Heimische Heilpflanzen: Haferwurzel

Bild von Annette Meyer auf Pixabay
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Der Garten wird winterfest gemacht, letzte Pflanzen geerntet und dabei werden schon wieder Überlegungen angestellt, was im kommenden Jahr angebaut werden kann. Versuchen Sie doch den Anbau von Haferwurzel (Tragopogon porrifolius), die auch unter den Namen Austernpflanze, Weißwurzel, Hafermark, Lauchbocksbart, Mark- oder Milchwurzel bekannt ist. Die Pflanze gehört zu den Korbblütlern.

Haferwurzel stammt aus dem Mittelmeerraum. Doch ein Anbau in unseren Breiten ist gut möglich. Die Haferwurzel ist eine ein- bis zweijährige Pflanze. Im ersten Jahr bildet sie eine Rosette mit bis zu 25 bis 30 linear-lanzettförmigen Blättern. Im zweiten Jahr wachsen gerade stehende Stängel, die Längen bis zu 1,50 m erreichen können. Die Blüten erscheinen von Juni bis Juli, sind zungenförmig purpurn oder violett. Als Früchte entwickeln sich raue, schnabelförmige Achänen mit schmutzig-weißem Haarkelch, die leicht vom Wind verbreitet werden. Im Boden sind die Pflanzen mit bis zu 30 cm langen Pfahlwurzeln verankert.

Seit der Antike wird die Wurzel der Pflanzen als Gemüse genutzt. Theophrastos (371-287 v.Chr.) erwähnte bereits Tragopogon, den Bocksbart. Die Wurzel schmeckt süßlich, der Geschmack erinnert an Austern. Sie enthält Milchsaft und ist nahrhaft. Als Inhaltsstoffe sind Inulin, Schleime, Kalium, Calcium, Magnesium und Carotinoide zu nennen. Die Wurzeln dienen als diätetisches Lebensmittel und sollen die Entgiftung der Leber fördern. Geröstet und gemahlen werden sie als Kaffeeersatz genutzt.

Unkompliziert ist der Anbau. Im April können die Früchte in tiefgründige, gelockerte Böden mit einem Reihenabstand von 20 bis 25 cm gesät werden. Frischer Mist sollte nicht im Boden sein, gute Komposterde ist erwünscht. Die Samen gehen rasch auf, die Keimfähigkeit ist gut. Stehen die Pflanze zu dicht, ist ein Vereinzeln sinnvoll.

Im Herbst des ersten Anbaujahres werden die Wurzeln geerntet. Diese sollen nicht geschält, sondern nur gewaschen werden, da sonst der Milchsaft austritt. Die sich an den Wurzeln befindenden kleinen Härchen werden abgerubbelt. Die Haferwurzel ist frosthart. Im zweiten Standjahr kann die Pflanze dann eine stattliche Höhe erreichen. Sobald die Blüte erscheint, verholzen die Wurzeln und sind somit nicht mehr genießbar. Doch auch die Blüten, Blätter und Stängel können zu Salaten, Suppen, fleisch- und Fischgerichten zugegeben werden und bereichern die  Geschmacksskala.

Bis ins 16. Jahrhundert wurde die Haferwurzel in Mitteleuropa angebaut, später jedoch durch die ähnlich schmeckende Schwarzwurzel verdrängt. Ende des vergangenen Jahrhunderts begann eine erfolgreiche Kultivierung der Haferwurzel in den Ländern Westeuropas, in  Kanada und den USA.

Vielleicht ist die Haferwurzel auch eine Pflanze in ihrem Garten im kommenden Jahr, denn

„Habermark macht d‘Bube stark“.

Dr. Hannelore Pohl

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