Aus der Vogelwelt: Haubentaucher

Bild von Mabel Amber auf Pixabay

Keine unserer einheimischen Wasservögel sind wohl so sehr ans Wasser gebunden wie die Taucher, selten sieht man sie fliegen, noch seltener einmal auf dem Land. Manchmal findet man auch die Bezeichnung Lappentaucher oder Steißfüße; die Zehen sind nicht wie bei den Enten und Gänsen durch Schwimmhäute verbunden, sondern haben nur seitlich Lappen an den Zehen. Steißfüße heißen sie, weil die Unterschenkel völlig im Körper stecken und die Füße erst am hintersten Körperende zutage treten; winzige Federchen stellen den Schwanz dar.

Ihr Kleingefieder, dessen Federn senkrecht von der Körperoberfläche abstehen, ist pelzartig dicht und weich. Es bildet besonders auf Brust und Bauch ein hervorragendes Isolierpolster gegen die Auskühlung durch das kalte Wasser und schützt so den Körper vor Wärmeverlust und Nässe. Alles ist bei den Tauchern an das Leben im Wasser angepasst.

Während die Nester aller anderen an unseren Seen und Teichen brütenden Vogelarten möglichst an einem einigermaßen trockenen Plätzchen stehen und selbst dann, wenn sie mitten im Wasser auf einer Kaupe (Schwemmsandablagerungen) oder angeschwemmten Schilf errichtet sind, doch aus trockenem Material erbaut sind, ist das bei den Tauchern nicht der Fall. Die Tauchernester sind durch und durch feucht und ähneln mehr einem zufällig im Wasser schwimmenden Klumpen alten, verfaulenden Pflanzenmaterials, als einem Vogelnest. Stets schwimmen die Taucher zu ihren Nestern und schwimmend wird es auch wieder verlassen.

Zur Familie der Lappentaucher gehören Hauben-, Rothals-, Ohren-, Schwarzhals- und Zwergtaucher. Vorstellen möchte ich Ihnen die beiden am häufigsten vorkommenden Arten: Den Hauben- und den Zwergtaucher, die wir auch auf den Gewässern unserer Stadt und des Umlandes beobachten können.

Der Haubentaucher (Podiceps cristatus) ist etwa 55 cm lang und hat eine Flügelspannweite von 59 bis 73 cm und wird zwischen 800 und 1400 g schwer. Von einer Ente schon von fern durch den hochgereckten Hals zu unterscheiden. Beide Partner sind fast gleich gefärbt. Die Männchen sind etwas größer als die Weibchen und weisen im Prachtkleid einen etwas breiteren Kragen und eine längere Haube auf.

Zum Winter verschwinden die Federohren fast ganz, die Wangen sind dann weiß. Der Schnabel ist in allen Kleidern rot mit einem braunen First und einer hellen Spitze. Die Iris ist rot mit einem hellorangen Ring um die Pupille. Die Beine und die Schwimmlappen sind grünlich grau.

Der Haubentaucher ist in fast ganz Europa bis auf Nordeuropa verbreitet. In Skandinavien lebt er nur im südlichsten Teil, in Island kommt er überhaupt nicht vor. Die Populationen im nördlichen und östlichen Teil Europas sind Zugvögel, in den übrigen Gebieten Strich- oder Standvögel. Er bevorzugt Seen und größere Teiche mit starkem Schilfbestand und hält sich fast immer auf dem Wasser auf, denn, wie oben angeführt, läuft und fliegt er schlecht.

Die Hochzeitsspiele (Balz) des Haubentauchers sind für den Vogel und den Beobachter aufregend: Vom Grund des Sees holen die Haubentaucher symbolisch Nistmaterial und zeigen es dem Partner. Dabei schwimmen sie mit seitwärts gesträubten Haubenfedern aufeinander zu. Zur Balz gehören auch Schüttelbewegungen des Kopfes, Scheinputzen des Gefieders, Abspreizen des Federkragens. Besonders beeindruckend ist es, wenn sich die beiden Partner Brust an Brust hoch im Wasser aufrichten, ihre Federkragen vorzeigen und schütteln, mit den Flügeln schlagen oder den Hals des Partners umschlingen. Der Ruf der Haubentaucher ist das ganze Jahr über ein tönendes, trompetendes „errrr“ oder in der Balz ein wiederholtes „käk käk“.

Am Nestbau beteiligen sich beide Partner; dieser dauert 6 bis 8 Tage. Nestmaterial sammeln die Haubentaucher von der Wasseroberfläche auf oder holen es tauchend vom Grund des Gewässers. Nur der kleinste Teil des Nestes ragt über den Wasserspiegel hinaus, der größte, bis 60 cm dicke Teil liegt untergetaucht. Insgesamt kann das Nest mehrere Zentner schwer werden. Auch noch in der Lege- und Brutzeit sammeln die Partner täglich Nistmaterial, so dass die Nester immer höher und fester werden.

Durchschnittlich legen Haubentaucher 4 Eier, das Gelege kann aber auch 2 bis 6 Eier umfassen. Die Eier sind weiß oder bläulich-weiß, nehmen jedoch im feuchten Nest eine bräunliche Tönung an. Direkt nach dem Schlüpfen können die Küken schon schwimmen und bei Gefahr auch tauchen (Nestflüchter).

Allerdings gehen sie in ihrer ersten Lebenszeit nur wenig aufs Wasser. Rund 3 Wochen lang werden die Küken mit ihrem schwarz-weiß gestreiften Gefieder in der Flügeltasche oder im Rückengefieder von den Altvögeln getragen, am Anfang fast ständig. Dieses ist auch notwendig um die jungen Küken vor Feinden zu schützen. Feinde der Haubentaucher-Küken sind z.B. Hechte, Möwen, Seeadler und Rohrweihen. Nach drei Wochen können die Haubentaucherküken schon selbständig Nahrung aufnehmen, doch bleiben sie trotzdem 10 oder 11 Wochen von ihren Eltern abhängig.

Haubentaucher tauchen 5 bis 20 Meter tief und bleiben dabei bis zu einer Minute unter Wasser. Sie fressen hauptsächlich kleine Fische, die sie tauchend jagen. Überwiegend handelt es sich um Oberflächenarten, die eine mittlere Länge von 10 bis 15 Zentimeter erreichen. Aber auch Kaulquappen, Frösche, Krebstiere, Spinnen und Wasserinsekten sowie Samen gehören zu ihrer Nahrung. Die maximale Lebenserwartung beträgt etwa neun Jahre.

Klaus Rost

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