Neben Wild- oder Heckenrosen wachsen im Botanischen Garten Oberholz auch Gartenrosen, wie z.B. die Damaszener-Rose (Rosa damaszena), die natürlich zu den Rosengewächsen zählt. Sie fasziniert durch ihre herrliche Blüte und den faszinierenden Duft.
Die Damaszener-Rose stammt aus Kleinasien und ist schon seit über 1.000 v. Chr. auf der Insel Samos bekannt. Mit den Kreuzrittern kam sie über Frankreich in die europäischen Gärten. Es werden die Sommerdamaszener, die im Mai bis Juni blüht und die Herbstdamaszener, die zwei Mal im Jahr blühende Rose unterschieden.
Die Damaszener-Rosen gehören zu den alten Sorten. 1867 wurden die Teehybriden eingeführt und alle vorher existierenden Sorten zählen zu den alten. Typische Merkmale der Damaszener-Rosen sind ein kräftiger Wuchs, der bis zu 3 m betragen kann, dicht gefüllte, etwas flattrig wirkende rosa oder weiße Blüten in Büscheln mit auffallend langen, teils befiederten Kelchblättern, dünnen Blütenstielen, an denen die schweren Blüten leicht nach unten hängen und längliche, krugförmige, meist drüsige Hagebutten. Den Blüten entströmt ein schwerer, betörender Duft.
Rosen lieben einen humusreichen, lockeren, tiefgründigen und leicht sauren Boden. Ein sonniger Standort ist vorteilhaft. Positiv ist eine Hanglage mit leichtem Aufwind, damit der Regen schneller abtropfen kann. Die Sträucher sind winterhart. Doch sollte die Veredlungsstelle vor der Wintersonne und niedrigen Temperaturen durch Anhäufeln von Komposterde geschützt werden. Im Frühjahr ist ein Korrekturschnitt für eine reiche Blüte von Vorteil. Im Handel sind verschiedene Sorten mit gefüllten oder ungefüllten Blüten und Blütenfarben von Weiß bis rosa zu bekommen.
Von großem Interesse sind die Blüten, aus denen das Rosenöl und das Rosenwasser gewonnen werden. Das größte Rosenanbaugebiet liegt in Bulgarien, in der Nähe von Kazanlak in der Mitte des Landes nördlich von Stara Zagora. Der Anbau in diesem Gebiet kann bis 1710 zurückverfolgt werden. Im Anbau befindet sich vor allem die Sorte Trigintipetala.
In der Literatur war zu finden, dass in diesem Gebiet jährlich etwa 1,5 t Rosenöl gewonnen werden. 1 Liter Rosenöl wird etwa aus 4 bis 5 t Blüten, das einer Anbaufläche von 1 ha entspricht, erhalten. So ist nicht verwunderlich, dass Rosenöl das teuerste Öl der Welt ist! Die Gewinnung des Öles erfolgt durch Wasserdampfdestillation (Rosen Attar) oder durch Extraktion über Lösungsmittel (Rosen Absolue). Rosenwasser, das auch eine Bedeutung hat, fällt als Nebenprodukt bei der Destillation an. Weitere Anbaugebiete befinden sich im Iran, der Türkei, in Indien und Marokko.
Sehr komplex ist die Zusammensetzung von Rosenöl. 400 Einzelsubstanzen, u.a. Geraniol, Phenylethylenalkohol, Eugenol und Nerol sind Bestandteile. Das Öl ist hell, klar und duftet blumig warm und betörend.
Durch seine Vielfalt an Inhaltsstoffen kann es als Allheilmittel bezeichnet und bei fast allen Krankheiten mit Erfolg eingesetzt werden. Rosenpräparate werden innerlich und äußerlich eingesetzt. Wie alle Rosengewächse haben sie blutstillende Eigenschaften. Doch ihr erhellender Duft macht die Präparate zu einem ausgezeichneten Herz- und Nerventonikum. Rosenpräparate besitzen entspannende und schmerzstillende Wirkungen auf die Psyche und die Muskulatur.
Die Rose ist Heilmittel und Kosmetikum für die Körper-, Gesichts- und Haarpflege. Aufgüsse können innerlich als Tee bei Ängsten und zur Herzberuhigung und äußerlich bei Hautproblemen Anwendung finden.
Das feine Aroma der Rose ist auch in vielen Küchen beliebt. Ein mit Rosenwasser aromatisierter Joghurt ist Lassi, ein vorwiegend indisches Joghurtgetränk. Rosenwasser wird in Europa zur Marzipanherstellung verwendet. Eine Rosenblattbowle ist ein beliebtes Getränk. Sehr delikat ist eine bulgarische Rosenmarmelade.
Auch die symbolische Bedeutung der Rose ist bekannt. So gilt sie als Sinnbild der Vollkommenheit, der göttlichen und sinnlichen Liebe, der Schönheit und Anmut, der Vergänglichkeit und dem Tod. Sie ist Blume der Jungfrauen und des Lasters. Und die weiße Rose steht für die Unschuld und Reinheit. Noch manches Geheimnis birgt die Rose, doch wir sollen sie zur Stärkung und Erhellung unseres Alltages nutzen.
Dr. Hannelore Pohl