Aus der Vogelwelt: Graureiher und Silberreiher

Bild von wal_172619 auf Pixabay
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An Flüssen, Bächen, Seen, Teichen und selbst an den kleinsten Gewässern stellt sich ein großer grauweiß aussehender Vogel mit langen Beinen und langem Hals ein. Er ist kein Gartenvogel. Doch ist er auch hier oft auf Nahrungssuche zu beobachten. Vor allem, wenn sich Teiche in unseren Gärten befinden, in denen sich Goldfische, Kois u.a. Fische tummeln. Sicher wissen sie bereits, um welchen Vogel es sich handelt. Es ist der Graureiher oder auch Fischreiher genannt. Der Graureiher ist neben Kranich und Storch unser drittgrößter einheimischer Vogel. Seinen Namen hat er von der Farbe seines Gefieders. Trotzdem sind diese großen Vögel ziemlich leicht. Ein ausgewachsener Graureiher bringt nur etwa 1 bis 2 kg auf die Waage. Seine Flügelspannweite beträgt 155 bis 175 cm.

Das Gefieder auf Stirn und Oberkopf ist weiß, am Hals grauweiß und auf dem Rücken aschgrau mit weißen Bändern. Er hat schwarze Augenstreifen sowie drei lange schwarze Schopffedern, die einen Federbusch bilden. Der kräftige Schnabel ist gelb-orange gefärbt. Eine farbliche Unterscheidung der beiden Geschlechter besteht nicht. Die Männchen sind im Durchschnitt allerdings etwas größer. Bei den Jungvögeln ist der Hals überwiegend grau gefärbt und die Schmuckfedern im Nacken fehlen noch.

Im Flug kann man den Graureiher an seinen langsamen Flügelschlägen und dem s-förmig eingezogenen Hals erkennen, während Störche und Kraniche beispielsweise immer mit ausgestrecktem Hals fliegen. Der Graureiher brütet in Kolonien meist auf hohen Bäumen in gewässernahen Gehölzgruppen, wo das Nest von beiden Vögeln aus Zweigen erbaut wird. In den Monaten März bis Juni werden in 25 bis 28 Tagen ca. 3 bis 5 hell blaugrüne glanzlose Eier ausgebrütet. Die Jungen sind Nesthocker. Bis zum 14. Lebenstag werden die Nestlinge gehudert, erst ab dem 20. Tag werden die Jungvögel alleine gelassen. Mit etwa 30 Tagen sind sie in der Lage, auf dem Brutbaum auf andere Äste zu klettern und mit etwa 50 Tagen sind sie flugfähig. Sie kehren jedoch meist noch zehn bis zwanzig Tage zum Nest zurück. Am Brutgeschehen und der Jungenaufzucht beteiligen sich beide Elternvögel. Die Sterblichkeit der Jungreiher ist während der Nestzeit sehr groß. Es wird geschätzt, dass in den ersten sechs Monaten 70 % der Jungtiere sterben. Der älteste beringte und nachgewiesene Graureiher erreichte ein Lebensalter von 35 Jahren.

In jüngster Zeit dringt er immer mehr in städtische Gebiete vor, wo er sogar oft in den Innenstädten beobachtet werden kann. Selbst inmitten der Stadt befindet sich eine Brutkolonie des Graureiher. Ihr Standort ist der Zoologische Garten Leipzig. Bei einem Spaziergang im Rosental kann man vom Zoo-Schaufenster aus den regen Flugbetrieb während der Zeit der Jungenaufzucht beobachten. Neben der Hauptnahrung Fisch ernährt sich der Reiher noch von Mäusen und sonstigen kleinen Säugetieren aber auch von größeren Insekten. Bei der Fischjagd steht er in seichten Gewässern und lauert auf schwimmende Fische an der Wasseroberfläche. Plötzlich schlägt er blitzschnell zu und würgt erbeutete Fische komplett herunter. Ein ausgewachsener Reiher kann mühelos einen 30 bis 35 cm großen Fisch verschlucken.

