Er ist einer der schönsten Vögel, und man möchte ihm gern öfter begegnen, obwohl ihm im Volksmund, zu Unrecht, ein schlechter Leumund nachgesagt wird – dem Wiedehopf (Upupa epops).
Den Ausdruck „Er stinkt wie ein Wiedehopf“ hat wohl jeder schon einmal gehört, aber die wenigsten wissen, auf welcher Tatsache diese Redewendung beruht. Früher wurde allgemein behauptet, dass er seine Bruthöhle nicht sauber halte, dass er den Kot der Jungen nicht entferne, so dass diese bis zum Hals im eigenen Kot säßen. Daraus kursierten in der Vergangenheit in verschiedenen Gebieten auch Namen wie Stinkvogel, Stinkhahn, Kotvogel, Dreckkrämer u.ä.
Wie sollten aber unter solchen Umständen gesunde Vögel mit glattem Gefieder die Bruthöhle verlassen können? Die Kotballen werden aber auch von den Eltern des Wiedehopfs weggetragen. Später, ungefähr vom 15. Tag an, entleeren sich die Jungen nach außen und in einem Wiedehopfnest riecht es auch nicht anders wie in einem anderen Vogelnest.
Die Jungen und das Weibchen können zur Abwehr von Störungen und Feinden ganz gezielt dünnflüssigen Kot auf den Störenfried spritzen. Zur Nestlingszeit entwickelt sich auch die Bürzeldrüse sehr stark. Gleichzeitig mit der Kotabgabe, etwa ab dem sechsten Tag, tritt aus der Bürzeldrüse in kleinen Tropfen ein schwarzbraunes Sekret aus, das einen üblen Geruch verbreitet. Das Weibchen kann während der Brut- und Nestlingszeit ebenfalls dieses übel riechende Sekret abgeben. Diese Abwehrreaktion hält jedoch nur solange an, wie das Weibchen brütet und die Jungen füttert. Bei den Jungen solange sie im Nest liegen, später nicht mehr.
Typische Brutbiotope sind offene Park- und Auenlandschaften, aber auch Obst-, Wein- und Olivenanlagen, Korkeichenbestände oder Weide-, Garten- und Ackerlandschaften mit nicht allzu intensiver Bodennutzung bzw. kurzrasiger Vegetation und ausreichendem Angebot an Großinsekten und deren Larven sowie auch ein warm-trockenes Klima vorherrscht.
Obwohl der Wiedehopf nur etwa so groß wie eine Drossel ist (Gewicht vom Wiedehopf 67 g, Amsel 100 g), wirkt er aufgrund seiner markanten Federhaube, die er zudem noch aufstellen kann, deutlich größer. Auch der lange, leicht gebogene Schnabel verstärkt diesen Eindruck. Der Wiedehopf hat ein sehr prächtiges Gefieder. Seine Schwanz- und Flügelfedern sind breit schwarz-weiß gebändert und setzen sich von dem rostroten Körperfedern ab. Die Federn der Federhaube spiegeln die Färbung wieder, denn sie sind hauptsächlich rostrot, an den Spitzen aber schwarz oder weiß-schwarz. Männchen und Weibchen sehen im Gefieder gleich aus. Der Unterschied liegt in der Größe und im Gewicht. Das Weibchen ist etwas größer und etwas schwerer. Das Gefieder vom Weibchen ist außerdem etwas blasser. In diesem Aussehen wirkt der Wiedehopf wie ein exotischer Vogel.
Der Wiedehopf ist ein Zugvogel der sein Brutgebiet im September verlässt und im tropischen Afrika überwintert. Im April trifft er wieder im Brutgebiet ein. Er führt eine Saisonehe. Die Paarbildung und Balz erfolgt wahrscheinlich erst nach Ankunft am Brutplatz.
Als Höhlenbrüter benutzt er alte Spechthöhlen vom Schwarz-, Grau- und Grünspecht und natürliche Höhlen alter Bäume und Kopfweiden, unter Baumstubben und Holzstößen, bisweilen auch in Erdhöhlen sandiger oder lehmiger Steilwände, unter Steinhaufen oder in großen Nistkästen mit einem Fluglochdurchmesser von 62 mm. Nistmaterial wird wenig oder überhaupt nicht verwendet.
