Weitere Bezeichnungen für das Gewächs sind Wunderbaum (von Sansibar), Hundsbaum, Läusebaum, Kreuzbaum sowie Palma Christi oder Christuspalme. Ein christlicher Bezug ist nicht gänzlich erwiesen, auch wenn im Alten Testament ein Hinweis auf den Rizinus (Ricinus communis) im Buch des Propheten Jona, Kapitel 4, Verse 6 bis 8 zu finden ist.
Geschichte: Der Rizinusbaum wird seit über 4000 Jahren bereits als Ölpflanze in Ägypten angebaut. Dies ist aus schriftlichen Aufzeichnungen (Papyrus) und Grabbeigaben belegt. Das Öl wurde seinerzeit schon als Abführmittel, jedoch auch für die Haarpflege benutzt.
Vorkommen: Beheimatet ist die Pflanze vom Nordosten Afrikas bis ins westliche Asien. Den Rizinus pflanzt man in Kübeln oder auf Terrassen, in Wintergärten, im Sommer außerhalb auf Rabatten oder als Solitärpflanze.
Beschreibung: Der Rizinusist eine krautige, blaugrüne, grüne oder rötliche Pflanze mit strauchartigem Wuchs. Seine Höhe beträgt 1,0 bis 2,5 m in den gemäßigten Breiten (einjährig), in den Tropen bis zu 12 m (mehrjährig) ! Er ist handförmig geteilt mit langgestielten, öfter bis 40 cm breiten Blättern. Oft wird der Rizinus als Zierpflanze kultiviert. Blüten in endständigen Rispen, die weiblichen mit roten Narben über den männlichen angeordnet. In den stachligen Kapselfrüchten je 3 Samen, ca. 1 bis 2 cm lang, eiförmig, flachgedrückt, marmoriert.
Vergleichbare Vertreter: Formen mit bronzefarbenem oder kaminrotem Laub.
Blütezeit: Juli bis September
Giftige Teile: Vorwiegend die hochgiftigen Samen, sie schmecken haselnussartig und entwickeln sich in einer stacheligen und kugelförmigen Kapsel.
Giftige Wirkstoffe und Toxizität: Rizin ist eines der stärksten bekannten Pflanzengifte (Toxalbumin). Für Kinder ist die Aufnahme von 2 bis 5 gut zerkauten Samen, für Erwachsene von 10 bis 15 Stück tödlich. Die Dosis, die für den Menschen zum Tode führt, beträgt 5 Mikrogramm Rizin pro Kilogramm Körpergewicht.
Symptome: In etwa 25 % der Fälle tritt eine Vergiftung innerhalb von zwei bis 24 Stunden, aber auch bis zu 72 Stunden nach der Samenaufnahme (abhängig vom Grad des Zerkauens) mit Erbrechen, Bauchschmerzen, blutiger Durchfall, Krämpfe, Nierenversagen, Leberschäden, Kollaps und Tod ein. Schwere Allergien und Hautausschläge können nach Hautkontakt mit Samen, den durchbohrten Samen, besonders aus indischen und afrikanischen Halsketten, sowie durch das Einatmen von Rizinussamenschrot (obwohl rizinfrei) auftreten.
Rizin wurde erstmals 1978 gezielt als Waffe eingesetzt. Damals wurde der bulgarische Journalist Georgi Markow beim sogenannten „Regenschirmattentat” in London auf offener Straße in den Unterschenkel gestochen. An den Folgen der Vergiftung starb er ein paar Tage danach an Kreislaufversagen.
Erste Hilfe: Ausspeien der Samen und Reinigung des Mundraumes, viel Flüssigkeit verabreichen. Bei Hautkontakt die betroffenen Partien abwaschen.
Olaf Weidling – Gartenfachberater der Fachkommission des Stadtverbandes