Aus der Vogelwelt: Gimpel

Bild von Melani Marfeld auf Pixabay

Heute möchte ich ein ungleiches Paar vorstellen. Besonders in sehr schneereichen Jahren tauchen in Ebereschenalleen, an Waldrändern, aber auch in Parkanlagen und Gärten viele buntgefärbte Vögel auf. Entsprechend ihres Aussehens kann man problemlos die Geschlechter voneinander unterscheiden. Es sind massige, ungestreifter Finkenvögel mit auffällig hohem, kurzem Schnabel, bis unter das Auge und zum Kinn schwarzem Oberkopf, schwarzen Flügeln und schwarzem Schwanz, breiter weißer Flügelbinde und im Flug auffälligem weißem Bürzel.

Das Männchen erkennt man am stahlgrauen Rücken und (bis auf das Weiß von Hinterbauch, Kloakengegend und Unterschwanzdecken) leuchtend rosenroter Unterseite. Während das Weibchen mit gräulich beigebrauner Ober- und lila beigebrauner Unterseite auskommen muss. Die Jungvögel ähneln dem Weibchen, doch fehlt ihnen die schwarze Kopfkappe.

Es sind Gimpel (Phyrhulla pyrhulla) oder oft auch unter dem Namen Dompfaff  bekannte Vögel. Mit bis zu 15 cm Länge und 35 g Gewicht ein etwa sperlingsgroßer Vogel.

Den Gimpel sieht man fast in ganz Europa. Mit Ausnahme von Island, Südspanien und Griechenland. In Deutschland sowie im gesamten restlichen europäischen Verbreitungsgebiet ist der Gimpel ein Standvogel, also das gesamte Jahr über anzutreffen.

Im Winter nehmen Gimpel gern vom Menschen gereichte Nahrung an und finden sich an der Futterstelle ein. Im Winter erhalten wir Zuzug von nordeuropäischen Gimpeln, die durch ihre besonders leuchtenden Farben und ihr zutrauliches Wesen auffallen. Die Gimpel sind sehr gesellige Schwarmvögel, die mit ihrem Lockruf „diüü diüü“ ihren Zusammenhalt finden. Durch diese Töne kann man sie sogar gut herbeilocken. Der Gesang ist sehr unauffällig und besteht aus leisen, gequetschten und zwitschernden Tönen.

Gimpel gehören zu den Kulturfolgern, sie haben sich dem Menschen recht eng angeschlossen. Er lebt vor allem in Nadelwäldern mit dichtem Unterholz, im Flachland und im Gebirge. Oft lässt er sich auch in dicht bewachsenen Parks oder größeren Gärten nieder. Daraus ist schon erkennbar, dass er Gärten mit englischen Rasen meiden wird.
Er ernährt sich hauptsächlich sowohl von halbreifen und reifen Samen von Wildkräutern und Bäumen als auch von Knospen. Gelegentlich frisst er Beeren und Insekten. Es werden vor allem die Samen von Brennnesselgewächsen, Brombeeren sowie die der Birke und Fichte und ähnlicher Gewächse bevorzugt. Während des Sommers ernährt sich der Gimpel insbesondere gern von den Samen des Löwenzahns, der Vogelmiere und des Hirtentäschels. Er frisst auch häufig die Sämereien von Vergissmeinnicht, Gänsedistel, Ampfer und Knöterich.

So kann auch der Gartenbesitzer aktiv etwas für diesen hübschen Vogel tun – zunächst durch Nichtstun. Denn wenn wir z.B. Blumen nach der Blüte nicht sofort abschneiden und Stauden über den Winter nicht komplett zurückschneiden, ist dem Gimpel, aber auch anderen Finkenarten, schon ein Festmahl sicher. Die bevorzugten Knospen von Obstbäumen werden nur im Winter und Frühjahr gefressen. Dabei werden nur die Staub- und Fruchtblätter gefressen; die Hüllblätter bleiben stehen oder werden fallengelassen, klebrige bleiben an den Schnabelseiten hängen, bis sie als Klümpchen schließlich abfallen. Große Objekte, wie Weiden- oder Pappel-Kätzchen werden stückweise verzehrt. An die Jungen werden Anfangs auch Insekten verfüttert.

