Aus der Vogelwelt: Sperling 1 – Haussperling

Bei den nun schon zur Tradition gewordenen Aktionen des NABU und des LBV” Stunde der Gartenvögel”, die im Monat Mai durchgeführt wird sowie die in den ersten Januartagen stattfindende „Stunde der Wintervögel” hat jeweils der Sperling den ersten Rang in der Häufigkeit der Beobachtungen belegt. Dabei muss man jedoch wissen, dass bei uns zwei Sperlingsarten heimisch sind. Einmal der Haussperling oder auch kurz Spatz genannt und der Feldsperling.

Diese beiden Sperlingsarten werden von den meisten Leuten nicht auseinandergehalten und wenn soeben der Haussperling Erbsenkeimlinge aus dem Beet verzehrt hat, wird dem Feldsperling, der so etwas gar nicht frisst, von verärgerten Kleingärtnern häufig die Brut aus dem Nistkasten genommen! Hier muss darauf hingewiesen werden, dass dieser Kleingärtner einen Gesetzesverstoß (!) begeht, da grundsätzlich auch beide Sperlingsarten unter dem Schutz des Bundes-Naturschutzgesetzes stehen. Ihre Brutplätze dürfen weder während der Aufzuchtszeit der Jungen, noch zu einer anderen Jahreszeit ersatzlos zerstört werden (BNatSchG § 39).

Beide Arten möchte ich nachfolgend vorstellen, ohne unerwähnt zu lassen, dass es sich bei dem jeweiligen „Sieger” der durchgeführten Aktionen um den Haussperling (Passer domesticus) handelt. Beide Sperlingsarten sind Höhlenbrüter und kommen als Brutvogel in unseren Kleingartenanlagen vor. Sie unterscheiden sich äußerlich dadurch, dass der Haussperling eine graue Kopfplatte hat, während der Feldsperling an seiner kakaobraunen Kopfplatte zu erkennen und im Gesamtaussehen „bunter” gefärbt ist, wohin gegen beim Haussperling die eintönig graue Färbung vorherrscht.

Doch nun zuerst etwas über den Haussperling (Passer domesticus): Dieser Vogel gehört weltweit zu den bekanntesten Tieren. Wer kennt ihn nicht, den kleinen, süßen, frechen Spatz, der am liebsten mit einem das Picknick teilen würde. Mit einem Körpergewicht von etwa 25 g und einer Größe von knapp 15 cm ist er zwar klein, aber er hat sich eng an den Menschen angepasst und Schutz gefunden. Der Haussperling ist ein eher unauffälliger graubraun gefärbter Vogel. Er hat einen kräftigen Schnabel, mit dem er mühelos auch größere Körner knacken kann. Männchen und Weibchen unterscheiden sich in ihrer Färbung: Die Männchen sind etwas auffälliger und kontrastreicher, sie haben eine schwarze Kehle, weiße Wangen, einen grauen Scheitel und braune Streifen an den Kopfseiten. Rücken und Flügel sind in verschiedenen Brauntönen (inklusive beige, schwarz und weiß) gefärbt, während Brust und Bauch eher grau sind. Die Weibchen sind insgesamt unscheinbarer und in einem matteren Braun gefärbt. Ihr graubrauner Kopf hat einen hellen Überaugenstreif. Das Aussehen der Jungvögel ist dem des Weibchens sehr ähnlich.

Am Schnabel erkennt man schon, dass der Haussperling ein Körnerfresser ist, er ernährt sich also von Körnern, Samen und Brotkrumen. Früher gab es durch die Felder, auf denen bei der Ernte viel liegenblieb, genug Futter und der Haussperling hat sich stark vermehrt. Doch durch die heutigen, viel effizienteren, Erntemaschinen sind die Futterangebote rar geworden, so dass im Winter mit Körnern zugefüttert werden muss. Sein Bestand wird europaweit mit ca. 180 Millionen Brutpaaren und deutschlandweit mit ca. 7,8 Millionen Brutpaaren angegeben. Sein Bestand ist jedoch weiter sinkend. Das veranlasste auch den NABU den Haussperling 2002 als Vogel des Jahres zu küren.

Der Haussperling lebt sehr gesellig und findet sich zu Schlafplatzgesellschaften in dichten Hecken, Büschen und Bäumen zusammen. In den Städten nutzt er dafür auch rankende Gewächse (Efeu) an Häusern. Eigentlich überall, wo sie Unterschlupf finden können.

