Heimische Heilpflanzen: Karde

Bild von Thomas B. auf Pixabay

An Straßenrändern, auf Bahndämmen oder Schutthalden ist die Karde (Dipsacus spc.) zufinden. Die zweijährige Pflanze sieht ähnlich aus wie eine Distel, gehört aber zur Familie der Geißblattgewächse. Diese interessante bestachelte Pflanze ist auch unter den Namen Igelkopf, Immerdurst, Kardätschendistel oder Weberkarde bekannt.

Der Name Karde ist offensichtlich von Carduus-Distel abgeleitet. Die botanische Bezeichnung Dipsacus weist auf Durst hin. An der Pflanze ist zu beobachten, dass die Ansatzstellen der Blätter am Stängel ein Gefäß bilden. Dort sammelt sich Regenwasser. Dieses „Wasserbecken“ (Phytotelma) kann offensichtlich Ungeziefer von der Pflanze fernhalten. Wanderer können sich an dem Wasser laben.

Als Heilpflanze ist die Karde weniger bekannt. Doch ist es möglich, dass sie zukünftig mehr Bedeutung erlangt.  Als Inhaltsstoffe in der Wurzel sind Inulin, Bitterstoffe,  Saponine, organische Säuren und das Glykosid Skabiosid nachgewiesen worden. So kann ein alkoholischer Auszug oder ein Teeaufguss bei Borreliose helfen. Die Zubereitungen wirken zudem antibakteriell, blutreinigend, harn- und schweißtreibend. Auch stärken sie das Immunsystem, helfen bei Schäden im Magen-, Galle- und Verdauungstrakt, bei Rheuma, Gicht, Kopfschmerzen und äußerlich angewendet bei Hautkrankheiten und Furunkeln.

Für den alkoholischen Auszug wird die im Herbst oder Frühjahr geerntete einjährige Wurzel gewaschen, geschnitten und frisch oder getrocknet mit 40%-igem Alkohol übergossen. Die klare Flüssigkeit verfärbt sich und kann nach etwa vier Wochen abgefiltert und genutzt werden.

Bis zum 20. Jahrhundert wurden die abgeblühten Blütenköpfe der Karde zum Kämmen von ungesponnener Wolle verwendet, um sie danach spinnen zu können. Auch wurde die Oberfläche von Wollgewebe mit Blütenköpfen aufgeraut ohne das Gewebe zu zerreißen. Dadurch entstand eine flauschige Oberfläche, die den Stoff veredelte. Hochwertige Wollstoffe, u.a. für Billardtische, wurden so produziert.

Aus alten Ausgrabungen ist ersichtlich, dass die Karde zum Aufrauen und  Abdichten von fertig gewebtem Tuch schon in der älteren Steinzeit genutzt wurde. So ist sicher auch zu erklären, dass die Distelkarde das Innungszeichen der Tuchmacher ist.

Heute werden die abgeblühten Blütenköpfe gern als Dekoration in Trockensträußen verwendet. Achten Sie doch auf die interessante Pflanze am Wegesrand.

Dr. Hannelore Pohl

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