Eine unserer ältesten und äußerst interessanten Kulturpflanze ist der Hanf (Cannabis). Als Ursprungsgebiet des Hanfes gilt Zentralasien. Von hier aus hat er sich auf der ganzen Welt (außer in der Wüste, den Tropen und an den Polen) verbreitet. Da zur Zeit viel über Hanf gesprochen wird, sollen die Pflanze und ihre Einsatzgebiete vorgestellt werden.
Hanf ist eine einjährige Pflanze, die zu den Hanfgewächsen gehört. Die Pflanze bildet nur einen Stängel, der eine Höhe bis zu 5 m erreichen kann und mehr oder weniger verzweigt ist. Die Wurzeln, die von einer stark verholzten spindelförmigen Pfahlwurzel abgehen, können bis über 1 m in den Boden vordringen. Die Pflanze wächst sehr schnell. Der Stängel ist grün, verholzt im Alter, ist eckig und mit Haaren und Drüsen besetzt. Hanf ist eine Faserpflanze. So werden im Bastteil des Stängels Faserbündel gebildet, die den Holzteil umschließen. Hanf ist eine diözische Pflanze, das heißt, es gibt männliche und weibliche Pflanzen, wobei die männlichen schwächer entwickelt sind als die weiblichen Pflanzen. Samen werden natürlich nur auf den weiblichen Pflanzen gebildet. Die Blätter des Hanfes sind lang gestielt, tief gefingert und setzen sich aus 5- 9 gezähnten, schmal lanzettlichen Blattfingern zusammen. Beide Seiten der Blätter sind mit Drüsen und Haaren besetzt. Die Blütenstände sind unscheinbar. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind. An den Boden stellt der Hanf keine besonderen Ansprüche und kann dadurch fast überall angebaut werden.
Hanf ist äußerst vielseitig verwendbar, da die gesamte Pflanze genutzt werden kann. Hanf ist eine geschätzte Faserpflanze. Die Hanffasern werden in den Stängeln zwischen Holz und Rinde gebildet. Durch biologischen Aufschluss oder auf mechanischem Weg werden die Fasern gewonnen. Sie ähneln den Fasern des Leins und wurden bzw. werden u.a. zur Herstellung von Segeltuch, Nähgarnen, Bindfäden, Säcken, Verpackungsstoffen, wertvollen Stoffen verarbeitet und überall dort eingesetzt, wo es auf Festigkeit der Materialien ankommt. Eine wichtige Rolle spielt Hanf für die Papierherstellung. Erst mit dem Einsatz von Holz zur Herstellung von Papier verlor Hanf die Bedeutung als Rohstoff. Für hochwertige Papiere, die eine hohe Reißfestigkeit aufweisen, wurde Hanfzellulose eingesetzt. Aus den Samen der Hanfpflanze kann eine hochwertiges Speiseöl gewonnen werden, das einen hohen Anteil von der essentiellen Linolsäure aufweist. Untersuchungen zeigten, dass Hanföl eine cholesterin senkende Wirkung bei Ratten zeigte. Hanfsamen können ebenso wie Leinsamen den Speisen zugegeben werden, u.a. im Müsli. Hanföl findet ebenfalls Einsatz in technischen Produkten, wie Druckfarben, Ölfarben, Reinigungsmitteln, Sägekettenöl oder Treibstoff. Schäben, die bei der Fasergewinnung anfallen, dienen als Baumaterial, u.a. als Spanplatten zur Wärmedämmung oder mit Zusätzen als universelles Baumaterial.
Es gibt Hinweise, dass bereits vor 5.000 Jahren Hanf medizinisch genutzt wurde. Die Anwendung erfolgte z.B. bei Malaria, Verstopfung, geistiger Zerstreutheit, Darmverstimmung, bei Schmerzen und Frauenkrankheiten.
Als Inhaltsstoffe konnten in blühenden oder mit Früchten enthaltenden Zweigspitzen der weiblichen Pflanzen Cannabinoide (CBD) , u.a. Tetrahydrocannabinol (THC) , ätherische Öle, Phenole, Harze und Flavonoide nachgewiesen werden. Eine positive pharmakologische Wirkung wird den Inhaltsstoffen u.a. als Antibrechmittel bei chemischen Krebstherapien, bei Asthma, Augenleiden, Epilepsie, zur Beruhigung und Schmerzstillung bescheinigt. Allerdings wirkt Hanf auch euphorisch in Form von Marihuana (Zweigspitzen mit Blättern) oder als Haschisch (Harz). Hanf eine Pflanze, die von der Botanik her interessant ist, die sehr genügsam und äußerst ertragreich ist, die ganz vielseitig eingesetzt und verwertet werden kann, die medizinisch wertvoll aber auch vorsichtig genutzt werden sollte- ob sie die Bedeutung erlangt, die ihr eigentlich zukommt?
Dr. Hannelore Pohl