Aus der Vogelwelt: Kleiber

Bild von Piet van de Wiel auf Pixabay

Jetzt kann man in den Baumärkten und Gartencentern Kleingärtner beim Kauf von Heckenpflanzen beobachten. Locken diese Einrichtungen doch mit „Angebotspreisen” für „schnellwachsende” Koniferen. Lebensbäume oder Thujen haben bei den Kleingärtnern Hochkonjunktur. Schließlich bewahren uns diese Pflanzen im Herbst vor einer Laubschwemme.

Vogelschutz beschränkt sich nicht nur auf den Bau und das Anbringen von Nistkästen und der Winterfütterung. Dazu gehört u. a. auch die Schaffung bestimmter Lebensräume für unsere Vögel. Wozu auch Anpflanzungen gehören.

Foto: Wikipedia – Kleiber am Stamm abwärts kletternd

Idealerweise sollte man sich für das Anpflanzen heimischer Gewächse entscheiden. Dabei haben wir die Wahl zwischen Heckenpflanzen, welche die Möglichkeit des Nestbaues für die Vögel bieten, und/oder fruchttragende Gewächse, deren Früchte im Herbst/Winter eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel bilden. Das Laub, welches die einheimischen Pflanzen abwerfen, lassen sie am besten dort liegen wo es hinfällt. Aus dem welken Laub bildet sich mit der Zeit ein idealer Boden für die natürliche Krautschicht, die in naturnahen Gärten unter Hecken wachsen sollte. In diesem „Unterholz” von Hecken leben zahlreiche Insektenarten, die letztendlich wiederum als Nahrung für unsere Vögel dienen. Mit dem Liegenlassen des Laubes helfen Sie überdies auch dem Igel, der seine Jungen in Laubnestern großzieht, die unter Reisig versteckt sind. Außerdem macht es diese Laubschicht den Fressfeinden der Vögel, zum Beispiel den Katzen, erheblich schwerer, sich geräuschlos an ihre Opfer anzuschleichen.

Trotzen wir also dem Modetrend und dem Ärgernis mit dem anfallenden Laub. Dadurch, dass unsere Gartenvögel in den Koniferen kaum Nahrung finden, bleiben sie unseren Gärten auch fern. Eine große Anzahl von Singvögeln ist für ihre Ernährung und die Jungenaufzucht auf Insekten angewiesen. Diese wiederum benötigen heimische Laubgehölze, um sich zahlreich ernähren zu können. Zu diesen einheimischen Heckenpflanzen, die auch einen Formschnitt vertragen, sind für die Pflanzung empfehlenswert: Buchsbaum, Weiß-/Hainbuche, Rotbuche, Feldahorn, Berberitze, Liguster, Kornelkirsche und Schneebeere. Der oft in der Literatur als heimisches Wildgehölz empfohlene Weißdorn sollte in unseren Kleingärten nicht angepflanzt werden, da er der Hauptwirt des Feuerbrandes ist!

Ein interessanter Vogel, der meist zuerst durch seine Stimme auf sich aufmerksam macht ist der Kleiber. Bereits im Februar vernimmt man den lauten, langgezogenen, einprägsamen, pfeifenden Reviergesang der Männchen. Er wird auch als Spechtmeise bezeichnet. Dieser Name beschreibt sowohl seine Lebensweise wie auch seine verwandtschaftlichen Beziehungen.

Ein weiteres typisches Merkmal ist, dass es ihm die starken Füße und Krallen ermöglichen, als einzigen heimischen Vogel mit dem Kopf voran abwärts zu klettern. Mit seinen geschickten Kletterkünsten, mit denen er an Baumstämmen und Ästen auf und ab klettert, sucht er nach Insekten und Spinnen, die sich in den Ritzen der Borke verstecken oder auf Blättern zu finden sind. Neben Insekten ernährt sich der Kleiber auch von Baumsamen und Nüssen.

