Nachdem zu Jahresanfang die Feldlerche (Alauda arvensis) als Vogel des Jahres 2019 ins Rampenlicht rückte, möchte ich heute die beiden anderen Lerchenarten, die als Brutvogel in Deutschland angetroffen werden, vorstellen.
Die Haubenlerche (Galerida cristata) ist von anderen Lerchenarten stets durch ihre Federhaube zu unterscheiden, auch wenn diese nicht gesträubt ist, ist sie deutlich erkennbar. Im Übrigen ist bei beiden Geschlechtern die Oberseite graubraun mit undeutlicher, dunkler Längsfleckung, die Unterseite ist hell sandfarben und der Kropf dunkel längsgefleckt. Der Schwanz ist kürzer als bei der Feldlerche und hat keine weißen Außenfedern.
Die Haubenlerche wird etwa 18 cm groß und ca. 45 g schwer. Sie ist von gedrungener Gestalt, hat einen kräftigen, gebogenen Schnabel, mittelhohe Füße und große, breite Flügel. Im Flug fällt auf, dass die Flügelunterseite rötlich gefärbt ist. Das Jugendkleid ist dem Alterskleid sehr ähnlich.
Die Haubenlerche lebt auf trockenen Ödländereien aller Art, also sandige, unkrautbestandene Flächen, Feldwege, Ränder von Sandgruben, Böschungen von Autobahnen, Bau- und Schuttabladeplätze, Industrieanlagen und dort besonders auf mit einer Kiesschüttung versehenen Flachdächern und manchmal sogar auf Parkplätzen.
Das Nest steht am Boden, entweder in einer kleinen Bodenvertiefung, gut gedeckt unter einem Grasbüschel oder in ausgefahrenen Spurrinnen. Das aus Würzelchen und Halmen unordentlich zusammengefügte Nest wird von beiden Partnern gebaut.
Das Gelege besteht gewöhnlich aus 3 bis 5, selten 6 Eiern, die auf weißlichem Grund gelblichbraun und aschgrau gefleckt sind. Die Haubenlerche brütet zweimal. Das Gelege wird vom Weibchen in 12 bis 13 Tagen ausgebrütet. Die Jungen verlassen schon sehr zeitig, und zwar mit 9 bis 11 Tagen, das Nest. Mit 12 bis 16 Tagen können sie fliegen. Sie werden aber noch weitere 4 bis 6 Tage von den Altvögeln gefüttert. Bei einer weiteren Brut füttert das Männchen die heranwachsenden Jungen allein. Frühestens nach 6 Wochen trennen sich die Familien, die Jungen bleiben aber meistens in der Nähe des Brutreviers.
Die Haubenlerche überwintert in ihrem Brutgebiet und kommt im Spätherbst paarweise in die Ortschaften, um sich hier in Gesellschaft mit Sperlingen und Goldammern durch den Winter zu schlagen.
Im Winter ernähren sich Haubenlerchen rein vegetarisch von Gras- und Getreidesamen, von Wildkräutersamen (Wegerich, Knöterich, Taubnessel, Ziest …) und von den Spitzen von Gräsern. Im Sommer ist der Anteil an tierischer Nahrung unterschiedlich groß. Neben Fliegen und kleinen Schmetterlingen, Spinnen und Regenwürmern werden auch kleine und mittelgroße Käfer sowie selten auch kleine Schnecken gefressen. Die Jungen werden vor allem mit Gliederfüßlern (Weberknechten, Tausend- und Hundertfüßler) sowie grünen Pflanzenteilen gefüttert.
Der Bestand der Haubenlerche ist hochgradig gefährdet. In Deutschland – wie auch in Sachsen – steht sie auf der Roten Liste als (akut) vom Aussterben bedroht. Wurde bei der Brutbestandserfassung im Zeitraum von 1978 bis 1982 für Sachsen noch von 650 bis 1.300 BP ausgegangen, so ging man im Zeitraum von 1993 bis 1996 noch von 500 bis 800 BP aus. In der Zeitspanne von 2004 bis 2007 wurden gar nur noch ein Brutbestand von 150 bis 300 BP aufgeführt. Seitdem kam es offensichtlich zu einer weiteren dramatischen Verkleinerung des Verbreitungsgebietes in Sachsen.
