Aus der Vogelwelt: Greifvögel (4) – Schwarzmilan

Bild von Urvil Sarvasva auf Pixabay

Neben dem Rotmilan, der unter Greifvögel (3) sind finden ist, können wir einen weiteren Greifvogel den Schwarzen Milan oder Schwarzmilan beobachten. Oft ist es ein trillerndes “Hühühühihüüü”, was unseren Blick gen Himmel richten lässt.

Der Schwarzmilan ist ein etwa bussardgroßer Greifvogel und gehört zur Familie der Habichtartigen. Im Gegensatz zum nahe verwandten Rotmilan hat der Schwarzmilan ein weltweites Verbreitungsgebiet. Er ist auch unter anderen Namen wie Schmarotzermilan, Aasweihe, Fischweihe bekannt.

Der Schwarzmilan ist etwas kleiner als der Rotmilan und erreicht eine Körperlänge von etwa 50 bis 55 cm und eine Spannweite von etwa 130 bis 155 cm. Das Gewicht beträgt in etwa 550 bis 950 g. Wobei die größeren Angaben zu Größe und Gewicht des Vogels das Weibchen betrifft.

Das Gefieder ist, ungeachtet des Namens, nicht schwarz, sondern dunkelbräunlich gefärbt. Der Schwarzmilan wirkt im Flug schmächtig, hat lange Flügel und sein langer Schwanz ist an der Spitze etwas gekerbt (die Einkerbung ist nicht sichtbar, wenn der Vogel den Schwanz spreizt). An der Unterseite der Flügelspitzen befindet sich ein heller Fleck und auf der Decke der Armschwinge ist ein gelbliches Band. Der Schwarzmilan fliegt schwebend, gleitet mit leicht nach unten gewölbten Flügeln und dreht beim Segelflug den Schwanz stets zur Seite.

Er brütet an Waldrändern, in Restwäldern und Flurgehölzen, meist in Gewässernähe, seltener in größerer Entfernung oder ohne Gewässerbezug. Dabei bietet sich der Auwald als Brutgebiet förmlich an. Schwarzmilane beginnen relativ spät im Jahr mit der Brut, die frühesten Eiablagen in Mitteleuropa erfolgen Anfang April, die Hauptbrutzeit beginnt erst in der letzten Aprildekade.

Er baut entweder selbst oder nutzt alte Horste anderer Arten. Gerne wird in Graureiher- und/oder Kormorankolonien gebrütet. Dort werden die heruntergefallenen Nahrungsreste der anderen Arten aufgenommen. Beim Bau ihres Horstes wird kein Wert auf Schönheit gelegt, wichtig ist nur eine gute Anflugmöglichkeit. Außer Zweigen wird auch Wohlstandsmüll zum Nestbau verwendet.

Die Gelege bestehen meist aus zwei bis drei, seltener aus vier Eiern. Die glanzlosen Eier sind in der Regel kurzoval, seltener langoval und weisen auf blass-weißem, isabellfarbigem oder grünlichem Grund oft sepiafarbene Flecken auf. Sie entsprechen in Größe, Form und Masse etwa mittelgroßen Hühnereiern. Das Weibchen bebrütet die Eier im Wesentlichen allein und wird in dieser Zeit vom Männchen gefüttert. Sobald die Jungen nach etwa zwei Wochen selber kröpfen (Beute bearbeiten und fressen) können, beteiligt sich auch das Weibchen am Beuteerwerb.

Der Schwarzmilan ist ein Nahrungsopportunist, d.h. er hält sich an die Nahrung, die in kürzester Zeit und mit geringstem Energieaufwand zu erlangen ist. Sie sind Beuteschmarotzer, die anderen Greifvögeln, Krähen oder Reihern ihre Beute abjagen und dabei ihr ganzes fliegerisches Können demonstrieren. Daneben stoßen sie auch blitzschnell aus ihrem Streckenflug nach unten, wenn sie etwas entdeckt haben. Kleinsäuger, Amphibien und Reptilien, Jungvögel und Regenwürmer, auch Insekten werden ebenso – meistens aus einem langsamen Suchflug herausgegriffen – wie kranke oder tote Fische, die auf der Wasseroberfläche treiben. Außer an lebender Beute sind Schwarzmilane auch an Aas interessiert, das sie häufig auf den Straßen und an den Straßenrändern finden. Dadurch spielt er eine wichtige Rolle als „Gesundheitspolizei” und hält so u.a. Gewässer von toten Fischen sauber und verhindert so die Ausbreitung von Krankheiten.

Der Gesamtbestand in Sachsen wird gegenwärtig auf 600 bis 800 Brutpaare geschätzt. Schwarzmilane sind Zugvögel, die das Mittelmeer in breiter Front überqueren und ihr Winterquartier südlich der Sahara von Senegal und Kenia bis nach Südafrika beziehen. Deutschland verlassen sie im August/September. Ende März/Anfang April sind die Vögel dann wieder im Lande.