Als Höhlenbrüter bevorzugen Kleiber alte Laub- und Mischwälder, in denen sich Baumhöhlen finden lassen. Sie sind aber auch in Feldgehölzen, Gärten und Parks anzutreffen. Nistkästen werden durchaus gern angenommen und bei Bedarf nach Art des Kleibers auf das richtige Format angepasst. Das heißt, die Höhleneingänge vermauert er mit einem Gemisch aus Erde und Speichel, um nur eine seinem Körperdurchmesser entsprechend große Öffnung von etwa 3,5 cm Durchmesser zu belassen, damit Raubzeug ferngehalten wird. Die Klebearbeiten werden fast ausschließlich vom Weibchen ausgeführt. Durch das Kleben wird aber nicht nur ein großer Höhleneingang verengt. Vielmehr werden von innen in der Bruthöhle alle scharfen Kanten, Ritzen oder auch Spalten verklebt, im Nistkasten auch rechtwinklige Ecken zwischen aufeinander stoßende Seiten. Nistkästen lassen sich durch das Verkleben meist nicht mehr öffnen. Von der Eigenart des Verklebens ist wahrscheinlich auch der Name Kleiber abgeleitet.

Der Kleiber ist etwa sperlingsgroß (14 cm). Die Oberseite ist blaugrau, seine Unterseite mehr oder minder hellbeige bis rostbraun, die Kehle ist weiß. Vom Schnabelgrund läuft ein schwarzer Streifen durch das Auge. Männchen und Weibchen sind fast gleich gefärbt. Männchen mit kastanienbraunen, Weibchen mit blassbraunen Unterschwanzdecken. Der Kleiber hat so kräftige Füße, dass er beim Klettern auf einen Stützschwanz, wie ihn Spechte und Baumläufer besitzen, verzichten kann. Der längliche, gerade Schnabel, den er als kräftigen Meißel einsetzen kann, um Insekten aus morschem Holz zu hacken, brachte ihm den bereits oben erwähnten Zweitnamen „Spechtmeise” ein.

Er baut kein eigentliches Nest, sondern beide Partner tragen nur feine Rindenstücke, vornehmlich Spiegelrinde der Kiefer oder trockenes Laub mit einigen Holzstückchen als Unterlage für das Gelege ein. Das Weibchen legt im April oder Mai sechs bis acht rotbraun gefleckte Eier, die den Meiseneiern ähneln. Verlässt der Vogel seine Nisthöhle auch nur für kurze Zeit, deckt er die Eier mit Blättern zu. Die Brut dauert im Schnitt zwischen 14 und 15 Tagen, die Jungvögel bleiben nach dem Schlüpfen noch 22 bis 25 Tage im Nest. Beim Ausfliegen sind die jungen Kleiber schon sichere Flieger. Da der Kleiber bei uns eine der am frühesten brütenden Arten ist, können späte Fröste zum Tode der gesamten Brut führen. Infolge der langen Brut- und Nestlingszeit erfolgt nur eine Jahresbrut. Während Amseljunge bereits mit 13 Tagen das Nest verlassen, sind die jungen Kleiber bei diesem Alter noch fast nackt.

Als Stand- und Strichvogel bleiben die Kleiber den Winter über mit ihrem Partner im angestammten Revier. An den Futterstellen ist der Kleiber ein häufiger Gast, wo er gerne Sonnenblumenkerne frisst oder sich an Meisenknödeln sättigt. Desweiteren ernährt er sich in der kalten Jahreszeit aber auch von Eicheln, Bucheckern und Nüssen. Diese werden oft in Baumritzen geklemmt und dort aufgeklopft. Oftmals versteckt der Kleiber Nahrung in Rindenspalten, die er dann mit Moos und Flechten tarnt. So betreibt er eine effiziente Vorratshaltung. In Ermangelung von großen, alten Bäumen mit natürlichen Höhlen in unseren Kleingärten bleibt seine Ansiedlung auf Nistkästen mit einem Fluglochdurchmesser von etwa 35 mm beschränkt. Zum anderen können wir ihm mit einer artgerechten Winterfütterung über die kalte Jahreszeit helfen. Kleiber werden im Durchschnitt 2-3 Jahre alt. Die ältesten beringten Kleiber erreichten ein Alter von 9 Jahren.

Klaus Rost

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