Jedes Jahr wird ein Baum des Jahres gekürt. In diesem Jahr haben sich der Verein der „Baum des Jahres“ und die Stiftung „Baum des Jahres- Dr. Silvius Wodarz Stiftung“ für die Gewöhnliche Robinie (Robinia pseudoacacia) entschieden. Mit der jährlichen Aktion soll die Arbeit für Bäume in Parks, der Landschaft und im Wald intensiviert und gesichert werden.
Die gewöhnliche Robinie ist im östlichen Nordamerika und Mexiko heimisch. Anfang des 17. Jahrhunderts gelangte sie nach Europa. Heute gehört sie weltweit zu den meist gepflanzten Bäumen. Die botanische Bezeichnung des Baumes stammt von Linne. Mit diesem Namen sollte Jean Robin (1550- 1629), ein Pariser Apotheker und Kurator der königlichen Gartenanlagen geehrt werden. Es wurde angenommen, dass Robin als Erster den Baum in Europa kultiviert hat. Bestätigt ist diese Annahme jedoch nicht.
Die Robinie ist in Wäldern, doch vorwiegend als Alleebaum und Bienenweide sowie als Hecken- und Feldgehölz zu finden. Der Baum ist recht Salz- und Immissionstolerant, kommt gut mit städtischem Klima und durch sein reiches Wurzelsystem auch mit schwierigen Bodenverhältnissen zurecht. Die Robinie gehört zur Familie der Hülsenfrüchtler. Diese haben ja die Fähigkeit, Luftstickstoff zu binden und den Boden dadurch mit Stickstoff anzureichern.
Die Robinie ist ein sommergrüner Baum, der 25-30 m groß werden kann. Der Stamm hat eine raue grobe tief gefurchte Borke. Der Austrieb erfolgt erst recht spät im Frühjahr. Die Laubblätter sind wechselständig und unpaarig gefiedert. Sie sind etwa 15- 30 cm lang. Die Blättchen sind kurz gestielt und ganzrandig. Die Nebenblätter sind zu Dornen umgewandelt. Die weißen Schmetterlingsblüten stehen in hängenden, traubenförmigen Blütenständen zusammen. Sie sind sehr nektarreich und duften süßlich. Die Blütezeit erstreckt sich von Ende Mai bis Anfang Juni. In den Hülsen, die auch im Winter noch an den Bäumen zu erkennen sind, werden 4-10 Samen gebildet.
Wie viele Hülsenfrüchte, ist auch die Robinie teilweise giftig. Nicht giftig sind die Blüten und wenn sie gekocht sind, die Blätter. Verschiedene Inhaltsstoffe konnten in den unterschiedlichen Pflanzenteilen nachgewiesen werden. Die Blüten enthalten überwiegend ätherische Öle, die stark duften und Flavonoide. Die Blüten werden als Aromatikum und Gewürz verwendet. Auch wirken sie galle- und harntreibend, abführend, krampflösend narkotisierend und tonisch. Ein Tee aus Blüten hilft gegen Kopf- und Magenschmerzen, bei Brechreiz und Übelkeit. Aus den Blüten kann ein Blütensaft durch Zugabe von Zitronensäure, Zucker und Wasser hergestellt werden. Blütenessenzen werden erhalten, wenn Blüten in Glasschalen mit Wasser gestellt werden. Diese wecken neue Energien und lassen Ruhe und Erholung finden. Eine Salbe aus Robinienblüten mit Schaffett oder Schweineschmalz zubereitet, ist wohltuend bei trockener, rissiger und spröder Haut.
In der Homöopathie wird die frische Rinde der jungen Zweige bei Erkrankungen des Magen- Darm-Traktes genutzt.
Die Robinie ist durch ihre reiche Blütenpracht eine gute Futterquelle für Bienen. Der Robinienhonig, fälschlicherweise auch als Akazienhonig im Handel bekannt, sieht klar- goldgelb aus, schmeckt mild und bleibt lange flüssig.
Das Holz ist sehr hart und witterungsbeständig. Für die Fertigung von Werkzeugen und vor allem Gartenmöbeln ist es hervorragend geeignet. Durch seinen guten Heizwert hat es auch Bedeutung als Energieholz.
Die Robinie- ein Baum, der eingebürgert wurde, doch jetzt zur Kulturlandschaft gehört.
Dr. Hannelore Pohl