Aus der Vogelwelt: Habicht

Bild von bhossfeld auf Pixabay
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Illegal abgeschossene, vergiftete oder gefangene Habichte sind nach wie vor trauriger Alltag. Es gibt immer noch einzelne Jäger, die ihn als Konkurrenten bei der Jagd auf Hasen und Fasane sehen. Auch bei Geflügel- und Taubenzüchtern ist der Habicht (Accipiter gentilis) besonders unbeliebt. Das veranlasste den NABU und den bayerischen Landesbund für Vogelschutz (LBV) den Habicht zum Vogel des Jahres zu küren und damit die Aufmerksamkeit auf diesen Vogel und dessen Schutz sowie aller Greifvögel zu richten. Jährlich stellen Polizisten und Tierschützer in Deutschland Habichtfangkörbe sicher, viele davon in der Nähe von Taubenhaltungen. In einer Leipziger Kleingartenanlage ist 2013 eine Habichtsfalle, ein sogenannter Habichtfangkorb, durch die Polizei sichergestellt worden.

Der Habicht kommt in Wäldern aller Art, Kulturlandschaften, Parks, Friedhöfen und in der letzten Zeit immer öfter in Städten und Dörfern vor. Wichtig ist, dass in seinem Lebensraum genügend Vögel und Kleinsäuger als Nahrung vorhanden sind.

Die Nähe von Ortschaften und Einzelgehöften wird vor allem außerhalb der Brutzeit aufgesucht, aber auch während der Brutzeit nicht gemieden. Der Grund dürfte im Zusammenhang mit dem großen Angebot verwilderter Haustauben liegen. Man bekommt ihn aber selten in seinem Lebensraum zu sehen, denn er hält sich im Verborgenen. In unseren Kleingärten ist er eher selten zu beobachten.

Habicht-Weibchen und -Männchen sehen fast gleich aus. Der Unterschied liegt in Größe und Gewicht. Das Weibchen ist größer und schwerer. Während das Männchen etwa 50 cm groß und 740 g schwer wird, können Weibchen 60 cm Größe und ein Gewicht von ca. 1.130 Gramm erreichen. Die Oberseite ist schiefergrau bis graubraun. Die Unterseite ist weiß und fein schwarz quergebändert. Er hat eine dunkle Kopfplatte und einen hellen, fast weißen Überaugenstreifen. Der Schnabel ist kräftig mit dunkler Spitze, die Augen sind gelb bis orange, die Beine gelb und die Zehen haben wie bei allen Greifvögeln kräftige Krallen. Im Flug sieht man die weißen Unterschwanzfedern. Auffallend ist auch der lange Schwanz, der ihm die Fähigkeit, scharfe Wendungen bei der Jagd zu vollführen verleiht.

Der Horst (Nest) wird stets im Kronenabschnitt der Waldbäume, entweder in einem Astquirl, einer Gabelung oder doch auf starken Seitenästen, meist gut gedeckt errichtet. Infolge der in Horstnähe am Boden zerstreuten Mauserfedern und Rupfungen ist dieser unschwer zu finden. Grundsätzlich kommen alle Baumarten des Hochwaldes zur Horstanlage in Frage; in Mitteleuropa besonders Kiefer, Fichte und Tanne, aber auch Lärche, Buche, Eiche, Birke und ausnahmsweise andere Arten. Nadelbäume werden gebietsweise vorgezogen, auch einzelne oder kleine Gruppen inmitten von Laubbeständen. Der Horst wird aus groben bis schwachen Ästen und Reisern erbaut oder unter Verwendung arteigener Wechselhorste oder artfremder Horste, z.B. von Mäuse-, Wespenbussard, seltener Krähen oder Sperber, hergerichtet. Neuanlagen werden bis 25 cm, jährlich, wiederverwendete alte Horste bis 1 m hoch und 1,3 m breit. Häufig besitzen Paare mehrere Wechselhorste. Manche beziehen aber auch Jahr für Jahr denselben Horst.

Mit dem Horstbau wird bei winterlichen Verhältnissen in Mitteleuropa schon im Februar begonnen. Männchen und Weibchen sind am Bau und Ausbessern des Horstes beteiligt. Ein vollkommen neu angelegter Horst kann bereits nach acht Tagen bezugsfertig sein. Bis weit in die Nestlingsperiode hinein wird Baumaterial, vor allem grüne Nadelholzzweige, während der Brut- und Fütterungszeit vorwiegend vom Weibchen, eingetragen und zwar mit dem Schnabel. Während der ganzen Brutzeit werden frische Äste auf den Horst geschleppt, so dass mit fortschreitender Brut eine Überhöhung der Horstränder erreicht wird.

Die Legezeit liegt zwischen März und Mai und es wird eine Jahresbrut durchgeführt. Die Gelegestärke liegt bei 2 bis 5 Eiern, die glanzlos grünlichweiß und in der Regel ungefleckt sind. Durch das Liegen im Horst sind sie meist mit einem feinen staubgrauen Überzug bedeckt. Selten weisen sie eine lehmgelbe bis hellbraune oder violettgraue Fleckung auf. Durchschnittlich wird jeden zweiten bis vierten Tag ein Ei gelegt und diese werden entweder nach Ablage des zweiten Eies oder nach Vollendung des Geleges bebrütet.

