Aus der Familie der Fliegenschnäpper kommen 4 Arten als Brutvögel in Deutschland vor: Der Trauerfliegenschnäpper, der Grauschnäpper, der Halsbandschnäpper und der Zwergschnäpper. Allerdings sind in unserer Gegend nur die beiden erstgenannten Arten als Brutvogel zu beobachten. Es sind kleine Singvögel aus der Verwandtschaft der Drosselvögel mit einem unterschiedlich breiten und flachen Schnabel, der an der Basis mit mehr oder weniger stark entwickelten Schnabelborsten umstellt ist und die Jagd nach fliegenden Insekten erleichtert.
Der Trauerfliegenschnäpper (Ficedula hypoleuca), kurz auch nur Trauerschnäpper genannt, ist ein Zugvogel. Als Langstreckenzieher, dessen Winterquartier im tropischen West-Afrika liegt, kommt er relativ spät in seinem Brutrevier an, so dass die Brutplätze bereits durch Standvögel bezogen sind. Es kann dann sogar soweit kommen, dass bereits genutzte Meisennester von ihm überbaut werden.
Im Brutkleid fällt das Männchen des Trauerschäppers durch seine schwarz-weiße Färbung auf. Der Kopf und die Oberseite sind dunkelgrau bis tiefschwarz. Die Stirn, die Unterseite, die Schwanzaußenkanten sowie ein Flügelfleck sind weiß. Das Weibchen ist oberseits grau-braun, unterseits gelblichweiß bis bräunlichweiß und hat ebenfalls weiße Flügelzeichen. Im Ruhekleid (nach der Brut) ist das Gefieder des Männchens dem des Weibchens ähnlich. Das Männchen ist stets an seinem weißen Stirnfleck zu erkennen, der dem Weibchen fehlt.
Bevorzugt in lichten, von Eichen und Buchen bewachsenen Laubwäldern, aber auch in Nadelwäldern, Streuobstwiesen und Gärten mischt sich Ende April in den Gesang der Finken und Meisen die klare, etwas wehmütige Strophe des Trauerschnäppers, das wie „psi-tschu-psi-tschu“ usw. oder „witu witu“ klingt, dazu.
Diese sperlingsgroßen Vögel fallen uns in den Baumkronen besonders dadurch auf, dass sie von ihrer Sitzwarte aus in kurzem Flug aufsteigen, um manchmal rüttelnd fliegende Insekten wie Schmetterlinge, Käfer und Fliegen mit dem Schnabel zu „schnappen“. Diese werden dann nach ihrer Rückkehr auf dem Ast genüsslich verspeist. Auch Spinnen und Beeren von Hartriegel, Rotem und Schwarzem Holunder, Johannis- und Brombeere, Faulbaum und Kornelkirsche gehören auf ihren Speiseplan. Aber auch beim Durchstreifen der Baumkronen oder im Unterholz werden Wirbellose vom Blattwerk abgelesen.
Geht es um die Gründung einer Familie, besetzt das Männchen mehrere alte Spechthöhlen, bevorzugt aber am ehesten künstliche Nistkästen. Der Nistplatz wird von dem einige Tage vor dem Weibchen aus dem Winterquartier eintreffenden Männchen ausgewählt. An dem zum Nestbau verwandten Material ist das Nest des Trauerschnäppers stets als solches zu erkennen und kann nicht mit dem an gleichen Örtlichkeiten brütenden Gartenrotschwanz verwechselt werden. Es ist ein ziemlich lockerer Bau aus trockenen Grashalmen, trockenen Blättern und Kiefernspiegelrinde. Dieses Nest wird allein vom Weibchen in 4 bis 6 Tagen gebaut. Das Gelege besteht aus 6 bis 7, gelegentlich auch 8 lichtblauen Eiern ohne jede Zeichnung. Die Eiablage erfolgt täglich und die Bebrütung der Eier obliegt nur dem Weibchen. Die Brutdauer beträgt 14 bis 15 Tage. Eben soviel Zeit vergeht, bis die Jungen das Nest verlassen. Während dieser Zeit, aber auch nach dem Ausfliegen, werden die Jungen noch 14 Tage lang von beiden Eltern gefüttert.
Der Trauerschnäppermann liebt aber auch die Vielehe. Oftmals verpaart er sich mit zwei, ja gar drei Weibchen und verteidigt dabei vehement mehrere Brutreviere.
Es wird nur eine Jahresbrut durchgeführt, denn schon ab Mitte Juli macht sich der Trauerschnäpper auf den Weg über Spanien in die Winterquartiere des tropischen West-Afrikas, um Ende April/Anfang Mai zu uns zurückzukehren. Das Vorkommen in Sachsen wird auf 15.000 bis 30.000 Brutpaare geschätzt.
Der Halsbandschnäpper (Muscicapa albicollis) ist dem Trauerschnäpper sehr ähnlich, doch sind Oberseite und Flügel schon beim einjährigen Männchen schwarz. Weiterhin besitzt das Männchen einen geschlossenen weißen Halsring (beim Weibchen und den Jungvögeln nur angedeutet) und einen großen weißen Stirnfleck.
Die Ansiedlung von Trauerfliegenschnäpper, Halsbandschnäpper und auch Gartenrotschwanz ist u.a. davon abhängig, ob genügend geeignete Nistkästen bzw. Halbhöhlen vorhanden sind, wenn diese spät heimkehrenden Insektenfresser hier ankommen.
Klaus Rost