Heimische Heilpflanzen: Spaltkörbchen

Foto: Dr. Hannelore Pohl
Foto: Dr. Hannelore Pohl

Eine Heilpflanze, in China, im Amurgebiet und auf der Insel Sachalin beheimatet, ist das Spaltkörbchen (Schisandra chinensis). Schon während der späten Han-Dynastie (206 v.Chr. bis 220 n.Chr.) wurde die Pflanze erwähnt.

Die Gattung Schisandra, mit über 20 Arten, gehört zur Familie der Sternanisgewächse. Es ist eine laubabwerfende, ausdauernde, verholzende Kletterpflanze, die eine Höhe von bis zu 8 m erreichen kann. Die Pflanze ist zweihäusig und getrenntgeschlechtlich. Die Blütezeit erstreckt sich von Mai bis Juli. Die weiblichen Blüten duften angenehm und bilden nach der Bestäubung an den kahlen Fruchtstandstielen viele Früchte aus. Diese sind aromatisch, rosafarben bis rot und enthalten zwei Kerne. Die Fruchtreife erfolgt von September bis Oktober.

Schisandra gedeiht auch unter unseren Klimaverhältnissen. Sie ist eine beliebte Zierpflanze, die allerdings durch ihre Höhe eine Kletterhilfe benötigt. Attraktiv ist die grüne Blattfärbung während der Vegetation und die Herbstfärbung. Das Spaltkörbchen eignet sich zur Begrünung von Fassaden, da sie unproblematisch anzubauen ist. Auf nährstoffreichem, gut entwässertem und feuchtem Boden fühlt sie sich wohl. Sie kommt mit Sonne und auch Schatten zurecht. Die Vermehrung kann über Samen, halbreife Stecklinge oder Ableger erfolgen.

Fast alle Arten von Schisandra haben medizinische Bedeutung. Aus den Stämmen, Blättern und Früchten kann ein leicht flüchtiges Öl gewonnen werden, das u.a. in der Parfümindustrie genutzt wird. Fasern dienen zur Herstellung von Seilen.

Interessant sind vor allem die Früchte. Sie enthalten neben ätherischem Öl, Vitamin C, organische Säuren (Apfel- und Zitronensäure) und Pektin. Der Geschmack der Früchte wird als ungewöhnlich beschrieben. Die Beurteilung geht von süß, sauer, über scharf, bitter bis salzig. So werden die Früchte auch als die Frucht der fünf Geschmäcker bezeichnet und sind ebenfalls unter dem Namen „Wu Wei Zi“ bekannt.

Die Wirkung der Früchte wird hochgepriesen. So sollen sie kräftigen, das Gedächtnis, die Sehfähigkeit und das Gehör stärken. Als Stärkungsmittel für die Sexualenergie soll es Männern wie Frauen helfen. Schisandra-Beeren gelten als Jungbrunnen, mit deren   Hilfe man ohne Alterserscheinungen sehr betagt werden kann. In der asiatischen Volksheilkunde haben die Früchte vor allem Bedeutung bei Erkältungskrankheiten und als Stärkungsmittel.

Die häufigste Anwendung ist das Kauen von getrockneten Früchten. Täglich sollten dies 5 g sein. Die Anwendungszeit wird mit 100 Tagen angegeben. Der sehr ungewöhnliche und grässliche Geschmack erfordert Überwindung und Gewöhnung.

Neben einer Abkochung zu Tee können die Früchte auch zur Herstellung von Marmelade, Sirup, alkoholfreien Getränken oder Likör verarbeitet werden.

Die Laubblätter enthalten Lignane, wie Schisandrin, Schisandrol, organische Säuren und Vitamin C. In der Volksheilkunde sind sie eine Stimulanz bei Depressionen und lang andauernden psychischen Anstrengungen. Die Rinde der Zweige und Stämme liefern ein Öl mit starkem Zitronengeruch. Ein daraus gewonnener Tee dient vor allem der Erfrischung.

Der Gattungsname Schisandra setzt sich aus dem griechischen schizein (spalten) und andreios (männlich) zusammen.

Im Botanischen Garten ist diese interessante und wertvolle Pflanze zu finden.

Dr. Hannelore Pohl

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