Gimpel haben zwei Jahresbruten in der Zeit von Mai bis Juli. Das Nest wird niedrig in Nadelbäumen (Tannen, Fichten, Wacholder, Eiben) mitunter auch in kleinen Laubbäumen und im Gebüsch, im Efeu- und Hopfengerank, gewöhnlich 1 bis 2 m hoch gebaut. Das Nest ist ein flacher Bau und besteht aus trockenen Reisern, die Nestmulde wird mit Flechten, feinen Würzelchen und Haaren ausgepolstert. Im Vergleich zu anderen Finkenarten nistet der Gimpel verhältnismäßig spät, ein- bis zweimal jährlich von Mai bis Juni. Das Gelege besteht aus 4 bis 6 Eiern, die auf lichtblauem Grund sparsam mit rötlich-braunen bis schwarzen Punkten und Kritzeln, sowie mit violettgrauen Unterflecken versehen sind, welche sich am stumpfen Pol häufen.

Erst wenn das Gelege vollständig ist, also mit Ablage des letzten Eies, beginnt das Weibchen mit der Bebrütung der Eier. Wissenswert ist, dass die Vögel ihre Eier meist in den Morgenstunden legen. Bei kleineren Arten geschieht das in Intervallen von 24 Stunden. Der Gimpel benötigt also fünf Tage, um fünf Eier zu legen, und eine Kohlmeise 10 Tage für ein 10 Eier umfassendes Gelege. Größere Arten (etwa von Taubengröße) legen durchschnittlich ein Ei in zwei Tagen.

Das Gelege wird vom Gimpelweibchen alleine bebrütet. Die Brutdauer beträgt 14 Tage. Während das Weibchen brütet wird es vom Männchen mit Nahrung versorgt. Die jungen Gimpel werden ca. 17 Tage vom Weibchen und Männchen gleichermaßen im Nest (Nesthocker) gefüttert. In den ersten Tagen schafft allein das Männchen Futter herbei, lockt das hudernde Weibchen vom Nest, übergibt ihm das in Kropf und Kehltaschen herbeigeschaffte Futter, das dieses wiederum an die Nestlinge verteilt. Mit 24 Tagen sind die Jungen gut flugfähig und folgen den Eltern an die Nahrungsplätze; selbständig sind sie aber erst 15 bis 20 Tage nach dem Ausfliegen.

Als Feinde kommen Katzen, Eichelhäher, Elster, Marder, Wiesel, Sperber, Falke und auch der Waschbär in Frage. Ein mit einem Ring der Vogelwarte Hiddensee markiertes thüringisches Männchen wurde 11 1/2 Jahre alt. In Gefangenschaft (Käfigvögel) sind die ältesten Gimpel 16- bzw. 19jährig geworden.

Im 19. Jahrhundert wurde der Gimpel als Käfigvogel gehalten. Wenn der Pfleger die nötige Geduld aufbrachte, dann konnte er dem Vogel beibringen, eine komplizierte Melodie nachzupfeifen. So ausgebildete Vögel wurden sehr geschätzt und teuer gehandelt. Die Haltung von Gimpeln sowie aller heimischen Vogelarten in Volieren ist nur möglich, wenn diese Vögel gemäß der Bundesartenschutzverordnung Nachzuchten aus Volierenhaltung stammen und mit geschlossenen Ringen versehen sind.

Bei früh einbrechender Kälte und vor allem in Wintern mit langen, schneereichen Kälteperioden kann der Gimpel bei drohendem Nahrungsmangel in großer Zahl aus dem Norden und aus Bergwäldern abwandern, dann besteht die Möglichkeit, dass wir ihn in unserer Gegend öfter beobachten können.

Abschließend darf ich noch auf die Herkunft des eingangs erwähnten Namen hinweisen: Der beliebte Name Dompfaff rührt vom schwarzen Haupt und dem roten Rumpf her, der an einen Domherrn erinnert.

Klaus Rost

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