Aus der Vogelwelt: Buchfink

Bild von smarko auf Pixabay
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Im Buch „Die Vögel” schrieb Alfred Edmund Brehm 1879 „Der Fink ist ein munterer, lebhafter, geschickter und kluger, aber heftiger und zänkischer Vogel” was uns veranlasst, ihn etwas näher kennen zu lernen. 

Die große Anpassungsfähigkeit des Buchfinken machte ihn zu einem unserer häufigsten Singvögel. Mit Ausnahme junger Schonungen brütet er in allen Altersbeständen des Waldes. Gleichermaßen ist er in Parks, auf Friedhöfen und in unseren Gärten anzutreffen, auch Baumgruppen im Feld sowie Alleen, sofern die Bestände eine Mindesthöhe von 8 m erreicht haben.

Neben dem schönen Gesang gefällt der schlanke Vogel aber auch durch seine schmuckvolle Färbung des Gefieders. Der Buchfink hat einen blaugrauen Kopf, eine rotbraune Brust und ist gut an seinen beiden breiten, weißen Flügelbinden, weißen Schwanzkanten und seinem graugrünen Bürzel zu erkennen. Er ist etwa so groß wie der Haussperling, insgesamt jedoch schlanker. Sein Schwanz hingegen ist etwas länger. Der Rücken zeigt sich bei den Männchen braun, bei den Weibchen grünbraun. Die weißen Flügelbinden sind bei den weiblichen Vögeln schmaler. Der Schnabel ist beim Männchen im Frühjahr stahlblau, ansonsten hornfarben. Der Schnabel des Weibchens ist ganzjährig hellbraun bis hornfarben.

Das dickwandige Nest wird allein vom Weibchen aus Halmen, kleinen Wurzeln, Moos, Spinnweben und anderen Gespinsten in Bäumen und Büschen zwischen 1 und 10 m Höhe erbaut, mit Federn, Haaren und feinen Pflanzenfasern ausgepolstert. In unseren Gärten werden Apfel- und Birnenbäume als Neststandort bevorzugt. Das Nest befindet sich fast immer in einer Gabelung am Stamm und wird außen mit Flechten und Moos verblendet, so dass es sich farblich an den Stamm anpasst. Die Nestbauzeit liegt zwischen 3 und 18 Tagen (im Mittel 7 Tage).

Von April bis Juni/Juli werden 2 Bruten durchgeführt. Das Normalgelege besteht aus 4 bis 5 Eiern, die rötlich-, grünlich-, seltener bläulichgrau gefärbt und schwarz- bis hellbraun gepunktet, gefleckt oder gewölkt sind. Die Brut- und Nestlingszeit beträgt jeweils 13 bis 14 Tage. Das Männchen brütet selten mit, versorgt jedoch das Weibchen auf dem Nest und füttert später den Nachwuchs im gleichen Umfang wie das Weibchen.

Oft sieht man den Buchfink am Boden mit spärlicher Vegetation, wo er mit schnellen pickenden Bewegungen nach Nahrung sucht. Während der Brut und Mauser ernährt er sich überwiegend von Insekten, wie Raupen, Blattläusen, Käfern, Ameisen, Spinnen und anderen Kleintieren. Außerhalb dieser Zeit überwiegt der Anteil an pflanzlicher Nahrung. Ausgereifte Samen, Gräser, Beeren, Früchte und Sämereien werden gern genommen. Die Jungen werden mit Insekten und deren Larven gefüttert.

Der Buchfink ist Zugvogel oder Teilzieher (September-Februar/März), der bis Südeuropa zieht, selten bis Nordafrika. Die Weibchen sind jedoch zugfreudiger als die Männchen und ziehen gesondert. Im Brutgebiet treffen sie bis 2 Wochen später als die Männchen ein und wandern bis zu 2 Wochen früher ab. Ein großer Teil der Population verbleibt ganzjährig im Brutgebiet und ist dann im Winter auch an der Futterstelle anzutreffen.

