Eine Köstlichkeit ist ein aus frischen Kräutern aufgebrühter Tee. Dies kann ein Gemisch aus verschiedenen Kräutern sein oder es wird nur ein Monotee gewünscht. Dafür eignet sich hervorragend die Zitronenmelisse (Melissa officinalis).
Die Melisse gehört zur Familie der Lippenblütler, ist im östlichen Mittelmeergebiet und Westasien beheimatet, wird aber auch bei uns kultiviert. In spezialisierten Agrarbetrieben wird sie auf großen Flächen zur Gewinnung als Teedroge und für pharmazeutische Produkte angebaut. Für den Hausgebrauch ist sie in vielen Gärten zu finden.
Zitronenmelisse ist eine ausdauernde Pflanze, die leicht zu kultivieren ist. Sie kann durch Samen oder Stockteilung im Frühjahr vermehrt werden, liebt feuchten, humusreichen Boden und fühlt sich bei Wärme wohl. Eine Düngergabe belohnt sie mit reichem Blattwachstum. Bei Bedarf können die Blätter und Triebspitzen laufend geerntet werden. Dies sollte nach Möglichkeit vor der Blüte geschehen. Nach der Blüte treten Qualitätsverluste ein. Zitronenmelisse kann Höhen bis zu 1m erreichen, hat einen vierkantigen Stängel und ist stark verzweigt. Ihre Blätter sind behaart, stark geädert, oval und hellgrün. Die Blätter sind sehr empfindlich und färben sich bei Druck und Beschädigungen schwarz.
Die frischen Blätter duften intensiv nach Zitrone. Dies bewirken die ätherischen Öle mit Citronellal, Citral und Caryphyllen. Daneben sind als Inhaltsstoffe noch Gerb- und Bitterstoffe, Mineralien und Flavonoide zu nennen. Sehr hoch ist der ätherische Ölgehalt nicht, denn nach dem Trocknen kann in der Pflanze der Duft nach Zitrone kaum noch wahrgenommen werden. Durch das Trocknen gehen Inhaltsstoffe, vor allem ätherisches Öl, verloren. Zitronenmelisse hatte schon im Altertum als Bienenfutterpflanze Bedeutung (Melissa bedeutet im griech. Honigbiene). Die antiken Ärzte, wie Hippokrates und Galenus, empfahlen die Pflanze bei Frauenleiden. So ist sie auch unter den Namen Frauenkraut, Herzkraut, Bienenkraut oder Herztrost bekannt. Diese Namen weisen auf den vielfältigen Einsatz und die Wirkung der Zitronenmelisse hin. Sie wirkt als Tee oder Tinktur (innerlich) bei Einschlafstörungen, bei Magen- und Darmbeschwerden, bei Hysterie, Melancholie, nervösem Herzklopfen, Migräne und zur Steigerung der Gallensekretion. Äußerlich angewendet lindern frische Blätter Infektionsstiche und Wunden. Bedeutung hat Zitronenmelisse auch in der Küche. Die frischen Blätter verfeinern Salate, Soßen, Gemüse-, Fleisch- und Fischgerichte, aromatisieren Fruchtsäfte, Wein und Essig. Ein beliebtes Erfrischungsgetränk ist die „Wilde Limonade“, zu der Apfelsaft mit Minze, Melisse und Giersch versetzt wird. Dies sollte 24 Stunden ziehen und wird anschließend mit Mineralwasser gespritzt. Zitronenmelisse sollte in Obstgärten und nahe bei Bienenkörben wachsen, da durch das Aroma Bienen angelockt werden.
Ätherisches Öl kann aus der Zitronenmelisse destilliert werden. Dies ist sehr kostenintensiv, da die Pflanzen wenig ätherisches Öl enthalten. Für 1 l Öl werden etwa 5- 8 t Melisseblätter benötigt. Das sehr kostbare Öl ist universell einsetzbar, wirkt gut bei Herpes, Gürtelrose, in der Aromatherapie und wird in der Kosmetik verwendet.
Zitronenmelisse ist eine anerkannte Heilpflanze in der Phytotherapie und hat eine Monografie im Europäischen Arzneigesetzbuch. Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen sind nicht bekannt.
Dr. Hannelore Pohl