Eine kleine Pflanze, die sich rasch vermehrt, soll in diesem Monat genauer betrachtet werden. Sie ist bekannt unter dem Namen Behaartes Schaumkraut (Cardamine hirsuta) und gehört zur großen Familie der Kreuzblütengewächse.
Mir ist die Pflanze im Garten erst in den letzten Jahren aufgefallen. In milden Wintern und im zeitigen Frühjahr war das kleine zarte Pflänzchen zu beobachten. Die einjährige Pflanze wird etwa 7 bis maximal 30 cm groß. Sie ist als kleine Rosette zu erkennen. An der Basis werden mehrere verzweigte kantige Stängel gebildet. An jedem Stängel wachsen 2 bis 4 Blätter. Ein Blatt besteht aus bis zu 4 Blattpaaren und einem etwas größerem Endteilblatt. Es entwickelt sich eine nicht sehr reichblütige weiße Blütentraube.
Die Samen werden in Schoten gebildet, die die Blüten überragen und 12 bis 25 mm lang sind.
Die Hauptblütezeit liegt von April bis Juni. Die Fruchtreife erfolgt sehr schnell, so dass sich mehrere Generationen je Jahr entwickeln können. Interessant ist, dass die Pflanze zu den Saftdruckstreuern zählt. Das heißt, wenn die Früchte reifen, kommt es zum Ansteigen des Zellsaftdruckes. Die Wände der Frucht schwellen an. Ist dann ein bestimmter Druck erreicht, reißen die Wände der Frucht plötzlich auf. Dadurch wird Energie frei gesetzt und die Samen werden weit verstreut, das können bis zu 1,5 m sein. Diese Art ist auch als „Springkraut“ bekannt. Doch gehören die Springkräuter zu der Gattung Impatiens.
Das Behaarte Schaumkraut hat sichzwischen 1975 und 1985 in wintermilden Jahren in Deutschland explosionsartig ausgebreitet. Wahrscheinlich wurde es über Baumschulen und Gärtnereien nach Deutschland eingeschleppt. Die Pflanze ist weltweit anzutreffen, wächst in Hackunkraut-Gesellschaften, in Gärten, Weinbergen, Parkanlagen, in Blumentöpfen – eigentlich überall.
Das Behaarte Schaumkraut ist ein Therophyt. Das bedeutet, dass krautige Pflanzenarten von kurzer Lebensdauer eine ungünstige Wachstumszeit, den Winter oder Trockenheit, als Samen im Boden überdauern. Die Pflanze bildet eine Unmenge von Samen, so dass sich bei günstigen Wachstumsbedingungen viele Pflanzen entwickeln können.
Mit chemischen Mitteln sollte das Behaarte Schaumkraut nicht bekämpft werden. Eine bessere Variante ist das Essen der Pflanze, da sie einen typischen Kressegeschmack hat. Wie alle Kreuzblütengewächse enthält das Behaarte Schaumkraut scharf schmeckende Senfölglycoside, Bitterstoffe, Vitamin C und Mineralstoffe, wie Eisen und Kalzium. Senfölglycoside wirken anregend auf Leber, Galle und Nieren. Auch wirkt die Pflanze krampflösend, verdauungsfördernd und bei rheumatischen Beschwerden. Bei Husten und Asthma soll ein Pflanzenextrakt positiv wirken. In der Volksmedizin dient die Pflanze als Blutreinigungsmittel. Homöopathisch wird sie bei Magenkrämpfen empfohlen.
So findet die Pflanze vorwiegend Verwendung in der Küche. Die Blätter verfeinern Salate, Gemüsegerichte, Gemüsefüllungen, Aufläufe und Suppen, Kräuterquark und Kräuterbutter oder werden zu Pesto verarbeitet. Auch die kleinen Wurzeln können verzehrt werden. Die Blüten sind eine essbare Dekoration. Die Samen würzen Salatsoßen oder können im Winter als Keimsaat Verwendung finden. Auch als Tee hat das Behaarte Schaumkraut Liebhaber gefunden.
Die Anwendung sollte jedoch in Maßen erfolgen, da durch die Inhaltsstoffe Magen und Nieren gereizt werden können.
Der Gattungsname Cardamine leitet sich von kardamon (griech.) Kresse ab. Der Artname hirsuta (lat.) bedeutet rau, struppig, borstig. An der Pflanze ist jedoch kaum ein Härchen zu finden, so dass sowohl der wissenschaftliche als auch der deutsche Name irreführend sind. Die Trivialnamen Viermänniges oder Vielstängeliges Schaumkraut passen da wohl besser.
Auf dem Wiesenschaumkraut (auch essbar) sind häufig Schaumnester von Schaumzikaden zu finden. Doch auf dem Behaarten Schaumkraut sind auch diese Nester nicht erkennbar.
Dr. Hannelore Pohl