Giftpflanzen im Kleingarten: Tollkirsche

Bild von Ulrike Leone auf Pixabay
Bild von Ulrike Leone auf Pixabay

Weitere Namen sind: Teufelskirsche, Wut beere, Schlafkirsche, Irrbeere und Schminkbeere.

Geschichte: Die Tollkirsche (r.) wurde schon von Paracelsus (1493-1541) erwähnt. Sie diente früher als Heilmittel, wurde aber auch zu Giftmorden benutzt. Im Aberglauben und Hexenkult des Mittelalters spielte die Pflanze eine besonders große Rolle. In Liebestränken und in den Hexensalben war unter anderem Tollkirsche enthalten. Auf die Haut aufgetragen, führte sie zu real erlebten Wahnvorstellungen, wie z.B. der Vorstellung zu fliegen.

Der Name Belladonna (lat.: schöne Frau) bezieht sich auf die pupillenerweiternden Eigenschaften des Atropins. Hierzu sind Extrakte der Tollkirsche im 16. Jahrhundert als Kosmetikum genutzt worden. Allerdings hat sich dann auch immer die Sehschärfe entsprechend reduziert

Vorkommen: Häufig in Bergwäldern, auf Kahlschlägen, an Wegesrändern, in Kleingärten bei Versamung durch Vögel.

Beschreibung: Die Tollkirsche ist eine ausdauernde, kräftige, buschartige Pflanze mit stark verzweigten Stängeln. Sie erreicht eine Wuchshöhe bis ca. 150 cm. Im unteren Teil ist sie nicht behaart, im oberen ist sie behaart. Die bis 20 cm langen, glattrandigen, wechselständigen Blätter sind eiförmig-spitz bis breit-lanzettlich und laufen in den Blattstiel aus. Sie besitzen eine deutlich erkennbare Nervatur. An jedem Sprossabschnitt (welcher in einer Blüte endet) stehen zwei weiche Blätter in gleicher Höhe und wirken so scheinbar gegenständig. Es steht immer ein kleines und ein großes Blatt gemeinsam.

Blütezeit: Juni bis September

Fruchtzeit: Juli bis Oktober

Giftige Teile: Alle Pflanzenteile, besonders aber die Samen der Früchte mit ca. 1,0 % Gesamtalkaloid.

Giftige Wirkstoffe und Toxizität: Tropan-Alkaloide, wie Hyoscyamin (wird leicht in Atropin umgewandelt). Bei Erwachsenen können 10 bis 20 Früchte, bei Kindern 3 bis 5 Früchte tödlich wirken.

Symptome: 15 bis 30 Minuten nach Pflanzenaufnahme beginnend mit heißer Haut, Gesichtsrötung, trockenen Schleimhäuten, Pupillenerweiterung und Pulsbeschleunigung. Es können Erregung, Halluzination, Tobsuchtsanfall, Krämpfe und Atemlähmung folgen.

Erste Hilfe: Ausspeien der Pflanzenteile aus dem Mund- und Rachenraum, reichlich zu trinken verabreichen.

Hinweise: In den Giftberatungsstellen werden Vergiftungen infolge Verzehr der Tollkirsche sehr häufig registriert.

Olaf Weidling – Gartenfachberater der Fachkommission des Stadtverbandes

Print Friendly, PDF & Email

Weitere interessante Beiträge

blank

Giftpflanzen im Kleingarten: Blauer Eisenhut

Der Blaue Eisenhut (Aconitum napellus) ist einer der giftigsten Pflanzen Europas. Sie werden auch als Zierpflanzen in den Gartencentern verkauft. Man sollte sich beim Kauf dieser Zierpflanze vorher Gedanken machen, ob ich diese in meinen Garten pflanze. Das heist, wenn sich Kleinkinder im Garten aufhalten, sollte ich auf diese Zierpflanze ganz und gar verzichten.
blank

Giftpflanzen im Kleingarten: Kaiserkrone

Die seit dem 16. Jahrhundert in Europa beheimatete, ursprünglich aus Persien stammende Kaiserkrone (Fritillaria imperialis) ist eine der prachtvollsten Pflanzen, die der Garten zu bieten hat. Auf dem 80 bis…
blank

Giftpflanzen im Kleingarten: Buchsbaum

Geschichte: Der Buchsbaum wird bereits seit der Antike kultiviert. Schon Griechen und Römer nutzten ihn für Hecken. Durch Züchtungen sind im Laufe der Geschichte über 60 verschiedene Arten entstanden. In…
blank

Giftpflanzen im Kleingarten: Maiglöckchen

Geschichte: In vielen älteren Abbildungen waren die Ärzte mit einem Maiglöckchen (convallaria majalis) in der Hand dargestellt. Die Pflanze galt als Mittel zur Stärkung des Herzens und des Gehirns. In…
blank

Giftpflanzen im Kleingarten: Schlafmohn

Geschichte: Der Schlafmohn zählt zu unseren ältesten Kulturpflanzen. Seit der Jungsteinzeit wird die Pflanze in Südeuropa verwendet und in Keilschriften erstmals ca. 4.000 v.Chr. schriftlich zu Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen…