Nun beginnt die Zeit, da unsere gefiederten Freunde auf unsere Hilfe angewiesen sind. Soweit es noch nicht geschehen ist, wird jetzt angefüttert, damit sich die Vögel an die Futterstelle gewöhnen können. Solange jedoch die natürlichen Nahrungsquellen noch offen sind, geben wir immer nur mäßige Futtergaben in das Futterhaus hinein. Das Futter darf nicht feucht werden oder durch den Wind hinaus geblasen werden, deshalb ist eine gute Überdachung wichtig.
In und um die Futterstelle ist auf Sauberkeit zu achten, damit Krankheitserreger keine Chance haben, denn besonders durch den Vogelkot werden diese Erreger übertragen.
Auch sollte man den unterschiedlichen Futterbedürfnissen der einzelnen Arten Rechnung tragen. An den Futter-stellen finden sich Körner- und Weichfresser ein. Deshalb sollte man Futter für beide Gruppen anbieten.
Im Fachhandel sind eine große Auswahl geeigneter Futtermischungen, Talgringe und Meisenknödel erhältlich. Man kann sich aber auch selbst eine Fettfuttermischung herstellen, in dem verschiedene Sämereien, Nüsse, Haferflocken und ungeschwefelte Rosinen/Sultaninen etwa zur Hälfte in einen Blumentopf, eine Kokosnussschale oder auch nur eine Blechdose gefüllt werden. Die andere Hälfte füllt man unter Umrühren mit geschmolzenen, ungesalzenen frischen Fett oder Talg auf. Ist die Masse erkaltet, kann unsere „Futternuss oder –dose” im Freien aufgehangen werden. Brot, Käserinde, Kuchen- oder andere Essenreste taugen ebenso wenig wie Gekochtes oder Salziges als Vogelfutter. Für unsere Meisen sind energiereiche Sonnenblumenkerne willkommen.Wenn Sie die genannten Voraussetzungen geschaffen haben, dann steht der Beobachtung unserer Futtergäste aus nächster Nähe nichts mehr im Wege. Wer Nistquirle als Nisthilfe für die Freibrüter schneiden will, sollte das auch jetzt tun. Werden sie im Herbst geschnitten, tritt der Austrieb früher ein. Der Nistkastenbestand in den Gärten wird, soweit erforderlich und noch nicht geschehen, ausgebessert bzw. ergänzt. Kästen, bei denen das Holz gerissen ist, werden gegen neue ausgetauscht, denn solche Kästen bieten keinen genügenden Schutz vor der Witterung mehr, und verläuft der Riss gar durch die Einflugöffnung, kann der Nistkasten zur Vogelfalle werden. Befindet sich die Einflugöffnung in der herausnehmbaren Wand, muss diese auf jeden Fall durch eine möglichst nicht rostende Arretierung gesichert werden. Ein Leichtmetallstift, der in eine entsprechende Bohrung gesteckt wird, ist das Richtige. In den von Raubzeug gefährdeten Gebieten sollen die Nistkästen möglichst nicht an Bäumen, sondern an freistehenden Pfählen befestigt werden. Das allein ist jedoch keine genügende Absicherung gegen Marder, da diese selbst an eisernen Pfählen hinaufklettern. Bei der Beschaffung neuer Nistkästen ist darauf zu achten, dass sie den Vögeln ausreichend großen und sicheren Wohnraum, mit dem für die jeweils vorgesehene Vogelart entsprechenden Einflugloch (Blaumeisen 28 mm, Kohlmeisen u. ä. 32 mm, Star 45 mm) versehen, bieten. Da die im Handel angebotenen Kästen, außer den Holzbetonhöhlen, diese Anforderungen meist nicht erfüllen, also ihr Geld nicht wert sind, empfiehlt sich der Eigenbau. Entsprechende Bauanleitungen sind in Internet unter der Homepage der Vogelschutzlehrstätte (www. vogelschutz-leipzig.de) abrufbar. Haben die meisten Vögel bis zum Ende der Brutperiode ihre Reviere gegenüber Artgenossen verteidigt, so ziehen sie jetzt die Geselligkeit vor. So sind nun mehr oder weniger große