In Torfmooren, auf Heiden, in Kiefernwäldern, in der Ebene oder im Gebirge ist die Preiselbeere (Vaccinium vitis- idaea) zu finden. Dieser immergrüne, bis zu 30 cm hohe Strauch gehört zu den Heidekrautgewächsen und ist u.a. verwandt mit der Heidelbeere, der Bärentraube, der Moos- und der Rauschbeere. Die Pflanze bildet unterirdische Ausläufer mit Achselknospen. Aus diesen treiben aufrechte und verzweigte Sprossen mit wechselständigen lederartigen Blättern. Die Oberseite der Blätter ist dunkel- bis braungrün, die Unterseite matt und blassgrün und oft mit kleinen rotbraunen Punkten, den Drüsenhaaren, versehen. Von Mai bis Juni sind weiße oder rötliche Blüten zu erkennen. Die Früchte präsentieren sich zur Reife in einem auffallenden Rot, erschrecken aber den Genießer durch einen bitteren und sauren Geschmack. In tieferen Lagen sind wohl zwei Ernten möglich, wobei die besseren Früchte die zweite Ernte liefert. Im Volksmund ist die Beere auch unter den Namen Sauer- und auch Zuckerbeere bekannt.
Als Wildfrüchte haben Preiselbeeren seit langem, doch durch ihr Vorkommen vorwiegend nur regionale Bedeutung. Obwohl die Blätter und Früchte medizinisch eingesetzt werden können, werden sie kaum arzneilich angewendet. Als Inhaltsstoffe sind in den Blättern 4- 6% Arbutin, Gerbstoffe, Flavonoide und organische Säuren zu finden. Arbutin wird durch Enzyme in Glukose und Hydrochinon gespalten und als Diuretikum bei Nieren- und Blasenleiden eingesetzt. Das freigesetzte Hydrochinon wirkt dabei desinfizierend. Bärentraubenblätter, die gleiche Inhaltsstoffe haben, finden öfter Verwendung. Durch die stopfende Wirkung der Gerbstoffe wird die Droge auch bei leichten Durchfallerkrankungen empfohlen. Ähnlich wie Heidelbeerblätter sollen auch die Preiselbeerblätter als „Diabetikertee“ gelten, obwohl eine blutzuckersenkende Wirkung nicht nachgewiesen werden konnte. Vor einem zu häufigen Gebrauch und größeren Teemengen wird gewarnt, da das Hydrochinon leberschädigend wirken kann.
Die Früchte enthalten viel Fruchtsäure, Vitamin C und A, B- Vitamine, Mineralstoffe, wie Kalium, Calcium, Magnesium und Phosphor sowie viel Anthocyan. Roh werden sie wegen ihres Geschmacks und der adstringierenden Wirkung kaum verzehrt. Sehr zu empfehlen sind die Preiselbeeren als Kompott, Marmeladen, Saft und Beigabe zu Wildgerichten.
Nach Detlef Arens soll der Name Preisel- oder Preißelbeere aus dem Slawischen stammen, da „Preisel“- verwandte Wörter so viel wie „abstreifen“ bedeuten. Die Preiselbeere hat also ihren Namen nach der Art der Ernte erhalten.
Dr. Hannelore Pohl