Gerade die Kenntnis des Gesanges war lange Zeit eine Wissenschaft für sich, Begeisterte Finkenliebhaber („Pinker”) in Sachsen, Thüringen und im Harz treffen sich noch heute an bestimmten Maienmorgen (so um Pfingsten herum). In verhüllten Käfigen sitzen die feurigen ,,Schläger” und treten in einen erbitterten Sängerwettstreit. Fachkundige Preisrichter ermitteln dann nach komplizierten Bewertungssystemen den Besten unter ihnen. Bezeichnungen der einzelnen Schläge, wie „Reitzug”, ,,Würzgebühr”, „Wildtier” und andere, zeugen von der verwirrenden Vielfalt, mit der das Buchfinkenlied vorgetragen werden kann. Wenn der Gesang für das ungeübte Ohr auch stets gleich klingen mag, der geschulte Kenner hört die feinen, territorial und individuell bedingten Unterschiede sehr wohl heraus.

Andererseits hat der Finkenschlag so etwas Einmaliges und Typisches, dass er wohl mit keinem anderen Vogelgesang verwechselt werden kann. Die laut vorgetragene, abfallende Tonfolge wird förmlich „heraus geschmettert” und mit einem mehr oder weniger ,,verschnörkelten Ausklang” abgeschlossen. Bemerkenswert ist die Ausdauer, mit der Buchfinken ihr Lied wiederholen. Bei einem Exemplar wurden in zwei Stunden 824 Schläge (!) gezählt. Weiter wird vom Sieger eines Preissingens berichtet, der es in zehn Minuten auf 65 Schläge brachte.

Eine andere Spezies, die überall ihre Spuren hinterlässt, ist der „Schmutz- oder Dreckfink”. Er verursacht viel Dreck, aber putzt ihn selber nicht weg. Er wohnt in einem “Nest”, das er nicht säubert. Er schläft in einem Bett, das stinkt. Ein Schmutzfink ist ein Mensch, der in Schmutz und Dreck um sich herum leben kann. Anders als seine tierischen Namensverwandten, die Finken. Sie baden zwar im schmutzigen Sand – aber nur, um ihr Gefieder von Parasiten, also unlieb-samen Tieren, zu reinigen. Zum Schluss schütteln sie den Sand ab – und sind wieder ganz sauber. Das gelingt dem menschlichen Schmutzfinken allerdings nicht. Ihm oder ihr ist der Schmutz auch meist herzlich egal. Manche Finkenvögel sind vom Aussterben bedroht. Den Schmutz- bzw. Dreckfink wird es jedoch immer und überall geben. Schade!

Jetzt ist es wieder soweit, dass viele einheimische Vögel Nachwuchs bekommen. Manche der kleinen Federbälle haben bei ihren ersten Flugversuchen den rettenden Ast nicht erreicht oder sind gar aus dem im Wind schwankenden Nest gefallen. Nun sitzen sie scheinbar hilflos und verlassen am Wegesrand und betteln nach Futter. Straßenpassanten, vor allem Kinder, sind gern geneigt, die Vogeljungen mit nach Hause zu nehmen. Die Tierliebe vieler Mitmenschen ist hier – manchmal sprichwörtlich – doch nicht angebracht. Denn die Altvögel, sofern sie noch am Leben sind, lassen ihre Jungen nicht im Stich. Sie halten sich meist im Verborgenen, in unmittelbarer Nähe, auf und warten, bis die Störung durch den Menschen wieder vorüber ist.

Es kann aber auch vorkommen, dass Nesthäkchen oder kranke Jungvögel absichtlich von ihren Eltern verstoßen werden, und man muss sich klarmachen, dass das zur natürlichen Auslese gehört. Bei Blaumeisen gibt es durchschnittlich acht bis zwölf ausfliegende Junge pro Sommer. Wenn nur zwei Exemplare dieser großen Kinderschar selbst irgendwann zur Brut schreiten, hat das Elternpaar ausreichend zur Fortpflanzung beigetragen.

Mitnehmen sollte man den Kleinen nicht. Tut man es doch, muss man sich dessen bewusst sein, dass nun einiges an Arbeit zu erwarten ist und man letztendlich nicht allen Bedürfnissen eines Vogelbabys gerecht werden kann. Am Tag möchte der kleine Schreihals jede halbe Stunde etwas zu essen bekommen. Fertige Futtermischungen sind in der Zoohandlung erhältlich, oder man verabreicht dem gefiederten Nachwuchs mit einem abgerundeten Holzstäbchen zunächst ein Gemisch aus Magerquark, Hackfleisch und gekochtem Ei. Auch sollte man den Durst der kleinen Vögel nicht unterschätzen und ihnen einige Tropfen Wasser mit der Pipette einflößen. Auf keinen Fall darf gesalzene Nahrung verfüttert werden!

Klaus Rost

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