Der Grauschnäpper (Muscicapa striata), ein unscheinbar gefärbter Vogel, fällt besonders durch sein Verhalten auf. Häufig kann man ihn in aufrechter Haltung auf Zweigen, Telegrafenmasten oder Zaunpfosten sitzen sehen. Von diesen Plätzen aus steigt er oft steil in die Höhe, um fliegenden Insekten nachzujagen. Während des Sitzens zuckt er oft mit den Flügeln und dem Schwanz. An seine Jagdweise ist nicht nur sein gewandter Flug angepasst, sondern auch sein Schnabel.
Seinen Namen verdankt der Grauschnäpper seinem graubraunen Gefieder. Während der Bauch fast weiß ist, zeigen Kehle und Brust einen hellen Grauton, der mit dunklen Strichen gesprenkelt ist.
Ein weiteres Erkennungsmerkmal des Grauschnäppers ist sein glänzend schwarzer Schnabel. Das Männchen gleicht in seinem Aussehen völlig dem Weibchen. Auch die Jungvögel ähneln weitgehend den Alten.
Erst recht spät trifft der Grauschnäpper, ähnlich wie der Trauerschnäpper, bei uns wieder ein. Der sperlingsgroße, schlanke Vogel hat dann einen sehr weiten Reiseweg hinter sich, denn Grauschnäpper überwintern im südlichen Afrika. Ursprünglich bewohnte der Grauschnäpper dichte Laubwälder, doch im Zuge der Verstädterung hat er Gefallen an der Zivilisation gefunden. In Dörfern und Städten ist der Grauschnäpper dort anzutreffen, wo es alte Bäume gibt.
Als Halbhöhlenbrüter ist der Grauschnäpper bei seiner Nistplatzwahl recht wahllos und legt seine Eier auch unter loser Borke, in Spechthöhlen, hinter Fensterläden und in Holzstapeln ab. Aber auch Mauerlöcher und bewachsene Hauswände dienen dem Vogel als Zuhause. In unseren Gärten nimmt er gern Halbhöhlen oder Nistkästen mit einem größeren Einflugloch (35-45mm) an. Meistens nistet der Grauschnäpper in einer Höhe von 1 bis 4 Metern. Das recht große Nest liegt häufig ziemlich offen und besteht aus Halmen, Rindenstückchen und aus Abfallstoffen. Innen ist es warm mit Pflanzenwolle und Tierhaaren ausgelegt.
Der Nestbau und das Brüten ist allein Aufgabe des Weibchens. Das Männchen beteiligt sich erst bei der Aufzucht der Jungvögel. Das Gelege besteht aus 3 bis 5 Eiern, die auf grünlichem Grund lebhaft rostrot gefleckt sind; daneben finden sich noch vereinzelte violettgraue Unterflecken. Das Männchen füttert das auf den Eiern sitzende Weibchen. Nach einer Brutdauer von 12 bis 15 Tagen schlüpfen die Jungen, die dann noch einmal genau so lange im Nest bleiben. Die Nestlingszeit kann sich bei nassem Wetter verzögern, wenn keine Insekten fliegen. Im „Atlas deutscher Brutvogelarten“ werden für Sachsen 8.000 bis 16.000 Brutpaare angeben.
Der Zwergschnäpper (Ficedula parva) ist der kleinste unter den europäischen Fliegenschnäppern. Das Männchen ist leicht mit dem Rotkehlchen zu verwechseln. Die Oberseite ist braun.
Beim alten Männchen sind Kehle und Brust rotbraun, doch reicht das Rot an Schnabel und Auge nicht so hoch hinauf und an der Brust nicht so tief hinab wie beim Rotkehlchen, bei dem es außerdem seitlich blaugrau eingefasst ist. Die übrige Unterseite ist bläulichweiß.
Das Weibchen und die Jungen sind unscheinbar schlichtbraun mit rostgelblich überflogener Kehle und heller Unterseite. Die Wurzel des schwarzen Schwanzes ist an den Seiten weiß.
Der Gesamteindruck vom Zwergschnäpper ist nicht so „kugelig“ wie beim Rotkehlchen. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass wir ihm, wie auch der nachfolgenden Art in unserer Gegend begegnen.
Die Ansiedlung von Trauerfliegen- und Halsbandschnäpper sowie auch des Gartenrotschwanzes ist u.a. davon abhängig, ob genügend geeignete Nistkästen bzw. Halbhöhlen vorhanden sind, wenn diese spät heimkehrenden Insektenfresser hier ankommen.
Klaus Rost