Aus der Vogelwelt: Bachstelze

Bild von Mabel Amber auf Pixabay
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Die Brutzeit hat ihr Ende gefunden. Die Zugvögel rüsten für die Reise ins Winterquartier. Als erste verlassen uns extreme Langstreckenzieher, die auch am spätesten aus ihren Winterquartieren zurückkamen und sind meist auch nur 3 Monate im Jahr bei uns, wie Mauersegler oder Pirol. Während unsere Buchfinkenweibchen den Winter in Südfrankreich oder Spanien verbringen, fliegen die Zaungrasmücken bis nach Abessinien (Äthiopien) oder dem Sudan. Die Mönchsgrasmücke zieht sogar bis nach Südafrika. Dort verbringen auch unsere Störche den Winter. Zweimal im Jahr müssen sie die gewaltige Strecke von 10.000 km zurücklegen. 

Im Allgemeinen bleibt für den Wegzug mehr Zeit als für den Heimzug im Frühjahr. Daher vollzieht sich der Herbstzug in Etappen, zwischen denen an geeigneten Rastplätzen auch längere Pausen eingelegt werden. Sie sind wichtig, um für den weiten Flug nötige Energie aufzutanken und auch die bei einigen Arten oft noch in die Zugzeit hineinreichende Mauser zu beenden.

Vor allem während der heißen Tage im Hochsommer ist es für unsere heimischen Vögel mitunter schwierig, Wasserstellen zu finden. Unter den Strahlen der Sonne verdunstet das Wasser rasch aus Pfützen, Bächen oder kleinen Tümpeln und oftmals fällt im Hochsommer tage- oder gar wochenlang kein Regen.

Durst leidende Vögeln oder jene gefiederten Gästen im Garten, die einfach nur ein erfrischendes Bad zur Abkühlung oder zur Pflege ihres Gefieders nehmen möchten, kann man durch das Aufstellen einer Vogeltränke einen wichtigen Dienst erweisen. Allerdings merken auch Jäger wie die Hauskatzen sehr schnell, dass es sich lohnt, in der Nähe einer solchen Vogeltränke beziehungsweise eines Badeplatzes auf Beute zu lauern. Deshalb sollte die Vogeltränke frei aufgestellt werden, dass der badende oder trinkende Vogel eine heranschleichende Katze beizeiten bemerken kann. Zum anderen darf hier noch einmal darauf hingewiesen werden, dass gemäß Gartenordnung Katzen in unseren Gartenanlagen nichts zu suchen haben.

Zu den seltener in unseren Gärten vorkommenden Singvogelarten gehört die Bachstelze. Sie ist die in Deutschland bekannteste der drei vorkommenden Stelzenarten. Neben der Bachstelze gibt es noch die Schafstelze und die Gebirgsstelze. Bei diesen beiden Arten dominiert die Farbe Gelb im Gefieder. Bei der Bachstelze herrscht schwarz und weiß im Aussehen vor. Auffallend an dem sperlingsgroßen Vogel sind der lange schwarze Schwanz mit weißen Außenfedern und die schlanken hohen Beine. Im Prachtkleid ist das Männchen am Kopf und Nacken sowie Kehle und Vorderbrust schwarz, der Rücken ist hellgrau, die Stirn, Kopfseiten und Unterseite sind weiß. Das Weibchen ist sehr ähnlich gefärbt, jedoch etwas blasser im Gesamteindruck.

Die Bachstelze kommt in ganz Europa vor, hauptsächlich in bewohnten Gegenden meist in der Nähe von Wasser, aber auch im Gebirge, in und neben Dörfern, auf Viehweiden, nicht aber auf Wiesen mit hohem Gras, häufig bei Kuh- und Schafherden, sehr oft auch hinter dem Ackerpflug. Daher kommt auch sein volkstümlicher Name „Ackermännchen”.

