Aus der Vogelwelt: Star

Während die im Winter bei uns verbliebe­nen Vögel, wie Haus- und Feldsperlinge, Kohl-, Blaumeisen und Kleiber bei günstigen Wetterbedingungen bereits Nistmaterial in die künftige Brutwohnung eintragen, für diese Arten reicht ein Fluglochdurchmesser von 32 mm, hat sich auf dem Nistkasten mit einem größeren Einflugloch (46 mm) das Starenmännchen niedergelassen und versucht mit einem wohltuenden Gesang ein Weibchen anzulocken, mit dem es in diesem Jahr für Nachwuchs sorgen möchte. Der Gesang ist sehr vielseitig; pfeifende, schmatzende und schnarrende Laute werden mit Imitationen anderer Vogelgesänge vermischt und, von einem raschen Flügelschlagen begleitet, vorgetragen.

Der Star ist deutlich größer als ein Sperling, doch kleiner als eine Amsel. Das Männchen ist im Frühjahr schwarz gefärbt und das Gefieder schillert grün bis purpur (Metallglanz). Im Herbst und Frühwinter ist das Gefieder der Altvögel mit vielen weißen Tupfen übersät. Während dieser Zeit wird er auch als „Perlstar” bezeichnet. Diese hellen Federsäume reiben sich bis zum Frühjahr größtenteils ab. Das Gefieder der Weibchen ist bräunlicher.

Sein Nest errichtet der Star in irgendwelchen Höhlen, bei uns in den Gärten besonders in Nistkästen, vorausgesetzt das Einflugloch hat die entsprechende Größe von 46 mm (siehe oben), in natürlichen Baumhöhlen, in Spechthöhlen und in Mauerlöchern. Der Nistplatz wird von Männchen ausgesucht und muss bisweilen gegen andere Interessenten (Haussperlinge, Mauersegler) hart verteidigt werden. Das Nest ist ein recht „liederlicher” Bau aus Strohhalmen, Fasern und Federn zusammengefügt und wird gelegentlich mit frischen Blüten ausgelegt. Solches Verhalten finden wir aber meistens nur bei unbeweibten Starenmännchen. Sie bauen ein sogenanntes Werbenest. Es lässt immer auf Junggesellen schließen, wenn wir Blätter oder Blumen als fast ausschließliches Nistmaterial im Kasten finden. Als solcher Blumenschmuck wurden bisher Primeln, Leberblümchen, Krokus, Stiefmütterchen, Löwenzahn, Scharbockskraut, Flieder, Lungenkraut, Blütenblätter der gelben Narzisse, Obstblüten, Scilla, Salat sowie Keimlinge von Bohnen und Erbsen nachgewiesen.

Nach erfolgter Verpaarung wird der Nestbau dann vom Weibchen meist allein fortgeführt. Das Gelege umfasst 4 bis 6 hellblaue Eier, die von beiden Partnern abwechselnd bebrütet werden. Die Brutzeit dauert ungefähr 14 Tage. Im Alter von drei Wochen wagen es die Jungen, zum ersten Mal ihre Bruthöhle zu verlassen. Es können zwei Jahresbruten stattfinden.

Das Ansiedeln von Staren mit Hilfe von künstlichen Bruthöhlen geht übrigens weit über 300 Jahre zurück. Es mag uns heute eigenartig erscheinen, wenn wir erfahren, dass dieses Nistkastenaufhängen ursprünglich dazu diente, die Strarnestlinge vor dem Ausfliegen auszunehmen und zu verspeisen. So dürfte die auch heute noch mancherorts gebräuchliche Bezeichnung „Starenmäste” hierauf zurückgehen, weil die Jungstare darin von ihren Eltern nur für Küchenzwecke gemästet werden sollten. Übrigens, so eine „Starenmäste” können sie auch in der Vogelschutzlehrstätte besichtigen.

Nach dem Nisten schließen sich die Stare zu Schwärmen zusammen und suchen mit Vorliebe Obstgärten mit Kirschbäumen auf. Im Herbst „besuchen” sie oft in großen Schwärmen die Weinberge, wo sie jedoch unerwünschte Gäste sind. Hier werden sie mit lauten Böllerschüssen vertrieben.

Kleingärtner sind erfinderisch, wenn es darum geht, den Star von den Süßkirschen fernzuhalten. Das reicht vom Anbringen von Alu- oder Folienstreifen im Kirschbaum, die das Licht spiegeln, dem Aufhängen von CDs und/oder DVDs die ebenfalls das Licht reflektieren, selbst das Anbringen eines Starkastens im Kirschbaum soll andere Stare vom Einfallen in den Baum abhalten, da das Brutpaar sein unmittelbares Brutareal gegen Eindringlinge verteidigt. Aber bisher gibt es kein 100%iges Mittel. Wichtig ist, dass das Scheuchmittel nur eine Kurzzeitwirkung hat (max. 3 Tage) und immer wieder ausgewechselt bzw. umgehangen werden muss.

Starkästen, mit einem Fluglochdurchmesser von 46 mm, sollten in unseren Kleingärten jedoch sparsam aufgehangen werden, auch wenn es ein „Ohrenschmaus” sein kann, dem Starenmann beim Gesang von seinem Kasten aus zu beobachten, mit dem er um ein Weibchen buhlt. Da der Star gebietsweise als Schädling während der Obsternte auftritt, sollte die Vermehrung auch nicht über Gebühr gefördert werden.

Stare können in Einzelfällen ein Alter von über 20 Jahren erreichen, wie Ringfunde belegen: Ein in Dänemark beringter Star erreichte ein Alter von 22 Jahren und 11 Monaten, ein in Deutschland beringter Star wurde 21 Jahre und vier Monate alt.

Die Revierbesetzung und damit die Brutzeit kündigt jetzt ein von Woche zu Woche zunehmendes Vogelkonzert an. Die am letzten Wochenende des Vormonates stattgefundene Umstellung auf Sommerzeit kommt dem Vogelbeobachter entgegen: Im April kann er die gewonnene Stunde gut nutzen und muss nicht allzu früh aufstehen, um den morgendlichen Höhepunkt des Gesanges zu erleben. Mitunter lassen sich so bereits mehr als 15 verschiedene Singvogelarten in einer einzigen Morgenstunde feststellen. Unter ihnen auch der zum Vogel des Jahres 2011 ausgewählte Gartenrotschwanz, der bei Dämmerungsbeginn zu einem der Ersten gehört, der das tägliche Vogelkonzert eröffnet.

Auch sollten wir unseren Hecken, solange sie noch nicht voll belaubt sind, einer öfteren Inspektion unterziehen. Denn jetzt lassen sich Nestanfänge von freibrütenden Vogelarten leichter entdecken.

Ab dem 17. April 2011 ist wieder jeden Sonntag die Vogelschutzlehrstätte im Kleingärtnerverein „Am Kärrnerweg”, von 9.00 – 12.00 Uhr geöffnet. Gruppen haben die Möglichkeit nach telefonischer Voranmeldung unter 0341-4772753 einen Termin außerhalb der Öffnungszeit zu vereinbaren.

Klaus Rost

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