Heimische Heilpflanzen: Gelbdolde

Foto: Dr. Hannelore Pohl
Foto: Dr. Hannelore Pohl

Anfang Mai wurden wir im Botanischen Garten von Besuchern auf eine Pflanze aufmerksam gemacht, die offensichtlich das Oberholz erobert. Nach erster Unsicherheit konnte die Pflanze bestimmt werden. Es handelt sich hierbei um die Stängelumfassende Gelbdolde (Smyrnium perfoliatum). Sie gehört zur Familie der Doldenblütler. Zur Gattung der Gelbdolde sollen sieben Arten gehören.

Die Stängelumfassende Gelbdolde ist ein Neophyt, d.h. sie ist in Deutschland nicht heimisch, hat sich aber eingebürgert und fühlt sich wohl. Ursprünglich stammt sie aus dem Mittelmeergebiet. Die zweijährige Pflanze wird bis zu 1,20 m hoch und hat eine knollige Wurzel. Die Grundblätter sind gefiedert, die Stängelblätter weisen einen tief-herzförmigen Grund auf und sind stängelumfassend. Die Blütenkrone ist gelb, die reifen Früchte  schwarzbraun und etwa 3 mm lang. Die gesamte Pflanze hat einen aromatischen Geruch, ähnlich wie Liebstock oder Sellerie.

Ebenso aromatisch ist eine andere Art der Gelbdolde, der sogenannte Pferdeeppich oder Schwarzer Liebstöckel (Smyrnium olusatrum). Diese Pflanze liebt es sonnig bis halbschattig  und ist wildwachsend an der Meeresküste zu finden. Die Lebensspanne ist ebenfalls zweijährig, manchmal auch ausdauernd. Die Wurzel ist oben dick und kann sich zu drei oder vier Hauptwurzeln verzweigen. Bis zum 1,50 m ist die Wuchshöhe. Der Stängel ist wie bei der anderen Art massiv gefurcht. Die Blätter sind glänzend, gesägt, hellgrün und nicht stängelumfassend. Die Blüte ist ebenfalls grünlichgelb und sehr nektarreich. Bis zum 6 mm sind die Früchte lang, schwarz und aromatisch.

Bereits Theophrastus (300 v.u.Z.) nutzte die aromatischen Früchte als Gewürz und die Wurzeln als blutreinigendes und harntreibendes Mittel. Er nannte die Art hipposelinon (Pferdeeppich).

Doldenblütler zu bestimmen ist schwierig. Es gibt viele ähnliche Arten, oft kam es zu Verwechslungen.  Auch bei der Gelbdolde bestand Unklarheit.

Der Pferdeeppich war wahrscheinlich im Mittelalter in Deutschland verbreitet. Ab dem 16. Jahrhundert wird die Pflanze jedoch selten in den Kräuterbüchern erwähnt. Tabernaemontanus (1590) beschreibt sie unter dem Namen „Alexandrinisches Peterlein“. Im Jahr 1866 vermerkt der Botaniker Alefeld, dass der Pferdeeppich vom Sellerie verdrängt ist.

In mittelalterlichen Rezepten ist die Pflanze oft genannt. Blätter, Blütenknospen, Stängel und Wurzeln finden in der Küche roh, gedämpft oder gedünstet Verwendung. Die Samen verbreiten ihr Aroma u.a. in Duftschalen. Heilkundliche Anwendungen sind wenig überliefert. Angaben zur Nutzung der Stängelumfassenden Gelbdolde konnte ich nicht finden. Da es keinen Hinweis zu einer bestehenden Giftigkeit gibt, dürfte die Pflanze ebenso wie Pferdeeppich zu nutzen sein.

Vielleicht entdecken Sie die Pflanzen auf ihren nächsten Wanderungen.

Dr. Hannelore Pohl

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