Leider sind regional Einbußen im Bestand von Schwarzmilan, wie auch Rotmilan durch eine Verschlechterung der Verfügbarkeit an Nahrung zu verzeichnen, infolge landwirtschaftlicher Veränderungen durch Umstellung der Termine für die Mahd, die Änderung angebauter Feldfrüchte insbesondere mit großen Anteilen an Raps, Sonnenblumen und verschiedenen Getreidearten, dem Rückgang der Weidehaltung, der Reduzierung des Grünfutteranbaus (z.B. verschiedene Kleearten) mit regelmäßiger Mahd. Auch Windenergieanlagen, Straßenverkehr und Störungen durch intensive Freizeitaktivitäten stellen mögliche Gefährdungsfaktoren für die beiden Milanarten dar.

Wie bei allen Greifvogelarten ist das erste Jahr für den Schwarzmilan die gefährlichste Zeit. Nur ca. 70 % überleben dieses erste Jahr. Als maximales Höchstalter eines beringten Schwarzmilans werden 23 Jahre und 10 Monate angegeben. Solche Maximalwerte sind seltene Ausnahmen, die durchschnittliche Lebenserwartung liegt deutlich niedriger. In der Gefangenschaft wurde bisher ein Alter von 29 Jahren erreicht.

Auch wenn es jetzt im Garten, abgesehen von den Erntearbeiten, ruhiger wird, verwöhnt uns die Natur mit einer Vielfalt von Farben durch die Herbstlaubfärbung. Der Gesang der Vögel dagegen ist jetzt weitgehend verstummt. Nicht, weil es nicht mehr notwendig ist einen Partner für die Brut anzulocken oder das Brutrevier gegenüber Konkurrenten abzugrenzen, sondern weil eine Reihe von Brutvogelarten sich bereits auf den Weg in wärmere Gefilde begeben haben. Somit lichtet sich die Artenvielfalt in unseren Gärten.

Im Oktober setzt sich der im vergangenen Monat begonnene Vogelzug fort. Die Langstreckenzieher verlassen uns und der Durchflug von Kurz- und Mittelstreckenwanderern erreichen in diesen Wochen den Höhepunkt. Ziehende Kraniche am Stadthimmel machen mit lauten Trompetenrufen auf sich aufmerksam. Auch Singvögel fliegen nun in Scharen und so kann der aufmerksame Beobachter Sing- und Rotdrosseln, Feldlerchen, Stare, Buchfinken u.a. beobachten. Aber auch durchziehende Arten wie Wacholderdrosseln und Seidenschwänze lassen sich sehen.

Auch auf den unsere Stadt durchfließenden Gewässern und den Seen am Stadtrand kann man jetzt Wasservogelarten wie Löffel-, Krick-, Schell-, Pfeifenten, Zwergtaucher und Kormorane beobachten, die hier eine Zwischenrast einlegen oder sich als Überwinternder einrichten.

Vogelschutz beschränkt sich jedoch nicht nur auf den Bau und das Anbringen von Nistkästen und der Winterfütterung. Dazu gehört u.a. auch die Schaffung bestimmter Lebensräume für unsere Vögel. Wozu auch Anpflanzungen gehören. Idealerweise sollte man sich für das Anpflanzen heimischer Gewächse entscheiden und nicht für Koniferen und Thujen!
Dabei haben wir die Wahl zwischen Heckenpflanzen, welche die Möglichkeit des Nestbaues für die Vögel bieten, und/oder fruchttragende Gehölze, deren Früchte im Herbst/Winter eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel bilden.

Das Laub, welches die einheimischen Pflanzen abwerfen, lassen sie am besten dort liegen, wo es hinfällt. Aus dem welken Laub bildet sich mit der Zeit ein idealer Boden für die natürliche Krautschicht, die in naturnahen Gärten unter Hecken wachsen sollte. In diesem „Unterholz” von Hecken leben zahlreiche Insektenarten, die letztendlich wiederum als Nahrung für unsere Vögel dienen. Außerdem macht es diese Laubschicht den Fressfeinden der Vögel, zum Beispiel den Katzen, erheblich schwerer, sich geräuschlos an ihre Opfer anzuschleichen.

Trotzen wir also dem Modetrend und dem Ärgernis mit dem anfallenden Laub. Dadurch, dass unsere Gartenvögel in den Koniferen kaum Nahrung finden (!), bleiben sie unseren Gärten auch fern. Eine große Anzahl von Singvögeln ist für ihre Ernährung und die Jungenaufzucht auf Insekten angewiesen. Diese wiederum benötigen heimische Laubgehölze um sich zahlreich ernähren zu können.

Klaus Rost

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