Aus der Vogelwelt: Schwalbe

Bild von Monika Helmecke auf Pixabay

Schwalben zählten in der Vergangenheit als Siedlungs- und Kulturfolger des Menschen auch in der breiten Öffentlichkeit wohl zu den bekanntesten Vogelarten. Sie sind mit Ausnahme der ozeanischen Inseln und arktischer sowie antarktischer Gebiete über die ganze Welt verbreitet. Schwalben als ausgesprochene Zugvögel verbringen ihre Brutzeit während der warmen Monate in Mitteleuropa und überwintern im südlichen Afrika. Im August erfüllten Familienschwärme die warme Sommerluft und zu hunderten saßen sie im Herbst auf den Telegraphendrähten. Doch so idyllisch wie vor wenigen Jahrzehnten ist die Schwalbenwelt nicht mehr. Zu den hierzulande im Binnenland bekanntesten Arten zählen die Mehlschwalbe und die Rauchschwalbe. Weniger bekannt und auch insgesamt weitaus seltener ist in Deutschland die Uferschwalbe.

Rauch- und Mehlschwalbe brüten an und in Gebäuden und sind uns daher häufig gegenwärtig. Die veränderten Umweltbedingungen, insbesondere im ländlichen Raum, wo die Rauchschwalbe als Dorf- und Stallvogel zu Hause ist und dort in Ställen, Scheunen und Schuppen, ja sogar in Bauern- und Wohnhäusern in Fluren, Wohn- und Schlafzimmern brüteten, haben deren Lebensraum stark eingeengt. Gibt es doch kaum noch Gehöfte mit Tierhaltung, wo genügend Fliegen als Nahrung vorhanden sind, die auch bei Schlechtwetterperioden innerhalb offener Ställe gefangen werden können. Das Vorhandensein von Schlamm, der sehr wichtig für den Nestbau ist, spielt eine ebenso wichtige Rolle im Leben der Schwalben.

Die Rauchschwalbe ist mit ihren 25 Gramm Gewicht die größte unter den drei heimischen Arten. Desweiteren unterscheidet sie sich durch ihren tiefgegabelten Schwanz mit stark verlängerten äußeren Schwanzfedern. Die Oberseite ist metallisch glänzend dunkelblau. Die Unterseite ist rahmgelb. Die Kehle und Stirn sind tief kastanienrot.

Das Nest ist eine viertelkugelige Schale aus feuchter, teilweise lehmiger Erde, die mit Speichel durchknetet und einzelnen Stroh- und Heuhalmen, Federn und Haaren durchsetzt wird. Innen ist es glatt und mit Federn ausgepolstert. Die Nester werden immer wieder benutzt. Dort legt das Weibchen zwei- bis dreimal im Jahr vier bis fünf weiße, braunrot gefleckte Eier, die es 14 bis 17 Tage bebrütet. Beide Eltern füttern nach dem Schlüpfen noch 20 bis 22 Tage und die Jungen verlassen in diesem Alter auch erstmals das Nest. Interessant ist, dass die älteren Jungen beim Füttern der zweiten Brut helfen.

Die zweite Schwalbenart unserer Siedlungen ist die Mehlschwalbe, die als ursprünglicher Brutvogel der Felslandschaften und Steilküsten im Laufe der Zeit als Kulturfolger Gebäude als Ersatzfelsen nutzt.

Bevorzugte Neststandorte sind unter einem vorspringenden

Dach oder unter einem Sims. Entsprechend ihrer geselligen Lebensweise brüten meist mehrere Paare an einem Standort (Koloniebrüter).

Bei den Mehlschwalben sind der Kopf, der Rücken, die Oberseite der Flügel und der Schwanz blauschwarz. Die gesamte Körperunterseite kontrastiert dazu mit einer reinweißen bis mehlweißen Färbung. Auch die kurzen Beine und die Füße sind weiß befiedert. Die Zehen und die wenigen unbefiederten Stellen der Beine sind hell fleischfarben. Sie ist besonders gut durch den weißen Bürzel zu identifizieren, den keine andere heimische Schwalbenart zeigt. Verglichen mit der Rauchschwalbe ist der Schwanz weniger stark gegabelt; es fehlen stark verlängerte äußere Federn.

Als Nestbaumaterial finden die gleichen Stoffe wie bei der vorhergehenden Art Verwendung. Die Nestform schwankt je nach Standort zwischen Viertel- und Halbkugel, die immer oben an eine überhängende Wand stößt und eine ca. 4 cm breitovale Öffnung zeigt. Ein Gelege besteht aus drei bis fünf reinweißen Eiern. Die jungen Mehlschwalben schlüpfen normalerweise nach 14 bis 16 Tagen. Sie sind nach 22 bis 32 Tagen flügge. Ausgeflogene Jungvögel bleiben zunächst in der Nähe des Nestes und werden von den Eltern noch bis zu einer Woche gefüttert. Der ersten Brut folgt im Regelfall eine zweite, bei der jedoch die Größe des Geleges etwas kleiner ist. Auch Drittgelege kommen im Süden des Brutgebietes vor. Späte Nestlinge sind allerdings der Gefahr ausgesetzt, dass die Elternvögel nicht mehr ausreichend Nahrung für sie finden.

Oft werden aus „Angst“ vor der Verschmutzung der Fassade die Nester von Mehlschwalbe und Rauchschwalben durch die Hauseigentümern entfernt. Dazu muss man wissen, dass es nach dem Bundesnaturschutzgesetz verboten ist, wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten, darunter fallen auch unsere Schwalbenarten, deren Nist-, Brut-, Wohn- oder Zufluchtsstätten der Natur zu entnehmen, sie zu beschädigen oder zu zerstören! Bevor man sich jedoch strafbar macht, sollte man durch das Anbringen von sogenannten Kotbrettchen unter den Nestern den Schmutzanteil verringern. Und denken sie daran: Schwalben bringen Glück! 

Im Garten selbst müssen wir jetzt dafür sorgen, dass, wie bereits im Vormonat, die Vogeltränke täglich mit frischem Wasser versorgt ist, damit die Vögel bei der z.T. heißen Witterung ihren Durst und ihr Badebedürfnis stillen können. Allerdings merken auch Jäger wie die Hauskatzen sehr schnell, dass es sich lohnt, in der Nähe einer solchen Vogeltränke bzw. eines Badeplatzes auf Beute zu lauern. Deshalb sollte die Vogeltränke frei aufgestellt werden, dass der badende oder trinkende Vogel eine heranschleichende Katze beizeiten bemerken kann. Zum anderen darf hier noch einmal darauf hingewiesen werden, dass lt. Gartenordnung Katzen in unseren Gartenanlagen nichts zu suchen haben!

Klaus Rost

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