Das Rebhuhn (Perdix perdix) als ursprünglicher Steppen- und Waldsteppenbewohner war einst ein häufiger Brutvogel sachsenweit bis in waldfreie Gebiete des Erzgebirgskammes. Es bevorzugt reich strukturiertes Offenland, das mit eingestreuten Hecken und kleinen Feldgehölzen, Feldwegen, Rainen, Brachen und Staudenfluren ganzjährig Nahrung und Deckung bietet. Auch werden Kiesgruben, Tagebauflächen, stark gegliederte Siedlungsränder und andere Sonderstrukturen, wie Industrie- und Gewerbebrachen, Flughäfen, aufgelassene Bahnanlagen, Truppenübungsplätze, Deiche u.ä. genutzt.
Bereits im 19. Jahrhundert setzte ein Bestandsrückgang ein, der sich vor allem seit Mitte des 20. Jahrhunderts verstärkte. Durch den Übergang zur Großraumwirtschaft, Verarmung der Kulturartenvielfalt, Wegfall von Brachestadien und vermehrtem Einsatz von Insektiziden wurde das Rebhuhn gebietsweise aus der Agrarlandschaft verdrängt. Seit 1980 sind die Populationen des Rebhuhns europaweit um 94 % eingebrochen.
Wurde in Sachsen für die Jahre 1978 bis 1982 noch 3.000 bis 5.000 Brutpaare (Bp) angegeben, ergaben die Zählungen im Zeitraum 2004 bis 2007 nur noch 200 bis 400 Bp. Kaum eine Vogelart unserer Kulturlandschaft hat solche Bestandseinbrüche erlitten wie das Rebhuhn!
Das Rebhuhn steht in Sachsen auf der Roten Liste unter akut vom Aussterben bedroht. Ab den 1990er Jahren erfolgte vielerorts der völlige Zusammenbruch der Restbestände und regionales Aussterben, v.a. im Mittelgebirgsraum und den sächsischen Heidegebieten. Restvorkommen bestehen, oftmals isoliert, noch in der östlichen Oberlausitz, der Muskauer Heide, Gohrischheide und angrenzenden Bereichen der Großenhainer Pflege, im Westlausitzer Hügel- und Bergland, im Nordsächsischen Platten- und Hügelland und im Leipziger Land.
Das Rebhuhn ist ein etwa taubengroßer Hühnervogel. Es hat eine Körperlänge von etwa 30 cm, eine Flügellänge von 14,6 bis 16 cm und eine Schwanzlänge von 7,2 bis 8,5 cm. Männchen und Weibchen sind ähnlich groß; letztere sind jedoch etwas schwerer. Das Körpergewicht reicht beim Männchen von 290 bis 415 Gramm, beim Weibchen von 300 bis 475 Gramm. Sein kompakter Körper und die kurzen Flügel zeichnen den typischen Kurzstreckenflieger und Laufvogel aus.
Da das Rebhuhn vor seinen Feinden kaum fliehen kann, vermeidet es den Feindkontakt durch Tarnung: Das überwiegend braungraue Gefieder macht ein Rebhuhn auf der Ackerkrume nahezu unsichtbar. Rücken und Flügeldecken von Rebhühnern sind überwiegend braun und grau und bei beiden Geschlechtern ähnlich gefärbt. Kopf und Hals sind eher rostrot. Der dunkelbraune Brustfleck ist bei den Hähnen deutlicher ausgeprägt als bei den Hennen und erinnert in seiner Form an ein Hufeisen. Erwachsene Hähne haben um die Augen einen unscheinbaren roten Fleck, die Hennen haben dagegen auf den Schulter- und Armfedern helle Querbinden. Schnabel und Beine der Rebhühner sind braun.
Das Rebhuhn erreicht die Geschlechtsreife gegen Ende des ersten Lebensjahres. Zu diesem Zeitpunkt erfolgt in der Regel auch die erste Verpaarung. Das Rebhuhn führt eine monogame Brutehe. Diese beschränkt sich in der Regel auf eine Jahresbrut, bei frühem Gelegeverlust ist jedoch ein Nachgelege möglich. Das Gelege besteht aus 10 bis 20 einfarbig olivbraun bis graugrünen Eiern. Als Nest dient eine einfache Bodenmulde, die mit wenigen Grashalmen und altem Laub ausgelegt wird. Nach einer Brutdauer von 23 bis 25 Tagen schlüpfen die Jungen als Nestflüchter. Im Alter von etwa 13 bis 15 Tagen sind die Jungen flugfähig und im Alter von etwa fünf Wochen sind sie selbständig. Bis in den Winter bleiben sie im Familienverband und siedeln sich schließlich in der näheren Umgebung an.
Das Rebhuhn ernährt sich überwiegend von Sämereien, Wildkräutern und Getreidekörnern. Es frisst auch grüne Pflanzenteile wie Klee- und Luzerneblätter, Grasspitzen und verschiedene Knöterich- und Wegericharten. Manchmal nimmt es auch Insekten, deren Larven und anderes Kleingetier zu sich. Hin und wieder werden auch reife Früchte und verschiedene Beeren gefressen. In den ersten Lebenswochen benötigen die Küken 95 Prozent tierisches Eiweiß und ernähren sich daher hauptsächlich von Insekten, wichtig sind dabei Ameisennester an Feld- und Wegrändern. Der Nahrungsbedarf alter Rebhühner liegt bei 50 bis 80 Gramm pro Tag. Wie alle Hühnervögel nehmen sie Magensteinchen auf, um harte Nahrung im Muskelmagen zu zerreiben.
Als Feinde kommen heimische Beutegreifer wie Fuchs, Dachs, Marder, Greifvögel, aber auch streunende Hunde, Katzen und evtl. Marderhund und Waschbär in Frage. Die Gelege sind besonders gefährdet durch Krähen, Fuchs, Marderhund, Waschbär, Marderartige, Igel und landwirtschaftliche Maschinen.
Klaus Rost