Die Nahrung wird auf dem Boden, auf Halmen oder in Bäumen und Büschen, meist in der Nähe von Deckung, gesucht. Vor allem Sämereien, hauptsächlich Getreide, ferner von Gräsern, Binsen, Miere und Gänsefuß, Beeren, Knospen und Abfällen. Ackerflächen werden bis zu einer Entfernung von 5 km aufgesucht. Insekten aller Art, diesen wird auch im Flug nachgejagt. Standorttypische Sträucher sind auch Nahrungspflanzen für eine Vielzahl heimischer Insekten. Vor allem deren Larven dienen dem Haussperling als lebensnotwendige Aufzuchtsnahrung für ihre Jungen. In der ersten Hälfte ihrer Nestlingszeit muss sich ihr Darm erst von weicher fleischlicher Kost auf Körnernahrung umstellen, mit Brotkrümeln vom Frühstückstisch können sie noch nicht gefüttert werden. Erst wenn sie ausgeflogen sind, nutzen die Altvögel die gedeckten Tische im wahrsten Sinn des Wortes an Imbissständen und in Biergärten um hier Fast Food–Pommes frites, Spaghetti, Brotkrümel von noch nicht abgetragenen Tellern in die gierenden Rachen zu stopfen. Trotz geringer Fluchtdistanz zum Menschen ist er dabei immer vorsichtig.

Als Stand- oder Jahresvogel ist er im Winter an Futterstellen zu finden, wo er andere Vögel verjagt. Die Haussperlinge führen eine monogame Dauerehe und sind ihrem Nistplatz treu. Neststandorte sind meist Höhlen in Gebäuden, unter Dächern, Felswänden, alte Spechthöhlen und Nistkästen. Aber auch als Untermieter in Storchen-, Reiher- und Greifvogelhorsten sowie auch in lärmenden Industriehallen und in Straßenlaternen. Neuerdings ebenso in großen Supermärkten. In ländlichen Gegenden beziehen sie auch die Lehmnester der Mehlschwalben. Das Nest wird nicht besonders sorgfältig gebaut, das außen nicht bearbeitete Nistmaterial hängt meist lose herab. Spatzen verbauen fast alles, z.B. Stroh, Gras, Wolle, Papier oder Lumpen. Das Material wird dabei weniger durch Auswahl als durch seine Verfügbarkeit im Umkreis von 20 bis 50 Metern bestimmt.

Die Nestmulde wird zur Auspolsterung mit feinen Halmen und Federn ausgekleidet. Unabhängig vom Ort der Nestanlage handelt es sich im Prinzip immer um ein Kugelnest mit seitlichem Eingang. In Ermangelung an genügend Höhlen werden mitunter auch freistehende Nester in Bäumen, Büschen oder auch an technischen Anlagen (Leuchtreklame) errichtet, die bis Fußballgröße erreichen können. Das Nest wird meist vom Männchen während der Balz begonnen. Beide Partner vollenden das Nest gemeinsam, am intensivsten in der Woche vor Legebeginn. Der Nestbau kann sich über Wochen hinziehen, nach Nestverlust kann aber in zwei bis drei Tagen Ersatz geschaffen sein. Die Nester werden auch als Schlafplätze benutzt.

Die Eiablage beginnt ab Mitte März. Das Gelege besteht aus 4 bis 5 Eiern, welche variabel gefärbt sind. Auf weißlich bis bläulichweißem Grund sind sie sehr dicht dunkel bräunlich gefleckt. Die Brutdauer beträgt 11 bis 13 Tage und nach weiteren 13 bis 16 Tagen verlassen die Jungen das Nest. Es werden mehrere Jahresbruten getätigt, nachgewiesen sind bis zu 4 Bruten.

Die durchschnittliche Lebenserwartung geschlechtsreifer Haussperlinge beträgt 1,5 bis 2,3 Jahre, bezieht man auch die Jungvögel mit ein, beträgt sie lediglich 9 Monate. Durch Beringung wurden verschiedentlich um die 14 Jahre alte Haussperlinge nachgewiesen. In Gefangenschaft ist ein höheres Alter möglich, das bisher beobachtete maximale Alter beträgt angeblich 23 Jahre. Haussperlinge sind die einzigen Singvögel unserer Heimat, die regelmäßig Gefieder und Haut in Staub pudern, um Federschuppen und Parasiten los zu werden. Neben ihnen pflegen nur Hühnervögel diese Gewohnheit.

Klaus Rost

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