Um den Graureiher von den Fischen unseres Gartenteiches fernzuhalten, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Kleingärtner sind bekanntlich experimentierfreudige Leute. Anbringen von Bewegungsmeldern, die den Anflug des Reihers erkennen und dann einen Wasserstrahl oder ein Tonsignal abgeben, auch das Aufhängen von glitzernden, reflektierenden Gegenständen (z.B. CD’ s), die im Sonnenlicht derart funkeln, dass sie den Reiher blenden und er in der Regel ein anderes Ziel sucht sowie das Aufstellen einer Fischreiher-Attrappe soll funktionieren und lässt den Reiher glauben, dass dieser Teich als Jagdrevier bereits vergeben ist. Ebenso wirksam zur Abwehr sind Angelsehnen, die parallel längs und parallel quer so über den Gartenteich gespannt werden, dass viele kleine Quadrate entstehen. Hierdurch kann der Graureiher sich nicht mehr frei bewegen und wird sich wahrscheinlich bald ein neues Revier suchen.

Vielleicht haben Sie aber noch andere Möglichkeiten zum Schutz ihrer Fische ausprobiert und damit Erfolg gehabt. Teilen Sie mir Ihre Erfahrungen doch bitte einmal mit. Jeder Schutz vor dem Graureiher sollte tierfreundlich sein und die Vögel nicht verletzen.

Begegnet man bei einer Exkursion einmal einem weißer Reiher, dann ist dieses Exemplar kein Albino (Albinismus ist ein Gendefekt, der dazu führt, dass das Pigment Melanin in verminderter Menge oder gar nicht gebildet wird), sondern hier handelt es sich um eine andere Reiherart, den Silberreiher. Der Silberreiher ist so groß wie ein Graureiher, aber schlanker und besitzt einen besonders langen Hals. Im Winterhalbjahr ist der kräftige Schnabel gelb, zur Brutzeit schwarz mit gelber Basis. Die langen Beine sind dunkelgrau bis schwarz und zur Brutzeit teilweise gelb. Seine Länge beträgt 85 bis 100 Zentimeter, die Flügelspannweite beträgt 145 bis 170 Zentimeter und das Gewicht liegt zwischen 1 bis 1,5 Kilogramm.

Zum anderen weist der Silberreiher keine Schmuckfedern am Hinterkopf aus. Früher musste man schon an den Neusiedler See (Ungarn) oder noch weiter nach Südosten reisen, um einen dieser großen weißen Reiher zu Gesicht zu bekommen. Seit 1992 brütet er in den Niederlanden. Die großen Schilfgebiete dort sagen ihm zu. Denn anders als sein grauer Verwandter, brütet der Silberreiher meist am Boden und das fast ausschließlich im Schilf. Im Vergleich zum Graureiher neigt der Silberreiher nicht so stark zum Brüten in Kolonien.

Von den Niederlanden aus trat der Silberreiher seinen Siegeszug über Europa an. Man kann diese auffällige Vogelart jetzt an vielen Stellen bei uns beobachten. Im Jahre 2002 gelang der Nachweis von Bruten an einem oberbayerischen Voralpensee. 2012 zog ein Reiherpaar in Vorpommern seine Jungen groß. Am gleichen Ort haben es noch zwei andere Paare versucht, jedoch ohne Erfolg. Es wird sicher nicht mehr lange dauern und die Anzahl der Brutnachweise wird sich häufen. Bleiben doch einzelne Wintergäste auch über das ganze Jahr hier. Zum Beispiel am Pleiße-Rückhaltebecken Stöhna im Leipziger Südraum. Silberreiher leben in einer monogamen Saisonehe und werden im zweiten Lebensjahr geschlechtsreif.

Im Garten findet die Brutperiode der Singvögel nunmehr ihr Ende. Nachdem die letzten Jungvögel die Nistkästen verlassen haben, sollten diese sofort gereinigt werden, da Parasiten wie Federlinge, Lausfliegen, Vogelblutfliegen oder Vogelflöhe sich gern in dem alten Nistmaterial aufhalten und gar ihre Brut darin ablegen. Wird die Reinigung unterlassen, werden in den Bruthöhlen übernächtigende Tiere oder die nachfolgende Jungengeneration gleich wieder von Ungeziefer befallen.

Klaus Rost

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