaufstriche, Fleischersatzprodukte, veganes Eis, Mehle, Kaffee usw. hergestellt. Voraussetzung ist, dass der Alkaloidgehalt unter 0,02 % liegt und eine gleichmäßig hohe Qualität der Samen gegeben ist. In der Probephase befinden sich „Lupini“, Pralinen mit Lupinenfüllung. Lupinenmehl kann zum Backen genutzt werden. Es bindet viel Wasser, wodurch die Zugabe von Eiern verringert werden kann. Durch Antioxidantien erhöht das Lupinenmehl die Haltbarkeit der Backwaren. Doch sollte der Anteil von Lupinenmehl 15 % der Gesamtmenge aus Geschmacksgründen nicht überschreiten.
Untersuchungen ergaben, dass durch elektrische Muskelstimulation und Lupinenprotein der Muskelaufbau gefördert und der Muskelschwund reduziert werden kann. Durch Nahrungsmittel aus Lupinen können hohe Cholesterinwerte gesenkt, Diabetes eingedämmt und die Darmflora stimuliert werden. Das pflanzliche Eiweiß der Lupinen wirkt basenbildend.
Ein Anbau von Süsslupinen im Garten ist gut möglich. So kann dieses Superfood selbst produziert und verwertet werden.
Gutes Gelingen!
Dr. Hannelore Pohl