Heimische Heilpflanzen: Gewöhnliche Natternkopf

Natterkopf

Eine interessante Pflanze, die Naturgärten bereichert und auch heilend wirkt, ist der Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare). Der  Natternkopf gehört zur Familie der Rauhblattgewächse und ist  verwandt mit Borretsch und Beinwell.

Natternkopf, auch bekannt als Stolzer Heinrich, Himmelsbraut oder Wilde Ochsenzunge ist sehr anspruchslos. Er gedeiht auf trockenen bis halbtrockenen steinigen Böden, an Wegrändern, in sandigen Gegenden und Höhen bis zu 1.000 m. Die Pflanze ist zwei- oder mehrjährig. Um an Wasser zu gelangen, bildet sie Wurzeln bis zu 2,5 m Länge aus. Der Stängel ist steif und rund und erreicht Höhen zwischen 25 und 100 cm. Am Stängel befinden sich steife Borsten und kleine rote Flecken. Die Blätter sind lineal lanzettlich, bis zu 10 cm lang und ebenfalls mit Borsten besetzt, die als Verdunstungsschutz dienen. Hübsch anzusehen sind die Blüten, die von Mai bis Oktober erscheinen. Anfangs sind sie rosafarben bis violett und später blau. Bestäubt werden die Blüten von Insekten, die sich von Nektar ernähren. Diese wissen, dass nur von roten Blüten Nektar zu holen ist. Die Besucher sind vorwiegend Dickkopffalter, Distelfalter, der Große Kohlweißling, der Schwalbenschwanz u.a.. Es wurden über 40 Schmetterlingsarten, über 30 verschiedene Wildbienen und Schwebfliegen auf dem Natternkopf beobachtet. Die Staubblätter der Pflanze sind ungleich lang, besitzen lange, dünne Staubfäden und ragen aus der Blüte heraus. Das sind gute Landepunkte für die Bestäuber.  Nach der Bestäubung werden die Samen gebildet, die in Klausen zerfallen.

Früher hatte der Natternkopf als Heilpflanze, auch als Aphrodisiakum, Bedeutung. An Inhaltsstoffen sind Anthocyane, Pflanzenschleime, Allantoin  und Pyrrolizidinalkaloide zu nennen. Die Gesamtheit der Inhaltsstoffe wirkt harntreibend, hustenstillend, schweißtreibend und wundheilend.

Verwendet werden die Blätter, Blüten und die Wurzel. Eine innerliche Anwendung sollte dosiert genutzt werden, da die Pyrrolizidinalkaloide leberschädigend wirken können. Eine äußere Anwendung als Salbe oder Auflage bei Quetschungen, Stauchungen, Abszessen, Furunkeln oder Nagelbettentzündungen ist  bedenkenlos.

Dosiert findet Natternkopf jetzt verstärkt Verwendung in der Küche. Junge Blätter bereichern im Frühjahr Salate. Zarte Stängelspitzen können  zu Spinat, in Suppen, zu Gemüsegerichten oder Saucen gegeben werden. Auch mit Teig ummantelt und frittiert sind sie eine Delikatesse. Die blauen Blüten sind eine Dekoration der Speisen oder getrocknet eine Beigabe für Teemischungen.

Die Wurzeln eignen  sich wie Beinwell zur Salbenherstellung. Auch zum Färben von Wolle, diese wird dann rot,  kann sie verwendet werden.

Früher, vielleicht auch heute noch wurden/werden  Matratzen mit Naturmaterialien gefüllt. In manchen Gegenden war das „Johannisbett“ bekannt, das mit dem Kraut von Natternkopf gefüllt war und so die Schlafstätte vor Mäusen schützte.

Interessant ist die Namensherkunft. So sollen die Blüten an den Kopf einer Natter und die gespaltenen Griffel an eine Natternzunge erinnern.

Natternkopf ist eine Pionierpflanze auf Industriebrachen. Schwermetalle toleriert sie und dient als Zeigerpflanze für sandige und schwermetallbelastete Böden. Sie ist eine Pflanze, die Insekten anlockt und bedienen kann. Sie ist eine anspruchslose Wildpflanze für Naturgärten, Wiesen und Kübel. Sie ist eine Pflanze mit Zukunft!

Dr. Hannelore Pohl

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