Vor unserer Haustür aber auch in entfernteren Gebieten sind interessante Heilpflanzen zu finden. So konnte ich vor wenigen Tagen das größte Exemplar eines Buchsbaumes (Buxus sempervirens) auf der Insel Wolin an der polnischen Ostseeküstebestaunen. Der Buchsbaum gehört zur Familie der Buchsbaumgewächse und ist vorwiegend in Nordafrika, Westasien und vielen Gebieten Europas anzutreffen. Der wärmeliebende immergrüne Busch oder Baum wächst extrem langsam, kann aber Höhen, wie zu erkennen, bis zu 4 m erreichen.
In der Antike hatte der Buchsbaum vorwiegend Bedeutung als Nutzholz und Zierpflanze. Seit dem frühen Mittelalter wurde er auch arzneilich genutzt. H. Bock hatte allerdings keine hohe Meinung von dem Baum.
Buchsbaum ist in allen Teilen giftig. Als Droge dienen die Blätter, die aromatisch riechen und einen bitteren Geschmack haben und die verholzten oberirdischen Teile. An Inhaltsstoffen in den Blättern sind etwa 70 Alkaloide, u.a. Buxin, Parabuxin, Buxinidin, Cyclobuxin B, ätherische Öle und Gerbstoffe nachgewiesen. Angewendet wurden sie in der Volksheilkunde als schweißtreibendes Mittel, bei Verstopfung, chronischem Rheuma, zur Blutreinigung und zur Förderung des Haarwuchses. Hautallergien können auftreten. Inhaltsstoffe der verholzten oberirdischen Teile sollen fiebersenkende Wirkung haben. So wurden sie gegen wiederkehrendes Fieber wie Malaria eingesetzt und sollen vergleichbar mit Chinin als Malariamittel sein.
Heute wird die Droge wegen ihrer Toxizität selten genutzt. Die Dosierung ist zu schwierig und eine Überdosierung kann zu Erbrechen und Krämpfen führen.
In der Homöopathie finden die frischen jungen Sprossen Anwendung gegen fettige, schuppige Kopfhaut mit Haarausfall und gegen Rheuma.
Obwohl Buchsbaum auch giftig für Tiere ist, werden gepulverte Blätter in der Veterinärmedizin u.a. zur Bekämpfung der Dasselfliegenlarve bei Pferden genutzt.
Sehr wertvoll ist das Holz. Durch langsames Wachstum der Pflanze ist es sehr fest und eignet sich hervorragend für die Herstellung von Musikinstrumenten, Druckstöcken, Schnitzereien, wie Schachfiguren, sowie Intarsien. Nach wie vor ist das Holz auch heute noch knapp und teuer.
Buchsbaum kann an Stelle von Tannenzweigen für Adventskränze und Weihnachtsschmuck verwendet werden. Katholische Gläubige schmücken am Palmsonntag die Kreuze ihrer Wohnung und des „Herrgottswinkels“ mit geweihten Zweigen des Buchsbaumes. In China gilt Buchsbaum als Symbol für langes Leben.
Dr. Hannelore Pohl