Aus der Vogelwelt: Rotkehlchen

Laub- und Mischwälder mit Unterwuchs, buschreiche Waldränder, Parkanlagen und Gärten sind bevorzugte Lebensräume des Rotkehlchens. Seine Nahrung sucht es vorwiegend am Boden, wo es zwischen Laub und Unterholz umherhuscht. Seine großen Augen ermöglichen ihm, auch im Dämmerlicht dichten Gebüschs sowie am Morgen und Abend gut zu sehen. Es sucht Insekten und deren Raupen, Spinnen, Würmer und Nacktschnecken, die ihm und den Jungen während des Frühjahrs und Sommers als Hauptnahrung dienen. Später kommen Beeren und Trauben hinzu, im Winter auch Sämereien und Fettfutter an den Futterhäuschen.

Während früher die Rotkehlchen ab September oder Oktober ihre Heimat als Zugvögel nach Italien, Südfrankreich, Nordafrika und Ägypten verließen, bleiben jetzt immer mehr in ihren Brutrevieren. Besonders ältere Männchen ziehen nicht mehr weg. Rotkehlchen aus dem Norden und Osten Europas kommen im Winter auch in unsere Gebiete. Nirgends scharen sie sich jedoch an Futterstellen zusammen, wie wir das von Finkenvögeln her kennen. Vielmehr sind meistens nur ein, zwei Rotkehlchen zusammen anzutreffen. Sie jagen sich gegenseitig auch außerhalb der Brutzeit und sogar im Winter aus ihren Futterrevieren.

Mit seiner orange-roten Kehle im Kontrast zur gut getarnten, braunen Oberseite ist es einfach unverwechselbar. Beide Geschlechter sind gleich gefärbt. Den Jungvögeln fehlt die rötliche Kehle, das übrige Gefieder ist stark dunkelbraun und rahmfarben gefleckt.

Der gegen Regen geschützte Nistplatz wird vom Weibchen bestimmt. Das offene, napfförmige Nest befindet sich meistens in Bodenvertiefungen, in Halbhöhlen an Böschungen, im Wurzelwerk am Boden, unter Gestrüpp oder in hohlen Baumstümpfen. Gelegentlich wird es in Baumhöhlungen, Mauerlöchern oder anderen Höhlen angelegt.

Als Nistmaterial werden vor allem trockenes Laub, Moos, Stängel, Halme und feine Wurzeln genutzt. Die Auspolsterung wird mit Tierhaaren, Pflanzenwolle und Federn gewährleistet. Gelegentlich verwendet das Rotkehlchen auch alte Nester von Amseln, Singdrosseln, Goldammern, Waldlaubsängern und anderen Vögeln. Weiterhin nimmt es Nischenbrüternistkästen mit zwei ovalen Einfluglöchern (32 x 50 mm²) an, die nicht allzu hoch hängen. Zudem werden an Schuttplätzen und auf Müllkippen Nester in Dosen, Töpfen, Eimern, Gießkannen, Schuhen gebaut.

Bei den zwei Jahresbruten werden jeweils 5 bis 7 Eier gelegt. Sie sind rötlich-rahmfarben und dicht rostbraun oder roströtlich gefleckt oder gewölkt. Die Fleckung kann sich zum stumpfen Pol hin verstärken und einen Kranz bilden. Nach 13 bis 15 tägiger Bebrütung durch das Weibchen werden die Jungen noch 12 bis 15 Tage von beiden Eltern im Nest gefüttert. Sein Gesang beginnt etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang und ist bis in die Dämmerung fast das ganze Jahr über zu hören.

Jetzt beginnt die Zeit, da unsere gefiederten Freunde auf unsere Hilfe angewiesen sind. Soweit es noch nicht geschehen ist, wird jetzt angefüttert, damit sich die Vögel an die Futterstelle gewöhnen können. Solange jedoch die natürlichen Nahrungsquellen noch offen sind, geben wir immer nur mäßige Futtergaben in das Futterhaus hinein. Das Futter darf nicht feucht werden oder durch den Wind hinaus geblasen werden, deshalb ist eine gute Überdachung wichtig.

In und um die Futterstelle ist auf Sauberkeit zu achten, damit Krankheitserreger keine Chance haben, denn besonders durch den Vogelkot werden diese Erreger übertragen. Auch sollte man den unterschiedlichen Futterbedürfnissen der einzelnen Arten Rechnung tragen. An den Futterstellen finden sich Körner- und Weichfresser ein. Deshalb sollte man Futter für beide Gruppen anbieten. Im Fachhandel sind eine große Auswahl geeigneter Futtermischungen, Talgringe und Meisenknödel erhältlich. Man kann sich aber auch selbst eine Fettfuttermischung herstellen, indem verschiedene Sämereien, Nüsse, Haferflocken und ungeschwefelte Rosinen/Sultaninen etwa zur Hälfte in einen Blumentopf, eine Kokosnussschale oder auch nur eine Blechbüchse gefüllt werden. Die andere Hälfte füllt man unter Umrühren mit geschmolzenen, ungesalzenen frischen Fett oder Talg auf. Ist die Masse erkaltet, kann unsere „Futternuss oder –dose“ im Freien aufgehängt werden. Brot, Käserinde, Kuchen- oder andere Essenreste taugen ebenso wenig wie Gekochtes oder Salziges als Vogelfutter. Für unsere Meisen sind energiereiche Sonnenblumenkerne willkommen.

Wenn Sie die genannten Voraussetzungen geschaffen haben, dann steht der Beobachtung unserer Futtergäste aus nächster Nähe nichts mehr im Wege.

Haben die meisten Vögel bis zum Ende der Brutperiode ihre Reviere gegenüber Artgenossen verteidigt, so ziehen sie jetzt die Geselligkeit vor. So sind nun mehr oder weniger große Schwärme von ihnen zu beobachten. Oft sind es verschiedene Arten wie etwa von Schwanzmeisen, Finken, Hänflingen, Ammern und Kernbeißern, die gemeinsam der Nahrungssuche nachgehen.

Der Vogelzug nimmt weiter seinen Fortgang. Die heimischen Vögel machen Wintergästen Platz, die die kalte Jahreszeit in unseren Breiten verbringen. Auch die Saatkrähenscharen aus Osteuropa beleben jetzt wieder Stadt und Land. Aber auch die im Norden beheimateten Seidenschwänze, Birkenzeisige, Bergfinken und Berghänflingen können unter Umständen zum Beobachtungsgegenstand werden.

Bei einem Spaziergang an den Gewässern unserer Stadt kann man neben den das gesamte Jahr bei uns verweilenden Wasservogelarten wie Stock-, Tafelente, Blessrallen und Graureiher auch manche Besonderheit beobachten. Pfeifenten, Gänsesäger und Silberreiher sieht man immer öfter.

Klaus Rost

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