Auch wenn es jetzt im Garten, abgesehen von den Erntearbeiten, ruhiger wird, verwöhnt uns die Natur mit einer Vielfalt von Farben durch die Herbstlaubfärbung. Der Gesang der Vögel dagegen ist jetzt weitgehend verstummt.
Nicht, weil es nicht mehr notwendig ist einen Partner für die Brut anzulocken, oder das Brutrevier gegenüber Konkurrenten abzugrenzen sondern weil eine Reihe von Brutvogelarten sich bereits auf den Weg in wärmere Gefilde begeben haben. Somit hat sich die Artenvielfalt in unseren Gärten gelichtet.
Unter den Arten die das ganze Jahr über in unseren Gärten anzutreffen sind befinden sich die Spatzen. Dabei wissen die wenigsten Gartenfreunde, dass sich unter den graubraun gefärbten Tieren zwei Arten verbergen. Während sich in Gartenvereinen in Stadtnähe der Spatz mit der grauen Kopfplatte, der Haussperling, wohlfühlt, kommt in Gärten die mehr außerhalb der Bebauung liegen, der Feldsperling vor. Er ist erkenntlich an der braunen Kopfplatte. Dieses grobe Unterscheidungsmerkmal ist jedoch nur bei den Männchen möglich. Die Weibchen dagegen sind schlicht graubraun gefärbt.
Der Haussperling gehört weltweit zu den bekanntesten Tieren. Wer kennt ihn nicht, den kleinen, süßen, frechen Spatz, der am liebsten mit einem das Picknick teilen würde. Mit einem Körpergewicht von etwa 25 g und einer Größe von knapp 15 cm ist er zwar klein, aber er hat sich eng an den Menschen angepasst und Schutz gefunden. Dennoch tragen wir, meist unbewusst, zur Reduzierung seines Bestandes bei.
Als Höhlenbrüter hat er sich dem Menschen und seinen Behausungen eng angeschlossen. Durch Sanierung der Gebäudefassaden und das Aufbringen von nachträglichen Wärmedämmungen werden vorhandene Nischen, die in der Vergangenheit Bruträume für den Haussperling darstellten, immer weniger. Aber nicht nur der Brutraum wird dem Haussperling entzogen, sondern auch die Nahrungsgrundlage. Und warum? Weil, dank chemischer Ungeziefer-Vernichtungsmittel, kaum noch Futter für die Jungenaufzucht in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Die Altvögel sind ausgesprochene Körnerfresser.
Das Nest ist ein grober Bau aus Strohhalmen, Würzelchen, Woll- und Bindfäden, Papierstückchen der im Inneren mit vielen Federn ausgepolstert ist. Als Neststandort werden Höhlungen an Gebäuden, unter Dachziegeln, Jalousiekästen u. ä. aber auch Nistkästen benutzt. Größere Horste von Greifvögeln und Störchen, wo in den sperrigen Wänden Nester errichtet werden, dienen ebenso als Niststätte wie Mehlschwalbennester. In Ermangelung an geeigneten Höhlen kommen auch freistehende Nester vor. Wird ein Nistkasten als Bruthöhle ausgewählt, so wird der gesamte Kasten mit Nistmaterial ausgefüllt.
Von April bis August werden drei bisweilen auch vier Bruten durchgeführt. Die Gelegestärke beträgt 5 bis 6 Eier, welche in 13 Tagen ausgebrütet werden. Auf bläulichweißer oder blaßgrüner Grundfarbe weisen die Eier eine Anzahl dunkler Flecken auf.
Beide Eltern wechseln sich beim Brüten ab. Auch die Versorgung der Jungen erfolgt durch beide Eltern. Die Nahrung der Nestlinge besteht ausschließlich aus Insekten, deren Larven, Spinnen und kleinen Nacktschnecken. Die Jungen gedeihen bei dieser Nahrung prächtig und verlassen schon mit 13 bis 14 Tagen das Nest. Sie sind dann allerdings häufig noch nicht flugfähig und werden leichte Beute für Katzen, zumal sie ihr Versteck durch lautes Schilpen verraten.
Haussperlinge sind beileibe keine Dreckspatzen. Dieses Attribut handelten sie sich durch ihre Gewohnheit zum Staubbaden ein. Das Staubbad dient jedoch vielmehr der Gefiederpflege und der Bekämpfung von Parasiten. In frisch angelegten Beeten zeugen kleine Kuhlen von solchen „Badestellen”. Zudem baden Spatzen genauso gerne in Wasser.
Seit einigen Jahren sind die Bestandszahlen des Haussperlings deutlich, gebietsweise sogar stark zurückgegangen, weshalb der NABU ihn 2002 zum Vogel des Jahres wählte. Doch wir können ihm helfen: Mit Nisthilfen und mit einer naturnahen Gartengestaltung, die auch für die nötigen Insekten sorgt. Die braucht der ansonsten nicht wählerische Hausspatz, wie oben bereits erwähnt, für die Aufzucht seiner Jungen.
Bevor die Bäume das Laub verlieren, sollten schon Nistkästen für Singvögel angebracht werden. Dadurch lässt sich vermeiden, dass die Kästen später zu stark im Schatten hängen. Auf dem Flugloch soll die Morgensonne liegen. Vor allem benötigt der nistende Vogel zu seiner Sicherung gegenüber Feinden einen freien Ausblick, damit er sich bei Gefahr noch rechtzeitig in Sicherheit bringen kann.
Zur Befestigung der Kästen am Baum ist kein Draht zu verwenden. Dieser kann mit der Zeit einwachsen und den Baum an dieser Stelle abschnüren. Manchmal gibt die Festigkeit des Drahtes mit der Zeit auch nach und der Kasten hängt dann nach vorn oder hinten über. Am günstigsten ist es, den Kasten freihängend an einen Ast aufzuhängen. Die pendelnden Bewegungen des Kastens stören die Vögel nicht. Zum anderen bietet diese Anbringungsart auch einen gewissen Raubzeugschutz.
Wir sollten nicht nur die Höhlenbrüter berücksichtigt, auch die freibrütenden Vögel wollen im nächsten Jahr wieder Nachwuchs aufziehen. Ein Teil von ihnen bevorzugt Büsche und Hecken als Nistplatz. Deshalb sollten mehr Hecken angelegt werden. Sie bieten den Vögeln nicht nur Nistmöglichkeiten, sie sind für sie auch eine willkommene Zufluchtstätte bei Gefahr, starkem Wind oder Sturm. Die Höhlenbrüter machen darin keine Ausnahme.
Idealerweise sollte man sich für das Anpflanzen einheimischer Gewächse entscheiden. Dabei sollten fruchttragende Gewächse bevorzugt werden. Die Früchte dieser Pflanzen bilden im Winter eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel.
Leider hat in den letzten Jahren auch in unseren Gärten ein Modetrend Einzug gehalten und immergrüne Koniferen werden bevorzugt gepflanzt. Diese sind preiswert in Baumärkten zu haben, wachsen meist schnell und sie ersparen das Ärgernis des anfallenden Laubes. Dadurch, dass unsere Gartenvögel in den Koniferen kaum Nahrung finden bleiben sie unseren Gärten auch fern. Eine große Anzahl von Singvögeln ist für ihre Ernährung und die Jungenaufzucht auf Insekten angewiesen. Diese wiederum benötigen Laubgehölze um sich zahlreich ernähren zu können.
Klaus Rost