Aus der Vogelwelt: Ammern (1) – Allgemein, Goldammer

Bild von Kathy Büscher auf Pixabay

Mit Vogelarten, die nicht unmittelbar unsere Gärten als ihren Lebensraum nutzen – die Ammern, sollen Sie in den folgenden Beiträgen bekanntgemacht werden. Im außerstädtischen Umfeld der Gärten mitunter jedoch beobachtet werden können.

In der Familie der Ammern sind 197 Arten vereint, davon sind 6 Arten Brutvogel in Deutschland. In Sachsen selbst sind die Gold-, Rohr-, Grau- und Gartenammer in unterschiedlicher Häufigkeit als Brutvogel anzutreffen. Wobei die Gartenammer auch unter dem Namen Ortolan bekannt ist. Im Südwesten Deutschlands treten die Zaun- und Zippammer als Brutvogel auf. Weitere 9 Arten, die später genannt werden, haben im übrigen Teil Europas ihre Brutheimat.

Die Familie der Ammern zeichnet sich durch einen langgestreckten Körperbau aus, die bevorzugt im offenen Gelände mit Büschen, Bäumen und exponierten Singwarten nisten. Ihre Nester befinden sich meistens am Boden in niedriger Vegetation. Sie haben einen kürzeren und dickeren Schnabel als Finken, ernähren sich aber auch hauptsächlich von Sämereien, die quer zum Schnabel aufgequetscht werden. Insekten sind, insbesondere zur Brutzeit, eine wichtige Zusatznahrung. Jungvögel werden zunächst vorwiegend mit Insekten und deren Entwicklungsstadien, später in zunehmendem Maße mit Körnernahrung aus dem nicht sehr entwickelten Kropf gefüttert. Bereits in der „Allgemeinen Jägerzeitung für Deutschland“ vom November 1840 ist zu lesen:

„Die Ammernarten gehören unbedingt eher zu den nützlichen, als zu den schädlichen Tieren, indem ihre Herbst- und Winternahrung, allerhand Gesäm, und hier einige Getreidearten, die sie ja auch erst von abgeernteten Feldern oder dem Abfall vor den Scheunen suchen, reichlich durch ihre Sommernahrung, allerhand lästige kleine Tierchen vergüten.“  

Die Goldammer (Emberitza citrinella) ist mit 35.000 bis 70.000 Brutpaaren in Sachsen unsere häufigste Ammer. Für den Leipziger Raum dürften 400 bis 500 Brutpaare kaum -eben-so gelben Unterseite zu erkennen. Das Weibchen ist trüber gefärbt, und das Gelb tritt nicht so in Erscheinung. Die Oberseite beider Geschlechter ist rötlichbraun mit schwarzbrauner Längszeichnung. Im Flug fallen die weißen Schwanzaußenfedern auf. Der rostrote Bürzel, den Männchen und Weibchen gemeinsam haben, ist ein weiteres Erkennungsmerkmal. Je älter die Männchen sind, desto intensiver gelb ist der Kopf.

