Geschichte: In vielen älteren Abbildungen waren die Ärzte mit einem Maiglöckchen (convallaria majalis) in der Hand dargestellt. Die Pflanze galt als Mittel zur Stärkung des Herzens und des Gehirns. In der Bevölkerung verband man das Maiglöckchen mit Liebe und Glück.
Vorkommen: Das Maiglöckchen auch genannt die Maiblume kommt in Laub- und Kiefernwälder sowie unter Gebüschen als Zierpflanze in Gärten und Parkanlagen vor.
Beschreibung: Ausdauernde Pflanze mit Rhizomen, 15 bis 20 cm hoch. Elliptische, parallelnervige Blätter zu zwei bis drei an der Spitze des verzweigten Wurzelstocks. Blattgrund in einen langen Stiel verschmälert. Weiße Blüten, halbkugelig, glockig, mit zurückgebogenen Zipfeln, in einseitswendigen nickenden Trauben. Früchte rot, erbsengroße Beeren mit zwei bis drei blauen Samen. Blütezeit Mai bis Juni, Fruchtreife Juli bis August.
Giftige Teile: Besonders Samen, Blüten, Blätter und die Fruchtschale. Fruchtfleisch weitestgehend ohne giftige Wirkstoffe.
Giftige Wirkstoffe und Toxizität: Herzwirksame Steroid-Glykoside vom Kardelonlit-Typ wie Lokundjosid, Convallosid, Convallatoxin u.a. sowie Steroid-Saponine in Blüten und Fruchtschale. Die durchschnittliche Konzentration der Herz-Glykoside in Blüten, Samen und jungen Blättern beträgt ca. 0,4 %, im Wurzelstock 0,2 % und in älteren Blättern nur noch 0,01 %. Mit Vergiftungserscheinungen ist nach Aufnahme von vier Beeren mit ca. 8 bis 24 Samen zu rechnen.
Symptome: In ca. 10 % der Vergiftungsfälle treten die Symptome als Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auf (vorwiegend bedingt durch Steroid-Saponine). Herzrhythmusstörungen erst nach Aufnahme größerer Pflanzenmengen, da die Herzglykoside vom menschlichen Organismus (Magen, Darm) nur zu 10 % verwertet (resorbiert) werden.
Erste Hilfe: Entfernen der Pflanzenteile aus dem Mund und reichlich Flüssigkeit aufnehmen. Hinweise: Infolge des bitteren Geschmacks der roten Beeren meist keine Aufnahme größerer Mengen. Auf jeden Fall aber einem Arzt vorstellen.
Olaf Weidling – Gartenfachberater der Fachkommission des SLK