Aus der Vogelwelt: Mandarinente

Bild von katja auf Pixabay
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Mitunter kann man an Teichen und alten Flussarmen exotisch, also sehr bunt aussehenden Enten begegnen. Und man glaubt hier Zierenten vor sich zu haben. Im Prinzip stimmt dies auch. Es handelt sich dabei um Mandarinenten (Aix galericulade), deren ursprüngliche Heimat in Südost-Asien liegt (von den Amur-Niederungen südwärts über Ussuriland und die Mandschurei bis in den Norden der chinesischen Provinz Hopei; möglicherweise noch weiter südlich am Unterlauf des Yangtse und in der Provinz Fukien, auf den japanischen Inseln Hokkaido, Hondo und Kiuschiu und den Riukiu-Inseln (Okinawa).


Die Mandarinente gelangte erst in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts nach Europa, gehört aber heute zu den bekanntesten fremdländischen Parkvögeln und lebt hier an vielen Parkgewässern in halbwildem Zustand. Entflogene Exemplare werden deshalb vereinzelt auch immer wieder in der freien Wildbahn angetroffen. Seit etwa 1969 gibt es stabile freilebende Populationen im Bereich von Elster-Pleiße und Parthe.

Im Leipziger Zoo kann man im Winter ein alljährlich wiederkehrendes Phänomen beobachten. Pünktlich wenn der Frost Einzug hält, kommen teilweise bis zu 100 wilde Mandarinenten an und auf die Wasservogelteiche, um hier in der harten Jahreszeit etwas Nahrung zu ergattern.

Die Mandarinente ist in Deutschland ein Faunenfremdling und gehört somit zu den Neozoen (griech. neo = neu und zoon = Tier). Mittlerweile hat sie sich in der Fauna etabliert und aufgrund ihres auffällig bunten Gefieders ist sie leicht zu bestimmen. Auf vielen Parkgewässern ist sie an den Menschen gewöhnt und daher auch leicht zu beobachten. Der Erpel der Mandarinente gehört zu den farbenprächtigsten Wasservögeln überhaupt und deshalb ist diese Entenart bei Wasservogelzüchtern sehr beliebt. Ihrem Gefieder verdankt die Mandarinente auch ihren Namen, denn es wurde früher mit den farbenprächtigen und reich verzierten Gewändern der hohen chinesischen Staatsbeamten – der Mandarine – verglichen.

Innerhalb der Familie der Entenverwandten gehört die Mandarinente zur Gattungsgruppe der Glanzenten. Diese besitzen spitze Krallen, mit denen sie sich auf dünnen Ästen und Zweigen festhalten können. Diese Fähigkeit ermöglicht es ihnen in Baumhöhlen zu nisten, wo die Brut sicherer vor Nesträubern ist, als bei den bodenbrütenden Entenarten. Charakteristisch ist ebenso die Fortbewegung auf dem Land. Der Gang sieht eher hinkend aus, da Glanzenten nur bei jedem zweiten Schritt mit dem Kopf nicken.

Wie alle ihre Verwandten ist die Mandarinente vorzüglich an das Leben am und auf dem Wasser angepasst. So umschließt ihr ständig gut eingefettetes, wasserabstoßendes Gefieder ein Luftpolster, dank dem sie wie eine Boje auf dem Wasser treibt und ihr Körper selbst nach stundenlangem Aufenthalt im Wasser stets trocken bleibt. Zwischen ihren Zehen befinden sich Schwimmhäute, so dass die gespreizten Füße eine wirkungsvolle Ruderfläche abgeben.

Die Mandarinente erreicht eine Körperlänge von ca. 45 cm und ein Gewicht zwischen 450 und 500 Gramm. Damit gehört sie zu den mittelgroßen Enten. Das günstige Verhältnis von Flügellänge und Körpermasse sowie der lange Schwanz erlauben ihr ein gewandtes Durchfliegen der Baumkronen und ein sicheres Bewegen im Geäst.

Im Gegensatz zum etwas größeren und farbenprächtigen Erpel trägt die Ente ein eher schlichtes und braungrau strukturiertes Federkleid. Charakteristisch für den Erpel sind die wie Segel hochgestellten orangefarbenen bis zimtbraunen Innenfahnen der innersten Armschwingen. Im Schlichtkleid ähnelt der Mandarinerpel allerdings der Ente, weist dann aber einen rötlichen Schnabel – im Gegensatz zum grau gefärbten der Ente – auf. Die Jungen ähneln der Ente, haben aber am Kopf fast keine weiße Zeichnung und wirken auf der Unterseite insgesamt gestreifter.

