Zurzeit erhält eine Agave im Botanischen Garten Oberholz Asyl. Da Agaven auch bei uns beliebte Zierpflanzen sind, sollen sie etwas genauer vorgestellt werden.
Über 300 Arten gehören zu dieser Gattung. In der Natur sind sie als mehrjährige Sukkulenten in Trockengebieten vom Süden der USA bis nach Südamerika zu finden. Auch in Teilen Indiens, Afrikas und Südeuropa fühlen sie sich wohl.
Die Größe der Pflanzen kann sehr variieren. Aus bis zu 60 fleischigen, scharf gezähnten Blättern können die Rosetten gebildet werden. Eine Länge der Blätter von 2 m ist möglich. Die Pflanzen sind frostempfindlich. Eine Vermehrung erfolgt über Samen oder den zahlreichen Ablegern. Erst wenn die Pflanzen eine bestimmte Größe erreicht haben, erscheint die Blüte. Das kann bis zu 20 Jahre dauern. Die Blüte wird an einem stangenähnlichen Stängel gebildet, der in der Anfangsphase enorm schnell wächst. Unser Asylant hat eine Blüte angesetzt. Wann Blühbeginn ist, kann jedoch noch nicht gesagt werden. Nach der Blüte stirbt die Pflanze ab.
Interessant ist, dass die Agaven schon sehr lange arzneilich genutzt werden. So verwendeten die Mayas und Azteken den Agavensaft mit Zusätzen, um Pulver oder andere Substanzen für Salben und Umschläge zu binden. Diese Umschläge dienten der Wundbehandlung.
Für die alkoholischen und berauschenden Getränke Tequila und Mescal ist der vergorene oder unvergorene Agavensaft die Grundlage. Die Mexikaner tranken dies bei nervös bedingten Beschwerden.
In dem Agavensaft sind je nach Pflanzenart Steroidsaponine, östrogenartige Substanzen, Alkaloide, Cumarine, Zucker, Vitamine, Wachse oder Pektine enthalten.
Der Saft wirkt abführend, harn- und schweißtreibend sowie lindernd und stärkend bei Verdauungsbeschwerden. Auch bei Syphilis, Tuberkulose, Gelbsucht und Lebererkrankungen soll der Saft helfen.
Die empfohlene Dosis darf nicht überschritten werden, da es sonst zu Verdauungsbeschwerden kommen kann. Während der Schwangerschaft sollte auf die Anwendung von Agavensaft verzichtet werden.
Aus der Sisalagave werden Fasern gewonnen, die zu Tauen, Seilen, Teppichen oder als Füllstoff Verwendung finden. Die Bezeichnung Agave leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet bewundern oder bewundernswert. Ich denke, das ist die Pflanze auch.
Dr. Hannelore Pohl