Eine Pflanze, die sich sowohl im Schatten, als auch in der Sonne wohlfühlt, ist das Immergrün (Vinca minor und Vinca major). Es gehört zur Familie der Hundsgiftgewächse. Immergrün ist ein Halbstrauch. Die Pflanze bildet niederliegende kriechende Stängel, an deren Knoten Wurzeln und Büschel von aufrechten blühenden Sprossen wachsen. Nichtblühende Sprossen sind bis zu 60 cm lang und treiben erneut Wurzeln. Die Laubblätter sind gegenständig angeordnet, gestielt und ledrig.
Interessant sind auch Herkünfte mit panaschierten Blättern. Langgestielte Blüten stehen einzeln in den Blattachseln. Die Blüten haben eine stieltellerförmige 5-zählige Blütenkrone. Der Kelch ist trichterförmig. Die Hauptblütezeit liegt im April und Mai, doch sind teilweise im ganzen Jahr blühende Exemplare zu entdecken. Die Blütenfarbe ist vorwiegend hellblau.
Ursprünglich war die Pflanze im Mittelmeergebiet beheimatet. Vermutlich gelangte Immergrün erst im Mittelalter als Gartenpflanze nach Europa. Im 16. Jahrhundert war das Gewächs schon weit verbreitet und wurde auch medizinisch verwendet.
Genutzt werden die jungen Triebe, die zur Blütezeit geerntet und bei etwa 45°C getrocknet werden. Als Inhaltsstoffe sind vor allem Alkaloide, Heilgifte, zu nennen. Daneben konnten noch Bitterstoffe, Flavonoide, Gerbstoffe, Gerbsäure und Saponine nachgewiesen werden. Therapeutisch interessant ist das Alkaloid Vincamin. Dies soll blutdrucksenkend und beruhigend wirken und die Durchblutung des Gehirns fördern. Doch bitte die Droge wegen der Alkaloide nicht in Eigenmedikation anwenden!! Die Pflanze ist leicht giftig!!
Aus dem Immergrün werden Arzneimittel erstellt, die in der Geriatrie und zur Unterstützung des Herz-Kreislaufsystems, als Blutdrucksenker, zur Stärkung des Immunsystems und zur Beruhigung eingesetzt werden. Das Alkaloid Vincamin soll das Wachstum weißer Blutkörperchen hemmen und eignet sich zur Behandlung von Leukämie. Die Pharmazie hat ein Präparat entwickelt, das zur Chemotherapie gegen Leukämie eingesetzt wird. Starke Nebenwirkungen treten bei der Anwendung auf, u.a. wird das Immunsystem angegriffen, das zu verstärkter Infektanfälligkeit führen kann.
Interessant sind die Namen, unter denen Immergrün noch bekannt ist. Das sind Bärwinkel, Jungfernkraut, Totengrün, Totenveilchen, Totentanz, Totenviole oder Wintergrün. Da die Pflanze ein Symbol des ewigen Lebens ist, wird sie oft auf Gräber gepflanzt.
Immergrün symbolisiert aber auch Treue. Der „Jungfernkranz“ wurde lange wie Rosmarin und Myrthe als Hochzeitsschmuck verwendet. Es lässt sich gut ein Kranz aus der Pflanze binden, da die Stängel elastisch und lang sowie die Blätter weich und angenehm sind.
In der Karibik ist das Immergrün als Aphrodisiakum bekannt. Culpeper (16. Jahrhundert) schrieb: “Die Blätter von Mann und Frau gegessen, verursachen Liebe zwischen beiden“.
Zur Herkunft des Namens konnte ich herausfinden, dass sich der Gattungsname Vinca vom lateinischen vincire, umwinden, ableitet und der deutsche Name Immergrün auf die immergrünen Blätter zurückzuführen ist.
Dr. Hannelore Pohl