Mit einer Körpergröße von 16,5 Zentimeter ist sie etwas größer als ein Sperling. Aufgrund dieses eindrucksvollen Gefieders wird der Vogel im Volksmund auch Bauernkanari genannt. Die Goldammer ist ein Bewohner der offenen, aber reich strukturierten Kulturlandschaft. Ihre Hauptverbreitung hat sie in Wiesen- und Ackerlandschaften, die reich mit Hecken, Büschen und kleinen Feldgehölzen durchsetzt sind, sowie an Waldrändern gegen die Feldflur. Ebenso findet man sie an Grabenböschungen und Ufern mit vereinzelten Büschen, auf Sukzessionsflächen in Sand- und Kiesabbaugebieten und selbst in Straßenrandpflanzungen. Größere Kahlschläge und Windwurfflächen im Hochwald werden rasch, aber nur bis zur Bildung eines geschlossenen Bestandes besiedelt. Die Nistplatzwahl erfolgt durch das Weibchen. Das Nest wird auf dem Boden in der Vegetation versteckt, bevorzugt an Böschungen. Auch in niedrigen Büschen, meist unter 1 Meter Höhe. Das Weibchen baut das Nest alleine. Das Nest besteht aus trockenen Halmen und feinen Wurzeln. Die Nestmulde ist mit Haaren und feinen Hälmchen ausgelegt. Die Eier des aus 3 – 5 Eiern bestehenden Geleges sind sehr variabel. Auf trübweißer, bläulich-weißer, rötlichweißer oder licht rötlichbrauner Grundfarbe mit schwarzbraunen Flecken, Haarlinien und aschgrauen Unterflecken gezeichnet. Die Brutdauer beträgt ca. 14 Tage. Das Weibchen brütet alleine und wird während der Zeit vom Männchen mit Nahrung versorgt. Die Fütterung der Jungen übernehmen beide Elternteile. Durchgeführte Untersuchungen über die Nestlingsnahrung ergaben, dass der tierische Anteil mit 86,3 % überwiegt und der pflanzliche Anteil 13.7 % ausmacht. Dabei stehen 29,3 % Schmetterlinge an der Spitze der tierischen Nahrung, gefolgt von rd. 22 % Käfer. Darunter befanden sich: Blatt-, Rüssel-, Aas-, Lauf-, Schild-, Blatthorn-, Gartenlaub-, Mai-, Stolper-, Dung-, Diebs-, Weich- und Bockkäfer sowie Liebstöckelrüßler. Der Anteil der Zweiflügler betrug 10.75%. Darunter Schmuckfliegen, Schnaken, Schnepfen- und Schwebfliegen, Zuckmücken Schmarotzer-, Aas-, Voll-, Blumen-, Stilett-, Waffen- und Fruchtfliegen. Ohrwürmer, Feld- und Laubheuschrecken sowie Spinnen ergänzen den tierischen Anteil. Das Nahrungsspektrum für die Jungvögel ist also sehr umfangreich. Erwachsene Goldammern fressen größtenteils Samen. Die jungen Goldammern gehören zu den Nesthockern. Sie werden ca. 13 Tage von beiden Eltern mit Nahrung im Nest versorgt, bis sie flügge sind.

Es werden zwei, gelegentlich sogar drei Bruten durchgeführt. Die ersten Gelege findet man im April, die der zweiten und dritten Brut bis in den Juli hinein.

Das Lied der Goldammer, welches von einem etwas erhöhten Platz im Revier aus, der Fachmann spricht von einer “Singwarte”, vorgetragen wird, ist oft bis in den Spätsommer zu hören. Der Eselsbrücken textende Volksmund gibt hierzulande die Melodie des Goldammer-Gesangs oft als “wie, wie, wie hab ich Dich lieb” wieder.

Zu den schlimmsten Feinden gehört der Mensch, denn er zerstört ihren Lebensraum. In einigen Ländern nimmt der Bestand immer mehr ab, wie z.B. in Holland. Häufig fällt die erste Brut, durch zu frühe Mäharbeiten auf Wiesen und an Grabenböschungen, aus. Singvögel, so wie die Goldammer, stehen sehr weit unten in der Nahrungskette. Das Wiesel, die Katzen, der Fuchs, die Wildschweine, der Waschbär und der Marderhund zerstören das Gelege, in dem sie die Eier oder die Jungvögel fressen. Greifvögel und Katzen haben es auf die Jungvögel und die Altvögel abgesehen. Rabenvögel (Elster, Eichelhäher, Krähen) holen sich die Eier und die Jungen aus dem Nest. Goldammern können 8 Jahre alt werden. In der Literatur wird eine im Oktober 1969 in Hessen beringte Goldammer mit einem Alter von 12 Jahren und 8 ½ Monaten genannt, die später im franz. Departement Hérault erbeutet wurde.

Die Goldammern sind sowohl Standvögel, Strichvögel und Kurzstreckenzieher, wobei ihr
Winterquartier dann im Mittelmeerraum liegt.

Ihr Brutareal erstreckt sich von Westeuropa bis Mittelsibirien in der borealen und gemäßigten Zone. Der Mittelmeerraum wird nur noch am Nordrand erreicht und nach Norden reicht es bis ins nördliche Fennoskandien.

Klaus Rost

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