In Deutschland brütet die Mandarinente nahe am Wasser in Baumhöhlen, in ausgefaulten Baumstubben und in Nischen von gefällten Baumstämmen. Aber auch Spechthöhlen im Wald und Nistkästen werden zur Brut genutzt. Die Wahl des Nistplatzes wird vor allem von der Ente getroffen, während der Erpel den Nistplatz gegen Artgenossen verteidigt. Die einmal ausgewählten Nistplätze werden auch in den Folgejahren wieder für die Brut benutzt.

Mandarinenten sind recht kälteunempfindlich. Darum überstehen sie bei uns auch unbeschadet die Winter. Sie sind sehr ortstreu und wenn ein ordentlicher Teich, Brutmöglichkeiten und Futter anbietet, dann gewöhnen sie sich recht schnell an dieses Areal und haben keine Lust woanders hinzuziehen.

Mandarinenten können bereits in ihrem zweiten Lebensjahr brüten. Die Paarbildung beginnt bereits im Winter davor. Mandarinenten sind monogam, d.h., sie bleiben über mehrere Jahre zusammen und sorgen jedes Jahr für Nachwuchs.

Nachdem die Ente den Nistplatz mit Gras und Daunenfedern ausgepolstert hat, legt sie im Juni/Juli 7 bis 12 gelbliche Eier, die sie 28 bis 30 Tage lang bebrütet. Während der Brutzeit sitzt die Ente sehr fest auf dem Nest. So blieben einige Enten sogar auf ihrem Gelege sitzen, als ihr Brutbaum gefällt wurde.

Die Küken sind Nestflüchter und springen bald nach dem Schlüpfen aus der Bruthöhle, die bis 10 Meter über dem Boden liegen kann, herunter, um dann ans Wasser zu laufen. Beim Sprung können sie sich nicht verletzen, da ihre Knochen noch weich und elastisch sind. Wenige Stunden nach dem Schlüpfen können sie bereits schwimmen und sich selbständig ernähren. Bei Gefahr tauchen sie unter oder verstecken sich in der dichten Ufervegetation. Die Eltern verteidigen die Küken allerdings vor Fressfeinden.

Die Jungen sind von Anfang an schon sehr selbstständig. Nachts werden sie anfangs noch von der Ente gewärmt. Im Alter von 40 bis 45 Tagen sind junge Mandarinenten flugfähig. Sie bilden Schwärme und lassen sich an geeigneten Gewässern nieder. Dort bilden sie im Winter Paare und können in ihrem 2. Lebensjahr schon für neuen Nachwuchs sorgen.

Mandarinenten fressen alles, was ihnen gerade über den Weg läuft. Die Nahrungspalette geht von Nüssen, Eicheln, Getreidekörnern, Sämereien, Würzelchen, Wasserpflanzen bis zu Insekten, Fischlaich und Würmern. Die Zusammensetzung ihrer Nahrung richtet sich nach dem aktuellen Angebot und deshalb auch nach der entsprechenden Jahreszeit.

Die Mandarinente sitzt zum Ruhen gern auf Ästen oder auf Steinen, die aus dem Wasser ragen. Als Feinde kommen Füchse, Ratten, Waschbären, Greifvögel, Rabenvögel, Möwen und andere Beutegreifer in Betracht.

In Ostasien, ihrer angestammten Heimat, machen der Mandarinente heute die krassen Veränderungen ihres natürlichen Lebensraums sehr zu schaffen. In allen Bereichen ihres Verbreitungsgebiets werden Wasserläufe begradigt, Feuchtgebiete trockengelegt und Wälder und Dickichte gerodet, um neues Kulturland für die stark anwachsende menschliche Bevölkerung zu gewinnen. Der scheuen Mandarinente wird dadurch auf breiter Front die Lebensgrundlage entzogen. Der europäische wildlebende Bestand scheint mit geschätzten 7.000 Brutpaaren mittlerweile den asiatischen zu übertreffen.

Klaus Rost

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