Eine alte und früher sehr geschätzte Heilpflanze ist die Frauenminze (Tanacetum balsamita). Heute ist sie in Vergessenheit geraten. Mit Minze ist diese Pflanze botanisch allerdings nicht verwandt. Sie gehört zu den Korbblütlern und weist Ähnlichkeiten zu Rainfarn oder Mutterkraut auf.
Die Frauenminze, auch Marienblatt, Frauensalbei, Balsamkraut oder Suppenkraut genannt, stammt aus dem ostasiatischen Raum. Schon Karl der Große hat die Pflanze in seiner Landgüterverordnung erwähnt und anbauen lassen. Genannt wird sie auch in den Kräuterbüchern des 16. Jahrhunderts.
Die Frauenminze ist eine mehrjährige, krautige Pflanze mit einem kräftigen Wurzelstock. Über Rhizome werden Ausläufer gebildet. So entstehen große Horste. Die Blätter der Frauenminze sind ungeteilt, länglich bis eiförmig und am Rand gesägt. Die Farbe der Blätter ist bläulich-grün. Sie sind lang gestielt und auf der Unterseite fein behaart. Erst spät im Sommer (August-September) erscheinen die weißen oder gelben Blüten.
Als Droge finden die Blätter vor oder nach der Blüte Verwendung. An Inhaltsstoffen sind ätherische Öle, Bitter- und Gerbstoffe, Vitamine und Glykoside zu nennen. Durch die ätherischen Öle verströmen die Blätter einen starken Duft, ähnlich der Minze. So wurden diese als duftendes Lesezeichen im Gesangbuch oder der Bibel genutzt. Auch war die Pflanze als „Schmeckblatterl“ bekannt. Als aromatisierendes und desinfizierendes Kraut wurden die frischen oder getrockneten Blätter auf Fußböden gestreut oder in Kleiderschränke gelegt.
Frauenminze wirkt u.a. adstringierend, antiseptisch, harntreibend und krampflösend. Daher wurden Zubereitungen bei Verdauungsschwäche, Fieber, Blähungen, Verstopfungen, Würmern, Leberschwäche, geschwollenen Füßen, Periodenkrämpfen, Läusen und äußeren Wunden empfohlen. Auch bei allen Frauenkrankheiten und zur Stärkung der Verdauungsorgane half ein Teeaufguss. Dieser wird mit einem Teelöffel Kraut, das mit 250 ml kochendem Wasser übergossen und 5- 10 min. ausgezogen wird, hergestellt. 2 bis 3 Tassen Tee je Tag sind ausreichend. Er schmeckt recht bitter.
Äußerlich als Umschlag angewendet fördert die Pflanze die Wundheilung.
Junge Blätter verfeinern Salate, Dressings und deftige Fleischgerichte. Da die Blätter sehr stark würzen, sollte die Frauenminze dosiert verwendet werden.
Eine Marienblattlotion, die ausgetrocknete oder vom Sonnenbrand strapazierte Haut erfrischt, kann selbst hergestellt werden. Dazu gibt man einige Blätter Frauenminze in Buttermilch und lässt diese mind. 24 Stunden ausziehen. Nach der Entfernung der Blätter kann diese Lotion angewendet werden.
Bevor Hopfen zum Bierbrauen genutzt wurde, verwendeten die Brauer Balsamkraut.
Schwangere sollten Frauenminze meiden, da sie Einfluss auf die Gebärmutterkontraktion haben kann.
Vielleicht findet diese Pflanze noch einen Platz in Ihrem Garten.
Dr. Hannelore Pohl