Das Gelege wird überwiegend vom Weibchen bebrütet, doch sind hier wie auch in der Arbeitsteilung bei der Jungenaufzucht individuelle Verschiedenheiten und Abweichungen von der Regel zu beobachten. Das Männchen löst das Weibchen meist nur für kurze Zeit ab. Es kann das Brüten aber auch längere Zeit (bis zwei Stunden), und mehrmals am Tag übernehmen. Die Brutdauer beträgt 35 bis 42 Tage. Während der Brutzeit wird das Weibchen vom Männchen mit Futter versorgt. Das Weibchen übernimmt die Beute vom anfliegenden Männchen in der Luft oder auf einem Baum in etwa 100 bis 300 m Entfernung vom Horst. Die Übergabe in der Luft findet in rasantem Flug dicht über dem Boden nach einer kurzen Verfolgungsjagd statt.

Sitzt das Weibchen vor allem gegen Ende der Bebrütungszeit sehr fest, legt das Männchen die Beute auf einer Astgabel, einem alten Horst oder auf dem Boden ab, jedoch stets an Plätzen, die vom Horst aus einzusehen sind. Es fliegt dann ohne Beute zum Horst und veranlasst das Weibchen abzufliegen. Die Ablösungen erfolgen im Zusammenhang mit der Beuteübergabe; entweder wartet das Männchen am Horst oder in unmittelbarer Nähe, bis das Weibchen vom Gelege aufsteht, oder es fordert das Weibchen unter lautem Rufen zum Verlassen des Horstes auf. Beim Zurückkehren des Weibchens verlässt das Männchen oft sofort das Gelege; mitunter aber erst, wenn es vom Weibchen beiseite gedrängt wird.

Nach einer Nestlingszeit von 36 bis 40 Tagen verlassen die Jungen das Nest, bleiben dann jedoch noch mehrere Tage auf den Ästen um den Horst sitzen. In dieser Phase werden die Jungen als Ästlinge bezeichnet. Das ist auch der Zeitpunkt, wo das Weibchen wieder selbst auf Nahrungsjagd geht. Sie verlassen drei bis sechs Wochen nach dem Ausfliegen das elterliche Revier.

Geschlechtsreife setzt offensichtlich bereits im Alter von etwa zehn Monaten ein, da an Horsten mit erfolgreicher Brut neben einem Vogel im Alterskleid nicht selten ein Männchen oder Weibchen im Jugendkleid beobachtet werden konnte.

Der Habicht ist fast ausschließlich Standvogel, höchst selten Strichvogel, also recht standorttreu, wobei im Winter Zuzügler aus Nord- und Osteuropa bei uns einfliegen. Die Nahrung ist vielseitig zusammengesetzt aus Vögeln und zu einem kleineren Teil Säugetieren. Die Größe der Beutetiere variiert in Mitteleuropa beim Männchen von Mäusen bis Kaninchen und vom Goldhähnchen bis zu Vögeln von fast Fasanengröße und reicht beim Weibchen darüber hinaus bis Hase und Haushuhn, gelegentlich bis Reiher, Truthenne, Birk- und Auerwild.

Die Beute wird nicht nur optisch, sondern auch akustisch lokalisiert und wird aus einem stark beschleunigten, sehr wendigen Jagdflug heraus, zu dem der Habicht von einer Warte aus oder aus einem Suchflug ansetzt, am oder dicht über dem Boden geschlagen. Das hohe Tempo des meist sehr niedrig über dem Boden (oft nur 50 cm) ausgeführten Jagdfluges hält der Vogel nur etwa 500 m lang durch. Das Ausnutzen von Deckung ist daher Voraussetzung zum Erfolg.

Bei der Jagd auf einen Vogelschwarm, z. B. auf Feldern Futter suchende Tauben, stürzt sich der Habicht im ersten Anflug oft ungerichtet in die Mitte der nach allen Richtungen auseinander fliegenden Vögel, um dann erst einem bestimmten Vogel nachzujagen. Nur selten wird zu einem zweiten Stoß angesetzt, wenn die Verfolgung eines abgesprengten Vogels ergebnislos war. Die geschlagene Beute wird vor allem bei größeren Stücken vor dem Transport durch Auswerfen der Eingeweide oder auch Zerlegen etwas leichter gemacht. Das Rupfen und Kröpfen besorgen Habichte jedoch in der Regel in einem Versteck, nicht auf dem offenen Feld. Rupfplätze können sich am Boden in Gebüsch- oder Baumgruppen, am Waldrand oder auf Baumstubben im Hochwald, aber auch auf Bäumen befinden, bei größeren Beutetieren vielfach in der Nähe des Erbeutungsortes.

Unter den heimischen Greifvögeln hat der Habicht kaum noch einen Feind. Lediglich in Wäldern, in denen er gemeinsam mit dem Uhu horstet, ist er gefährdet. Der gefährlichste Feind des Habichts ist jedoch der Mensch.

Der Habicht unterliegt, wie alle Greifvögel, dem Jagdrecht ist jedoch ganzjährig geschont. Im Vergleich zu den 1990er Jahren sei der Bestand in Sachsen leicht rückläufig. Aktuell leben laut NABU etwa 650 bis 800 Brutpaare in Sachsen. Bundesweit seien es schätzungsweise 11.500 bis 16.500 Brutpaare. Der älteste Helgoländer Ringvogel wurde im Geburtsjahr gefangen und nach genau 19 Jahren lebend kontrolliert. Ein Gefangenschaftsvogel ging nach 20 Jahren und 4 Monaten an einer Vergiftung ein.

Klaus Rost

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