Heimische Heilpflanzen: Linde

Bild von Jenő Szabó auf Pixabay

Wer kennt sie nicht, die Linde. Der Baum, den die Deutschen lieben, der in Volksliedern besungen wird, in Mythen eine wichtige Rolle spielt und Namensgebung für Straßen, Plätze, Gasthäuser oder Städte ist.

Die Linde, die im Herbst ihr Laub abwirft, eine Höhe von 15- 40 m   und einen Stammdurchmesser von 1.00 bis 1,80 m aufweisen und die bis zu 1000 Jahren alt werden kann. Die Linden gehören zur Familie der Malvengewächse.

In unseren Breiten sind vorwiegend die Sommerlinde (Tilia grandifolia) und die Winterlinde (Tilia parvifolia) heimisch. Zu unterscheiden sind die beiden Arten an den Blättern. Die Winterlinde hat kleinere Blätter als die Sommerlinde. An der Unterseite der Laubblätter, an den Blattachseln der Blattnerven sind bei der Winterlinde rotgelbe, bei der Sommerlinde weißliche Haarbüschel zu erkennen. Auch blüht die Winterlinde etwa 14 Tage später als die Sommerlinde. Nach der Blüte entwickeln sich die Früchte.

Allgemein bekannt ist, dass die Lindenblüten als Droge genutzt werden und heilende Eigenschaften aufweisen. So sollen die Blüten etwa 4 Tage nach Beginn der Blüte geerntet und vorsichtig getrocknet werden, da zu dieser Zeit der Wirkstoffgehalt am höchsten ist. An Inhaltsstoffen sind zu nennen Flavonoide, vorwiegend Quercitrin, Rutin und Astragalin, Schleimstoffe, ätherisches Öl mit Linalool, Geranol und Euganol sowie Saponine und Gerbstoffe. In der Volksmedizin wurde Lindenblütentee vorwiegend als harntreibender und schweißtreibender Tee angewendet, um Beschwerden im Magen- Darm- Bereich zu lindern und die körpereigenen Abwehrkräfte zu stärken. Die Kommission E empfiehlt Lindenblüten bei Erkältungen, Erkältungskrankheiten und trockenem Reizhusten. 2008 wiesen mexikanische Wissenschaftler nach, dass frische oder getrocknete Lindenblüten beruhigend wirken und gegen Stress helfen.

Lindenblüten, 6- 8 Stunden in kaltem Wasser ausziehen lassen und dann getrunken, soll nach körperlicher Betätigung entschlackend wirken. Als Badezusatz verwendet, steigern die aufgebrühten Lindenblüten die Immunabwehr. Ein Aufguss als Gesichtswasser oder Haarspülung beruhigt gereizte Haut oder Kopfhaut und macht das Haar geschmeidiger. Kühle Umschläge helfen bei Sonnenbrand.

Mit Lindenblütentee getränkte Pads oder Waschlappen beleben strapazierte Augen.

Eine Tinktur, ein alkoholischer Auszug als Umschlag wird bei Wunden, Furunkeln und Abszessen empfohlen.

Lindenblüten sind eine Bienenweide. Aus dem Nektar wird der Lindenblütenhonig mit seinem typischen Aroma und der hellgelben bis grünlichen Farbe produziert.

Interessant ist aber auch, dass die zarten Lindenblätter für Salate, Spinatgerichte oder Smoothies genutzt werden können. Die Blüten dienen als Aroma für Schokolade, Tee, Sirup, süße Desserts oder Limonade. Junge, noch weiche Samen lassen sich wie Kapern einlegen, reife Samen werden geschält und roh geknabbert oder als Salatbeilage gegessen.

Das weiche Lindenholz eignet sich gut zum Schnitzen.

Interessant ist, dass die Fasern des Lindenholzes, der Bast, zur Herstellung von Matten, Taschen und Kleidung Verwendung fand. Die Rinde von jungen Linden wurde dazu geschält, die weiche Innenseite abgetrennt und in das Wasser gelegt, bis sich der Bast ablöste. Dieser wurde danach in der Sonne getrocknet und weiterverarbeitet.

Dr. Hannelore Pohl

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