Die Bachstelze ist in unseren Breiten ein Sommervogel, wobei in milden Wintern bereits auch Überwinterungsversuche beobachtet wurden. Der Abzug nach West- und Südeuropa, aber auch in die in Nordafrika liegenden Winterquartiere erfolgt im Oktober. Die Rückkehr ins heimische Brutrevier vollzieht sich im Februar/Anfang März. 

Als Halbhöhlenbrüter errichtet sie ihr Nest in Nischen von Gebäuden, Mauern, Erdwänden und Felsen, in hohlen Kopfweiden, unter Baumwurzeln, im Efeugerank, in Holzstößen und Bretterstapeln, auf Querbalken in Schuppen, Viehhütten und unter Dächern. Aber auch in an Gebäuden angebrachten Halbhöhlen. Das Nest ist ein aus kleinen Wurzeln, Halmen, trockenen Blättern, Moos und Fasern kunstlos zusammengefügter Bau der innen mit Tierhaaren und Federn ausgepolstert ist. Es nimmt pro Brut 5 bis 6 weißliche Eier auf, die mit grauen Punkten und kleinen Flecken dicht besetzt sind. Es werden von Mitte April bis Juli zwei Jahresbruten durchgeführt. In Ausnahmefällen kann es zu einer dritten Brut kommen. Wie bei fast allen Vogelarten dieser Größenordnung liegen die Brutdauer bei 12 bis 14 Tagen und die Nestlingszeit zwischen 13 und 15 Tagen.

Die Nahrung der Bachstelze besteht hauptsächlich aus Insekten, die vornehmlich vom Boden aufgenommen werden. Dazu werden gänzlich unbewachsene Flächen oder mit niedrigem Pflanzenwuchs versehene Stellen bevorzugt aufgesucht. Gern sind sie in der Nähe von Viehställen, wo sie auf Dunghaufen ein großes Nahrungsangebot vorfinden. Auf Wiesen und Weiden begeben sie sich nur dann, wenn diese eben gemäht oder abgeweidet, in jedem Fall aber kurzgrasig sind. Wenn die Felder abgeerntet sind, finden sie sich auch hier ein. In den Furchen der frisch geackerten Felder suchen sie das vom Pflug freigelegte Kleingetier in nur geringer Entfernung zum arbeitenden Menschen. Auf Bäumen vorkommende Beutetiere (Blattläuse, Schmetterlingsraupen) werden zwar auch von den Blättern abgelesen, häufiger aber am Morgen auf dem Boden aufgesammelt, wenn die Insekten nach kühler Nacht von den Bäumen gefallen sind. Sie nehmen nur solche Nahrung auf, die offen zutage liegt. Unter Blättern u. ä. verborgene Kerbtiere bleiben unbehelligt.

Wenn die oben genannten Umlandbedingungen zusagend sind, kann man an der Laube, an Schuppen und ähnlichen Gebäuden unter vorspringenden Dächern und Giebeln mit wenig Mühe Querbrettchen anbringen, die sich als Nestunterlage eignen. Aber auch eine komfortabler aussehende Halbhöhle hilft zur Ansiedlung von Halbhöhlenbrütern, zu denen neben der Bachstelze auch die beiden Rotschwanzarten und der Grauschnäpper zählen.

Im Garten muss jetzt dafür gesorgt werden, dass die Vogeltränke ständig zur Verfügung steht. Auf allen unabgedeckten Wasserbehältnissen, auch dem Pool, sollte ein Schwimmbrett aufgelegt werden. Es soll verhindern, dass Jungvögel in dieser Wasserfläche ertrinken. Muldenförmige Vertiefungen, die da und dort gelegentlich im Gar­ten auf frisch gelockerten Beeten zu finden sind, rühren von Sperlingen her. Diese nehmen gern ein Sand- oder Erdbad, um sich von Parasiten zu befreien, die sich in ihrem Gefieder aufhalten. Ab Monatsmitte ist die Sangeszeit der Vögel vorüber. Mit Abschluss der Brut entfallen die Reviervertei­digung und damit auch der Ge­sang. 

Klaus Rost

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