Heimische Heilpflanzen: Ruprechtskraut

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Eine Heilpflanze, die an ihrem unangenehmen Geruch gemessen wird, ist das Ruprechtskraut. Durch ihren Geruch ist sie auch unter dem Namen Stinkender Storchschnabel bekannt. Sie gehört zur Familie der Storchschnabelgewächse. Ruprechtskraut ist von Europa bis China, in Japan, Nordafrika sowie von Nord- Südamerika zu finden. Es liebt schattige und stickstoffreiche Standorte.

Die Pflanze ist ein- oder zweijährig mit einer Wuchshöhe von etwa 20- 50 cm. Ruprechtskraut ist stark verzweigt und behaart bis glatt. Zahlreiche Blätter, die gegenständig angeordnet, gestielt, handförmig geteilt und doppelt fiederspaltig sind, sitzen an den verzweigten Stängeln. Je zwei Blüten befinden sich an einem Stiel. Die Blüten sind zwittrig, vormännlich und werden vorwiegend von Bienen bestäubt. Die hellroten bis karminroten Pflanzen blühen von April bis in den Herbst.  Nach der Bestäubung entwickelt sich eine schnabelförmige Spaltfrucht. Wenn diese reif ist, lösen sich die einsamigen Fruchtklappen nach Austrocknung von der Mittelsäule ab und werden dann bis zu 6 m weit fortgeschleudert, das als Austrocknungsstreuer bekannt ist. In der Frucht sind Haarstränge zu finden, die auch eine Klettverbreitung möglich machen.

Interessant ist, dass die Pflanze über Blattgelenke verfügt, die es ermöglichen, die Blattspreite nach dem besten Lichteinfluss auszurichten. Dadurch ist das Ruprechtskraut auch in der Lage u.a. in Höhleneingängen zu überleben. Bei vollem Sonnenlicht bildet sie Lichtschutzpigmente, das sich in einer Rotfärbung der Pflanze äußert. Die Blattstiele der unteren Blätter und z.T. auch die Seitensprosse biegen sich an den Blattgelenken nach unten und wirken so als Stütze. Das ermöglicht der Pflanze auch an Felsen und Mauern zu gedeihen.

Für die Schulmedizin hat Ruprechtskraut heute keine Bedeutung mehr. Doch in der Volksmedizin wurde die Pflanze intensiv genutzt und als „Herba ruberti“ schon im 13. Jahrhundert erwähnt.

Als Droge wird das zur Blüte gesammelte Kraut geerntet und getrocknet. Auch die Wurzeln, im Frühjahr oder Herbst geerntet, finden Anwendung.

An Inhaltsstoffen kann das Kraut ätherisches Öl, Gerbstoffe, Bitterstoffe und Flavonoide, u.a. Rutosid, Hyperosid und Quercetin aufweisen.

So werden Zubereitungen innerlich als Aufguss oder Tinktur oder äußerlich zu Waschungen oder Kompressionen oder als Ölauszug angewendet. Diese helfen bei Zahnschmerzen, Prellungen, Fieber, Gicht, Nieren- oder Lungenleiden, bei Herpes und Nasenbluten. Ein Aufguss wurde auch als Stärkungsmittel empfohlen. Auf Wunden aufgelegt, hat Ruprechtskraut antiseptische Wirkung.

Durch ihren Geruch soll die Pflanze Mücken abwehren.

Die Namensgebung der Pflanze weist auf den heiligen Ruprecht, dem letzten Bischof und Landesheiligen von Salzburg hin. Eine weitere Erklärung deutet auf den althochdeutschen Ausdruck „rötreht“- rötlich, auf die Färbung der Pflanze hin.

Offensichtlich wurde das Ruprechtskraut von allen Storchschnabelarten als erstes in den Gärten kultiviert. Heute ist es eher selten, da es attraktivere Arten gibt. Doch oft taucht das Ruprechtskraut auf und wird dann als Zierpflanze geduldet. 

Dr. Hannelore Pohl

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