Das Weibchen legt im Mai bis Juni, manchmal auch erst im Juli, in der Regel 6 bis 7 Eier. Sie sind langoval, oval bis kurzoval, mitunter auch spitzoval. Die Schale ist meist glanzlos, mit zahlreichen relativ groben Poren. Die Grundfarbe ist hellblaugrau bis grünlich grau, seltener rahmfarben bis lehmgelb oder selten rein weiß. Im bebrüteten Zustand durch abfärbendes Material der Nestmulde oft hellbräunlich oder olivbraun bis grau gefärbt, gefleckt oder gezeichnet. Gelegentlich gibt es auch individuelle Unterschiede innerhalb des Geleges. Das Weibchen brütet allein 16 bis 20 Tage, wobei es vom Männchen mit Futter versorgt wird, das es ihm gewöhnlich am Höhleneingang abnimmt. Er muss ihr den Bissen weit in den Schlund schieben, damit es ihn verschlucken kann. Der Wiedehopf hat nämlich eine winzige Zunge, die ihm beim Verschlucken der Nahrung keine Dienste leisten kann. Deshalb wirft er das erbeutete Insekt mit kurzem Ruck hoch und fängt es mit weitgeöffnetem Schnabel so auf, dass es tief in den Rachen fällt.
Die Nestlingszeit beträgt 24 bis 27 Tage. Beide Eltern füttern die Jungen. Bei der Futterverteilung gelten strenge Regeln. An der Öffnung der Nisthöhle wartet eines der Jungen, übernimmt die Beute, und an seine Stelle schiebt sich sofort ein weiteres Familienmitglied. Das gesättigte Junge stellt sich sozusagen wieder hinten an. Und das Füttern der hungrigen Brut wird fortgesetzt, bis wieder die Reihe an das erste Junge kommt. Diese Art „Karussellfütterung“ kennen wir auch vom Eisvogel.
Etwa 5 Tage nach dem Ausfliegen nehmen die Jungen den Altvögeln das Futter von der Schnabelspitze ab und bearbeiten es selbst. 2 Tage später beginnen sie im Boden zu stochern und sind dann wohl selbständig, können aber noch bis zu einem Monat im Verband der Familie bleiben. Es erfolgt eine Jahresbrut.
Eine große Anzahl von Kerbtieren, besonders solche, die sich vorwiegend von Aas und Kot ernähren, dienen ihm als Nahrung. Gerade die aas- und kotliebenden Insekten werden von den meisten Vogelarten, wahrscheinlich infolge ihres üblen Geruches, verschmäht, vom Wiedehopf jedoch bevorzugt. So ist es für diesen Vogel geradezu charakteristisch, wenn wir ihn auf Viehweiden beim Durchsuchen von Kothaufen, Dungfladen u. ä. beobachten können, wo er Insekten in allen Entwicklungsstadien herausstochert und verzehrt. Zur weiteren Nahrung gehören vor allem (Maulwurfs-) Grillen, Käfer und Engerlinge sowie größere Schmetterlingsraupen. Er erbeutet aber auch Spinnen, Asseln, Hundert- und Tausendfüßler, Schnecken und Regenwürmer. Gelegentlich zählen kleine Wirbeltiere wie Eidechsen zu seiner Nahrung.
Der Wiedehopf zählt, wie bereits eingangs erwähnt, zu den prachtvollsten Vogelarten in Deutschland. Da er einen warmen Lebensraum benötigt, zählt er aufgrund der Klimaschwankungen bei uns leider auch zu den gefährdeten bzw. seltenen Vogelarten. Gerade einmal 310 bis 460 Wiedehopf-Paare brüten in Deutschland.
Der Wiedehopf liebt warm-trockene Gebiete mit offenen Flächen für die Insektenjagd. In Deutschland ist er deshalb vorwiegend in Weinanbaugebieten, Obstgärten und auf Weideflächen zu finden. Durch feuchtkühle Witterung und die Intensivierung der Landwirtschaft wurde die Anzahl der Wiedehopfe stark dezimiert, sodass er mittlerweile stark gefährdet ist. Dank verschiedener Schutzmaßnahmen steigt der Bestand in den letzten Jahren wieder. In Sachsen kommt der seltene Brutvogel fast nur im Heideland östlich der Elbe vor, besonders auf (ehemaligen) Truppenübungsplätzen und in Bergbaufolgelandschaften. Zurzeit gibt es 70 bis 100 Brutpaare.
Er ist in der Roten Liste Sachsens als »stark gefährdet« geführt. Beeinträchtigungen treten während des Zuges und im Winterquartier auf. Die Möglichkeit einen Wiedehopf zu Gesicht zu bekommen besteht eher, wenn man den Urlaub in Mittelmeerländern verbringt. Dort sind sie so auffällig, dass sie auch den weniger auf Tiere achtenden Feriengästen auffallen.
Klaus Rost