Schwärme von ihnen zu beobachten. Oft sind es verschiedene Arten, wie etwa von Schwanzmeisen, Finken, Hänflingen, Ammern und Kernbeißern, die gemeinsam der Nahrungssuche nachgehen. Der Vogelzug nimmt weiter seinen Fortgang. Die heimischen Vögel machen Wintergästen Platz, die die kalte Jahreszeit in unseren Breiten verbringen. Auch die Saatkrähenscharen aus Osteuropa beleben jetzt wieder Stadt und Land. Aber auch die im Norden beheimateten Seidenschwänze, Birkenzeisige, Bergfinken und Berghänflinge können unter Umständen zum Beobachtungsgegenstand werden. Bei einem Spaziergang an den Gewässern unserer Stadt kann man neben den das gesamte Jahr bei uns verweilenden Wasservogelarten wie Stock-, Tafelente, Blessrallen und Graureiher auch manche Besonderheit beobachten, die hier eine Zwischenrast einlegen oder sich als Überwinterer einrichten. Hin und wieder kann man auch schwarz-weiß aussehende Enten mit einem an der Spitze hakenförmig umgebogenem Schnabel beobachten. Hier handelt es sich um Gänsesäger. Der Gänsesäger ist größer als die Stockente. Die Männchen (Erpel) tragen meist schon das Prachtgefieder. Metallischgrün schillern der schwarze, buschig befiederte Kopf und Oberhals. Brust und Unterseite glänzen atlasweiß, wundervoll lachsrot überhaucht. Dazu als Kontrast das dunkle Korallenrot des schlanken Schnabels und das Gelbrot der Ruderfüße. Das Weibchen trägt anstatt der schwarzen eine tiefbraune Kopf- und Oberhalsbefiederung, die im Nacken zu einer auffallend doppelzüngigen Haube ausläuft. Sonst herrscht bei ihm oberseits lichtes Aschgrau vor, auch auf dem Flügel, indem das weiß auf die Spiegel beschränkt bleibt. Im Winter halten sich Gänsesäger meist in Gruppen auf. Der lange schmale Sägeschnabel ist hervorragend zum Fischfang geeignet, da er mit Unterstützung des Hakens an der Spitze die Fische gut festzuhalten vermag. Fische bis zu einer Größe von weniger als 10 cm dienen als Hauptnahrung. Die Beute wird optisch lokalisiert. In seichtem Wasser schwimmen die Vögel an der Oberfläche mit dem Kopf unter Wasser, in tiefem Wasser tauchen sie bis zu 10 Meter hinab. Mit ihrem Hakenschnabel und den Sägezähnen können sie die Fische gut festhalten. Ein Gänsesäger frisst täglich etwa 300 g Fisch. Säger, neben dem Gänsesäger gibt es noch den Mittel- und Zwergsäger, tauchen viel und ausdauernd. Dass der Gänsesäger in letzter Zeit immer öfter im Winter auf den Gewässern unserer Stadt anzutreffen ist, ist ein Zeichen dafür, dass die Wasserqualität eine Verbesserung erfahren hat und sich darin entsprechende Nahrung (Fische) für diese Wasservögel finden lässt. In Mitteleuropa ist der Gänsesäger Brutvogel in den Alpen der Schweiz und Bayerns und Nordtirols und in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Für seine Jungenaufzucht benötigt er alte Baumhöhlen, Kopfweiden, aber auch Fels- und Mauerlöcher. Entsprechend große Nistkästen werden ebenfalls angenommen. In Deutschland haben sich die Gänsesäger-Bestände deutlich erholt, nachdem in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ein Jagdverbot erlassen wurde. Der Gänsesäger steht aber nach wie vor auf der Roten Liste unter der Kategorie “gefährdet”. Wie auch die anderen Fischfresser Graureiher, Kormoran, Haubentaucher und Eisvogel ist der Gänsesäger von manchen Fischern und Anglern nicht gern gesehen. In Bayern und in der Schweiz fordern Fischereiverbände, den Schutz des Gänsesägers einzuschränken und stattdessen die Bejagung oder Vergrämung. Klaus Rost