Geschichte: Der Schlafmohn zählt zu unseren ältesten Kulturpflanzen. Seit der Jungsteinzeit wird die Pflanze in Südeuropa verwendet und in Keilschriften erstmals ca. 4.000 v.Chr. schriftlich zu Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen beschrieben
Vorkommen: Kultur und Zierpflanze – Der legale Anbau zu medizinischen Zwecken wird hauptsächlich in Indien, in der Türkei und in ehemaligen Sowjetrepubliken betrieben. Illegale Hauptanbaugebiete des Schlafmohns sind in Afghanistan und in Südostasien (Goldenes Dreieck).
Der Anbau des Gewächses ist in Deutschland – auch als Zierpflanze – genehmigungspflichtig (Betäubungsmittelgesetz). Verstöße können mit bis zu fünf Jahren Haft und/oder Geldstrafe geahndet werden. Selbst ein privater Anbau auf sogenannten Kleinstflächen fällt unter diese Genehmigungspflicht!
Beschreibung: 40 bis 150 cm hohe, aufrecht, einjährige Pflanzen mit weißem Milchsaft. Blüte 6 bis 10 cm breit, 4 Blumenkronblättern, weiß oder violett, am Grund mit schwarzen Flecken. Blätter blaugrün, bereift, tief gelappt, stängelumfassend. Frucht eine kugelige Kapsel, etwa 5 cm lang und 4 cm breit, bisweilen größer, mit zahlreichen kleinen, blaugrauen, weißen oder schwarzen Samen. Blütezeit: Juni bis August
Ähnliche Vertreter: Zahlreiche Zierformen, teilweise gefüllt und Arten mit gelben, orangefarben, weißen und roten Blüten, deren toxische Inhaltsstoffe meist geringer sind als von der beschriebenen Art.
Giftige Teile: Besonders die unreifen Kapseln, jedoch auch der Milchsaft. Reife Samen auf und in Lebensmitteln sind unbedenklich.
Giftige Wirkstoffe und Toxizität: Von den vielen giftigen Alkaloiden sind die bekanntesten das Morphin, Codein und Papaverin. Im „Opium“ – dem getrockneten Milchsaft des Schlafmohns sind Morphin zu 15 %, Codein zu 1 % und Papaverin ebenfalls zu 1 % enthalten. Dieser prozentuale Anteil ist stark sorten-, boden- und klimaabhängig. Lebensgefährlich für den Menschen können mehr als 0,2 g Morphin sein.
Symptome: Auftreten narkoseähnlicher Zustände wie Muskelerschlafung und Pupillenverengung. In schwerwiegenden Fällen Atemdepression. Beim Umgang mit dem frischen Pflanzmaterial sind bei empfindlichen Personen Hautreizungen möglich.
Erste Hilfe: Entfernen der aufgenommenen Pflanzenteile aus dem Mund und reichlich trinken.
Olaf Weidling – Gartenfachberater der Fachkommission des SLK