Die seit 2010 bekannt gewordenen Funde deuten nur noch in Teilen Nordwestsachsens (Düben-Dahlener Heide, Elbe-Elster-Niederung, Teile des Leipziger Landes) auf eine zumindest teilweise zusammenhängende Besiedlung. Auch wenn die aktuellen Ergebnisse nicht auf einer systematischen Kartierung beruhen und Einzelfunde aus anderen Teilen Sachsens die Hoffnung auf verbliebene Restvorkommen stärken, hat die Haubenlerche den größten Teil ihres früheren sächsischen Verbreitungsgebietes inzwischen vollständig geräumt.
Der älteste kontrollierte Ringvogel war 6 Jahre alt. In Gefangenschaft lebten Haubenlerchen mehr als 17 Jahre. Hohe Gelegeverluste sind durch menschliche Pflegemaßnahmen in Grünanlagen sowie durch Hunde und Katzen zu beklagen.
Ein Charaktervogel unserer Heidegebiete die Heidelerche (Lullula arborea), sie sieht einer Feldlerche ähnlich, ist jedoch kleiner (Länge 15 Zentimeter). Der kürzere Schwanz hat keine weißen Kanten wie bei der Feldlerche. Sie ist von dieser durch den deutlichen, hellen Überaugenstreif zu unterscheiden. Ab September (bis November/Dezember) ziehen die Tiere in kleinen Trupps in die Überwinterungsgebiete in Westeuropa und den Mittelmeerraum. Die Ankunft im Brutgebiet erfolgt Ende Februar bis März. Gelegentlich sind auch Überwinterungen in den Brutgebieten zu beobachten.
Ihr Gesang ist schwermütig, lullend, etwa “lülülü düdüdü“ durch Pausen in verschiedene Strophen getrennt, die meist am Ende anschwellen. Gern von Bäumen (daher auch der Name „Baumler-che“), aber auch im Balzflug vorgetragen. Das Männchen fliegt dabei schräg und beschreibt unregelmäßige Kreise und Bögen. Die Reviere sind nur wenige Hektar groß. Liebt sandige, öde Flächen mit Heidekraut, Heidelbeeren und Farnkraut, dazu einzelne Nadelbäume, wie sie Kahlschläge, Waldblößen und Berghänge oft bieten.
Die Brutvorkommen der Heidelerche konzentrieren sich in Sachsen auf die Heidewälder des Sächsisch-Niederlausitzer Heidelandes, wo die Art in allen Naturräumen verbreitet ist, auf ähnliche Lebensräume nördlich und nordöstlich von Dresden und auf die Bergbaufolgelandschaften südlich von Leipzig, in Nordwestsachsen sowie in der Sächsischen Schweiz. In Bodenvertiefungen wird, unter Pflanzen versteckt, ein ordentliches Nest aus Halmen, Würzelchen, Bast, Moos und Flechten errichtet und mit Pflanzenwolle und Tierhaaren ausgelegt.
Die Eiablage erfolgt frühestens um den 20. März, meist Ende März bis Anfang April. Das Gelege besteht aus 2 bis 7, meist 3 bis 6 Eiern, die auf weißlichem Grund sehr fein und dicht bräunlich gepunktet sind. Die Brutzeit dauert 13 bis 15 Tage. Die Bebrütung erfolgt ausschließlich durch das Weibchen, auch die Nestlinge werden bis zum Alter von 5 bis 8 Tagen nur vom Weibchen gehudert, danach aber von beiden Eltern gefüttert. Die Jungvögel können mit 7 Tagen laufen und mit 12 Tagen schon kurze Strecken fliegen, nach 16 Tagen sind sie flügge.
Die Nahrung besteht überwiegend aus Insekten, Käfer, Heuschrecken und Fliegen sowohl als auch aus pflanzlichen Bestandteilen. Im Sommer werden vor allem Wirbellose aller Art sowie Samen gefressen, im Frühjahr vor allem frisch austreibende Gräser, kleine Blätter und Knospen. Für Sachsen wird seit 1978 ein gleichbleibender Brutbestand von 1.600 bis 3.200 Brutpaaren angegeben.
In den Monaten März/Mai und Oktober/November kann man an der Deutschen Küste als Durchzügler und Wintergast eine vierte Lerchenart antreffen.
Die Ohrenlerche (Eremophila alpestris), Die oft gemeinsam mit Schneeammern und Berghänflingen die Spülsäume nach angeschwemmten Samen absucht. Im Sommer fressen Ohrenlerchen Kleintiere und Pflanzen.
Klaus Rost